In Vals geht der Wolf um
Wölfe ziehen diesen Winter regelmässig durchs Bündner Dorf. Wird es dunkel, lassen Eltern ihre Kinder nicht mehr nach draussen. Die Sorgen bei Bauer Loretz sind gross, und die Wut im Ort wächst.
Die Haare liegen noch im Gras neben dem Holzzaun, ganz grau sind sie geworden. Vor drei Tagen hat ein Wolf im Garten von Patrick Loretz ein Reh gerissen. Mitten in Vals. Mitten im Dorf. Eine Nachbarin habe die Schreie des Rehs um fünf Uhr morgens gehört, erzählt Loretz. Er hingegen liess sich nicht davon wecken. «Dabei ist unser Schlafzimmer gleich hier.» Er zeigt auf ein Fenster im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses, wenige Meter entfernt.
Es ist ein windiger Tag Anfang März im Valsertal. Schnee liegt im Bergdorf mit seinem weltberühmten Thermebad schon länger nicht mehr. Drückt der Föhn vom Valserberg herunter, werden die Haarbüschel über den Sandkasten verteilt und in die Spielhütte neben dem Zaun geblasen. Die fünf Kinder von Patrick Loretz und seiner Frau spielen hier. Diese Nähe zu seiner Wohnung, zu den Kindern macht ihm Sorgen. «Was, wenn die Kleinen in einem blöden Moment einem Wolf begegnen?»
Wölfe auf dem Schulweg
Loretz ist Bauer, er hat drüben auf der anderen Seite des dünnen Valser Rheins seinen Stall. 30 Kühe, 30 Schafe. Loretz hat schon Tiere an den Wolf verloren. Jeder Verlust tue weh, sagt er. «Damit kann ich aber bis zu einem gewissen Grad leben, das gehört für einen Schafhalter heute dazu.»
Aber es könne doch nicht sein, dass er seinen ältesten Sohn, acht Jahre alt, nach dem Eindunkeln nicht mehr zum Spielen rauslassen könne. «Und es kann doch nicht sein, dass wir unsere Kinder von der nahen Schule abholen müssen, weil Wölfe auf dem Schulweg direkt entlang des Rheins gesichtet werden.» Im November wurde neben dem Pausenplatz ein aufgerissenes Schaf gefunden, die Eingeweide quollen heraus. «Ich bin kein ängstlicher Mensch. Aber das ist nicht gut für die Kinder. Nicht gut für uns alle.»
Der junge Bauer wählt seine Worte mit Bedacht. Poltern ist nicht seine Sache. Das gilt für die meisten hier in diesem Tal. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Vals, eingewanderte Walser, sind eine Minderheit im Bündnerland. Sie gelten als nüchterne Zeitgenossen. Während in den vergangenen Jahren rundherum Wölfe bei vielen für rote Köpfe sorgten, blieb es in Vals ruhig. Wolfsangriffe fanden nur in den Nachbartälern statt. Die Valser blieben verschont. Es war wie ein Wunder.
Damit ist es seit vergangenem Herbst vorbei. Das hat mit dem Rudel zu tun, das sich laut dem Bündner Amt für Jagd und Fischerei (AJF) 2022 neu gebildet und neben dem Lugnez das Valsertal zu seinem Gebiet gemacht hat. Leittier des Wannaspitzrudels ist ein Abkömmling vom Beverinrudel; jenem Rudel, das vom mittlerweile abgeschossenen Problemwolf M92 geprägt war.
Das AJF bestätigte für Vals im November 2022 fünf Wolfsübergriffe auf Schafe, sieben starben, eines wird noch vermisst. Die Risse fanden «mitunter unmittelbar bei den Häusern statt», heisst es beim Amt. Im Januar und Februar 2023 seien zudem drei gerissene Rehe gefunden worden. Zwei im Dorf. Bei einem davon handelt es sich ums Tier, das neben dem Schlafzimmer von Patrick Loretz frühmorgens am 27. Februar zu Tode kam.
Arno Puorger vom Amt für Jagd und Fischerei, sagt: «In Vals war die Wolfspräsenz im Spätherbst und Winter trotz der durch die Wildhut getroffenen Massnahmen tatsächlich zeitweise sehr deutlich sichtbar.»
«Wir fordern die Entnahme der Dorfwölfe.
Zur Wahrung der Sicherheit und des Dorffriedens.»
Auszug aus dem offenen Brief an die Kantonsregierung
Bereits Anfang Jahr fand in der Valser Mehrzweckhalle Glüs ein Informationsabend zum Thema Wolf statt. Über 600 Personen kamen, mehr als die Hälfte aller Einwohner von Vals. Der Tenor: So kann es nicht weitergehen. Nicht so nahe. Nicht im Dorf.
Eine Unterschriftensammlung wurde lanciert. Sie sollen einem offenen Brief an die Regierung des Kantons Graubünden zusätzliche Kraft verleihen. Gefordert wird darin die sofortige «Entnahme» der sogenannten Dorfwölfe, also der Abschuss. «Zur Wahrung der Sicherheit und des Dorffriedens.» 560 Unterschriften kamen zusammen. In diesen Tagen ging das Bündel mit dem harsch verfassten Brief nach Chur, in die Kantonshauptstadt. Eine Antwort steht noch aus.
Annette Vieli ist eine der Initiantinnen der Aktion; eine, die schnelle Massnahmen fordert. Sie sitzt in ihrem Wohnzimmer mit Blick auf Vals. Der Bauernhof der Vielis liegt erhöht am Hang. «Genau im Streifgebiet der Wölfe.»
Die regelmässigen Züge der Raubtiere sorgen dafür, dass die Herdenschutzhunde des Nachbarn seit Wochen in heller Aufregung sind, alles und jeden verfolgen. Auch Annette Vielis Tochter kamen die Hunde schon bedrohlich nahe. Valeria fährt jeweils mit dem Töffli im Morgengrauen ins Dorf. Sie macht dort die Lehre.
Doch seit die Hunde wegen der Wölfe so nervös sind, getraut sich Valeria im Morgengrauen nicht mehr allein auf den Weg. Die 17-Jährige sitzt auch am Tisch im Wohnzimmer, erzählt von ihrer Angst und davon, dass sie diese eigentlich nicht haben sollte. «Ich höre immer wieder, ich solle doch nicht so tun.»
Aber sie habe halt Angst, sagt Valeria. Tränen kullern. Die Mutter sitzt daneben und versucht, nicht zu weinen. 52 Kühe haben die Vielis, 25 Ziegen. Und jetzt auch noch der Wolf, der ihre Existenz bedroht. Mit dem Auto fährt die Familie die Tochter täglich zweimal ins Dorf. Für die Vielis ist dieser Fahrdienst eine Belastung.
«Die Bewegungsfreiheit, die Natur.
Das macht doch das Leben hier oben aus, huara Saich!»
Bäuerin Annette Vieli
Vor allem passt es nicht ins Selbstverständnis einer Bauernfamilie. Sie haben den Kindern schon früh Selbstständigkeit gelehrt. «Die Bewegungsfreiheit, die Natur. Das macht doch das Leben hier oben aus, huara Saich!» Annette Vieli sagt irgendwann zu ihrer Tochter: «Ewig können wir das nicht mehr machen, gell.» Jetzt weinen beide.
Tollwut und Beutemangel
«Die Angst der Leute ist legitim», sagt David Gerke. Er ist Geschäftsführer der Gruppe Wolf Schweiz und natürlich nicht daran interessiert, weiter Ängste zu schüren. Der Tieraktivist will vielmehr damit ausdrücken, dass er die Emotionen von Leuten wie Bauer Patrick Loretz oder Annette Vieli ernst nimmt. «Historisch gesehen, gab es durchaus Zeiten, als der Wolf für den Menschen gefährlich war.» Das habe, so Gerke, meist zwei Gründe gehabt: Tollwut und Beutemangel. Beides gebe es heute nicht mehr.
Laut David Gerke sprechen die Zahlen für sich. Laut einer von mehreren Umweltverbänden in Auftrag gestellten norwegischen Studie ist die Zahl der Wolfsangriffe in den letzten zwei Jahrzehnten europaweit so klein, dass sie statistisch kaum messbar ist. «Vom Wolf geht keine Gefahr aus», erklärt Gerke.
Aber er sagt auch, dass Wölfe in Dorfnähe auch von der Gruppe Wolf Schweiz nicht erwünscht sind. «So wie in Vals – das wollen wir nicht. Darum unterstützen wir dort eine Regulierung.»
Wölfe, die im Dorf regelmässig auftauchen, sollen also geschossen werden. «Eine Regulierung wurde bereits vollzogen», erklärt Arno Puorger vom Amt für Jagd und Fischerei. (AJF). Die Wildhut habe die Wölfe des Wannaspitzrudels bereits im Sommer und Herbst mehrmals vergrämt, später drei Jungtiere des Rudels im Rahmen einer durch das Bundesamt für Umwelt bewilligten Regulierung jeweils in Siedlungsnähe erlegt – auch in der Nähe von Vals.
Tot ist auch der Wolf, der regelmässig in Dorfnähe gesichtet wurde und eine Verletzung aufwies. Er wurde just an dem Tag geschossen, an dem Bauer Patrick Loretz vor seinem Schlafzimmerfenster den Rehriss entdeckte. Einen Zusammenhang gebe es aber nicht, so Puorger vom AJF. «Der Abschuss des verletzten Wolfs erfolgte allein aufgrund des Verletzungszustandes.»
Beruhigen vermag das Patrick Loretz nicht. Seinen Kindern hat er geraten, bei einer Wolfsbegegnung den nächsten Hauseingang aufzusuchen. Und nicht zu rennen. Bäuerin Annette Vieli hofft auf den Frühling, dann wenn es wieder früher hell wird. Und ihr ausserordentlicher Fahrdienst endet, vorerst.
Donnerstag, 09. März 2023 / Quelle: Tagesanzeiger
Donald Hess: Ein Unternehmer, der vom Bier über das Valserwasser zum Wein kam
Bekannt war der Berner vor allem für seine Weine aus Übersee. Doch der innovative Unternehmer hat auch in anderen Bereichen Spuren hinterlassen. Ein Nachruf.
Eigentlich deutete bei Donald Hess alles auf ein Leben rund ums Bier hin. Der ursprünglich aus Bayern eingewanderten Familie gehörten seit mehreren Generationen die Steinhölzli-Brauerei in Bern Liebefeld und diverse Restaurants in der Stadt. Aber es sollte anders kommen. Als Hess im Alter von 20 Jahren in München gerade eine Ausbildung zum Braumeister absolvierte, starb plötzlich sein Vater. Zurück in Bern, musste sich der Sohn von einem Tag auf den anderen um die Zukunft des Unternehmens kümmern, seine Schwester zahlte er aus.
Dominierendes Bierkartell
Doch es waren die Zeiten des Bierkartells, der Absprachen, der Marktaufteilung. Den Ton gaben die grossen Schweizer Brauereien an. Für einen originellen Macher wie Hess, der sich für neue Ideen zur Vermarktung interessierte, war der Spielraum begrenzt. Eine Nische fand er in der Belieferung der Migros mit alkoholfreiem Bier (Roc). Dennoch verkaufte er die Brauerei Steinhölzli 1968 an die Freiburger Konkurrentin Cardinal, die dort den Betrieb dann 1973 einstellte.
Fortan expandierte Hess vor allem im Wassergeschäft. Bereits 1961 hatte er nämlich zu Diversifikationszwecken die St. Petersquelle in Vals übernommen. Sukzessive baute er das bis dahin unbedeutende Mineralwasser zu einer schweizweit bekannten Marke auf. Dabei halfen einprägsame Werbekampagnen, der Vertrieb mit Fahrern, die auf Franchise-Basis arbeiteten, sowie das Konzept des Harassen-Heimlieferdienstes. Letztgenanntes hatte Hess bei einem der beiden Mitinvestoren aus Deutschland abgeschaut.
Coca-Cola kauft Valser
Als Hess Valser 2002 an Coca-Cola verkaufte, kamen hierzulande fast schon patriotische Abwehrreflexe auf. Die Ängste vor einer – wie auch immer gearteten – «Amerikanisierung» des Valserwassers sollten sich als unbegründet erweisen. Der Grund für den Ausstieg der Hess-Gruppe damals war ein zunehmend schwierigeres Marktumfeld mit immer grösseren Akteuren sowie Konkurrenz durch Billigmineralwasser aus dem Ausland.
Das Wasser war es jedoch, das Hess zum Wein führen sollte: Am Anfang seiner ersten Investition im Napa Valley stand nämlich in den 1970er Jahren die Suche nach einer neuen Quelle. Das Unterfangen mit dem kalifornischen Mineralwasser verlief jedoch erfolglos.
Positiv überrascht vom Wein aus der Gegend – und von den im Vergleich zu Europa günstigen Bodenpreisen –, begann Hess schliesslich selber mit dem Anbau von Trauben, und zwar auf dem Mount Veeder. Also nicht im Tal, wie damals üblich, sondern an einer Hanglage. Geld für dieses neue Projekt hatte Hess auch darum, weil er kurz zuvor Hotels in Marokko verkauft hatte.
Beim Entscheid für den Kauf der Rebberge spielte eine Erinnerung an seine Anfänge als Unternehmer mit: Hess hatte kurz nach dem Tod des Vaters das hübsche, aber renovationsbedürftige Schlösschen Coinsins im Waadtland, das sich im Familienbesitz befand, und die dazugehörigen Rebberge verkauft. Eine Entscheidung, die er jedoch schon kurz danach bereute – hatte ihm sein Vater doch eingeschärft, Grundbesitz niemals zu verkaufen. Insofern war die Akquisition eines Weinguts in Kalifornien auch eine Art Versöhnung mit der Vergangenheit.
Seit 2001 besitzt die Hess-Gruppe auch Weingüter in Argentinien. Zur Bodega Colomé gehören einer der höchstgelegenen Rebberge überhaupt (3111 Meter über Meer) und – wie im Napa Valley – ein Kunstmuseum. Von den Engagements in Australien, wo die Gruppe eine Mehrheitsbeteiligung am Weinproduzenten Peter Lehmann hatte, und in Südafrika hat sich das Unternehmen mittlerweile wieder getrennt. Doch noch immer ist der Weinhandel mit einem Absatz von rund 10 Millionen Flaschen pro Jahr der bedeutendste Bereich im Hess-Imperium – vor Immobilien und der Sammlung zeitgenössischer Kunst.
Nach einem Abstecher nach London, wo er in den 1990er Jahren vorübergehend lebte, verschob sich sein Lebensmittelpunkt später wieder nach Bern bzw. zum Landsitz Rörswil in Ostermundigen. Auch wenn Hess in seinem Auftreten zuweilen etwas von einem Grandseigneur hatte, so blieb er doch stets bescheiden und bodenständig, mochte Hunde, Backgammon, die NZZ. Seit seiner Jugend war er ein begeisterter Boxer und hat auch später noch privat bei sich zu Hause trainiert – und manchmal einen neuen Manager in den Ring geladen.
Bei aller Faszination für das Reisen und die Neue Welt: Die Schweiz war sein sicherer Hafen. Nach einer gewissen Zeit im Land wurde er aber jeweils kribbelig, und es zog ihn wieder in die Ferne.
Firmen gehören Trust
Um seine Unternehmensgruppe zu erhalten, hat Donald Hess seine Firmen und seine Besitztümer bereits vor Jahren in einen Trust nach angelsächsischem Recht eingebracht. Seine Nachkommen profitieren zwar so von den Erträgen, besitzen aber keine Aktien an dem Gebilde.
Damit ersparte er seiner Tochter, seiner zweiten Frau Ursula und deren beiden Töchtern eine Situation, wie er sie selbst als Zwanzigjähriger angetroffen hatte: dass plötzlich überhastet strategische Entscheide getroffen werden müssen. Zudem sind die Schwiegersöhne, die Ehemänner von Hess’ Stieftöchtern, schon länger ins Geschäft eingebunden. Die Voraussetzungen, dass sich die Gruppe auf dem von ihrem Gründer vorgespurten Weg weiterentwickeln kann, scheinen günstig.
Am 30. Januar ist Donald Hess im Alter von 86 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben.
Mittwoch, 01. Februar 2023 / Quelle: NZZ
Wenn der Starkoch geht, ist Krise im Hotel
Die Kündigung von Sternekoch Mitja Birlo ist für das «7132»-Hotel in Vals ein herber Verlust. Auch andere Bündner Luxusherbergen tun alles, um bei den Gourmets zu punkten.
Der Abschied von Mitja Birlo im «7132»-Hotel in Vals und die Folgen
Für den Gault Millau war es schlicht «der Knall» gewesen in der zweiten Januarwoche. Dass Mitja Birlo seinen Vertrag mit dem Thermen-Hotel «7132» in Vals auflöst und das hochgelobte Restaurant «Silver» dort seinem Schicksal überlässt, das überraschte selbst das in der Branche stets gut informierte Newsportal. Immerhin hatte man den 38-Jährigen erst vor gut einem Jahr zum Schweizer «Koch des Jahres» gekürt. Und bei der Gourmetführer-Konkurrenz, dem Guide Michelin, hatte Birlo gerade zum vierten Mal die wohl noch wertvollere Auszeichnung, die zwei Sterne, erhalten. Bereits am nächsten Tag musste der Gault Millau schon den nächsten «Hammerschlag» melden. Diesmal betraf es die Bündner Nachbarschaft; das «Chedi» in Andermatt verliert seinen ebenfalls mit zwei Sternen dekorierten Koch Dietmar Sawyere. Und als diese Woche schliesslich auch noch Jeroen Achtien beim «Vitznauerhof» kündigte, erklärte der Gault Millau 2023 zum «Flugjahr für Starchefs».
«Tschuggen»-Hotels profitieren von Michelinsternen für «La Brezza»-Restaurants
Die Aufregung um die abtrünnigen Meister am Herd zeigt, wie stark die Hotellerie heute auf Spitzenkräfte im Gourmetbereich angewiesen ist. Es reicht schon lange nicht mehr, den Gästen im gediegenen Speisesaal das klassische Halbpensionsmenü aufzutischen und zur Abwechslung vielleicht noch ein Fonduestübli einzurichten. Sich mit einem Genusstempel zu schmücken, dessen Küche von einem bekannten Namen geführt wird, gehört zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. «Schon vor zehn Jahren sahen wir, dass dies an einem Ort wie St. Moritz für die Positionierung eines Top-Hauses einfach nötig ist», sagt Leo Maissen, CEO der Tschuggen Hotel Group. Inzwischen macht nicht nur das Gourmetlokal der Gruppe im «Carlton» in St. Moritz von sich reden. Besonders gross war die Freude, als diesen Herbst der Guide Michelin die Kochkunst des 30-jährigen Marco Campanella mit zwei Sternen belohnte. Und das gleich doppelt, nämlich sowohl für das «La Brezza» im Hotel «Eden Roc» in Ascona sowie für sein Winterquartier, das «La Brezza» im «Tschuggen» in Arosa. Auch der Gault Millau zog da jetzt nach und gab Jungstar Campanella je 18 Punkte für Ascona und Arosa. Eine seltene Ehre.
Zu reinen Pilgerstätten für die sogenannten Foodies oder Gourmet Travellers, wie es etwa Fürstenau mit Andreas Caminadas drei Restaurants ist, sind die Grandhotels damit aber noch nicht geworden. «Für die meisten unserer Gäste sind die Sternerestaurants eine schöne Zugabe, ein Highlight, das sie sich während ihres Aufenthaltes einmal gönnen», meint Maissen.
Aufstieg von Sven Wassmer – von Vals zum «Resort Ragaz»
Währenddessen ist man im «7132» in Vals noch dabei, den Schock über Birlos Abgang zu verdauen, der laut Direktorin Katrin Rüfenacht die Hotelleitung inklusive Besitzer Remo Stoffel kalt erwischt hat. «Dank den Auszeichnungen war es uns gelungen, das ‹Silver› zur Marke aufzubauen und die Bekanntheit unseres Hotels gesamtschweizerisch zu steigern», stellt sie fest. Birlos Ruf habe viele Gourmets nach Vals gelockt, gerade auch aus der Westschweiz. Diese hätten dann aber auch das ganze Hotel schätzen gelernt. Zumindest bleibt dem «7132» diesmal erspart, dass sein scheidender Starkoch so wie vor ihm Sven Wassmer direkt zur Konkurrenz wechselt. Birlo will sich laut eigenen Aussagen erst einmal eine Auszeit gönnen, wieder Stadtluft schnuppern – und nicht zuletzt Hochzeit mit seiner langjährigen Freundin Florentina Shenari, der Sommelière des «Silver», feiern.
Weit mehr im Unfrieden war die Trennung von Wassmer verlaufen. Dieser hatte Vals überhaupt erst auf die kulinarische Landkarte gebracht, sich jedoch 2018 mehr oder weniger von einem Tag auf den anderen in Richtung Bad Ragaz verabschiedet, wo er inzwischen mit der Eroberung des dritten Michelin-Sterns für eine regelrechte Sensation sorgte. Den Verlust von Wassmer konnte Stoffel damals umgehend ausmerzen, indem er dessen Sous-Chef – nämlich Birlo – zum Chefkoch beförderte, und damit den richtigen Riecher bewies. Ob ein solcher Coup jetzt wieder gelingt, ist fraglich. «Das Scouting von jungen Talenten – auch intern – läuft», sagt Rüfenacht. Man sei «positiv überrascht, wie viele spannende Bewerbungen von hochqualifizierten Kandidaten bei uns eingehen».
«Tschuggen»-CEO Leo Maissen: Sterne ziehen Talente an
Um Topleute anzuziehen, müssen sich Hotels heute einiges einfallen lassen. Gerade erst eröffnete das «Badrutt’s Palace» in St. Moritz ein Personalrestaurant, das sich auch so mancher Hotelgast gern gefallen lassen würde. Im «7132» in Vals hat man vor einigen Jahren nicht zuletzt auch deshalb die Fünftagewoche – das Hotel ist nur von Mittwoch bis Sonntag geöffnet – eingeführt, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. In der Küche des «Silver» wird sogar nur von Donnerstag bis Sonntag gearbeitet. «Wir möchten eines der besten Restaurants der Schweiz auch für Mitarbeiter sein», sagt dazu Direktorin Rüfenacht.
Maissen nennt den vielleicht wichtigsten Grund, warum für die Hotellerie die Bewertungen der Gourmetführer so wichtig sind: «Es ist innerhalb der Branche ein Barometer; Sterne und Auszeichnungen verschaffen uns entscheidende Vorteile auf dem Arbeitsmarkt.» Ehrgeizige junge Kochtalente, aber auch hochqualifizierte Servicekräfte würden sich gezielt diese Adressen für ihre Karriere aussuchen. «Das bringt uns die guten, motivierten Leute ins Team», bekräftigt der Hotelmanager. Deshalb lohne sich für das Hotel auch all der horrende Aufwand, den solche kulinarischen Spitzenleistungen erfordern. Denn selbst bei den gesalzenen Preisen für die Sternemenüs sei ein solches Restaurant aus sich heraus kaum kostendeckend.
Samstag, 23. Januar 2023 / Quelle: Südostschweiz
Nach acht Jahren ist Schluss: Mitja Birlo verlässt 7132 Vals
Der Koch des Jahres 2022 nimmt sich eine Auszeit. Er will seine Hochzeit planen und reisen.
Er ist zweifelsohne einer der talentiertesten Köche, welche die Schweiz zu bieten hat. 2022 wurde Mitja Birlo zum Koch des Jahres gekürt, das Restaurant 7132 Silver stand bei 18 GaultMillau-Punkten und zwei Michelin Sternen. Besser geht es kaum.
Nun will der 38-Jährige offenbar aber ein neues Kapitel aufschlagen: Wie der GaultMillau-Channel heute schreibt, verlässt Birlo den Betrieb auf Ende März 2023. «Ich bin seit über acht Jahren in Vals. Das ist eine lange Zeit und für mich ein guter Moment, um einen prägenden Abschnitt meiner Karriere zu beenden und etwas Neues anzufangen», lässt er sich zitieren.
Künftig wolle er wieder mehr Zeit für sich haben und sein Leben geniessen. «Ich will die Gelegenheit nutzen, um einige Dinge nachzuholen, die mir in den Jahren in Vals etwas entgangen sind: New York interessiert mich zum Beispiel: Ich freue mich darauf, Konzerte, Museen, aber natürlich auch Köche in anderen Restaurants zu besuchen», zitiert ihn der Gourmet-Channel weiter.
Gleichzeitig wolle er mit seiner langjährigen Freundin Florentina Shenar, Gastgeberin und Sommelière im 7132 Silver, ihre gemeinsame Hochzeit planen. Geheiratet wird im Mai 2023 in der Eiffel.
Mittwoch, 11. Januar 2023 / Quelle: gastrojournal.ch
10 Jahre Streit in Vals waren genug
Die Felsentherme machte Vals weltberühmt, doch sie spaltete das Dorf. Nun haben sich die Valser mit dem Investor Remo Stoffel arrangiert.
Blini mit Kaviar aus chinesischer Zucht, Sellerieknöllchen garniert mit schwarzem und weissem Trüffel, dazu Cristal-Champagner von Louis Roederer. Remo Stoffel hält Hof in seinem Reich, der Küche seines Fünf-Sterne-Hotels 7132 in Vals. Ein Koch schmeckt die Saucen für die nächsten Häppchen ab, ein anderer drapiert sie auf die Tellerchen, über allem wacht Mitja Birlo, der Koch des Jahres 2022.
Erst vor zwei Tagen ist der Hausherr aus Dubai angereist. Weihnachten und Neujahr verbringt Remo Stoffel mit seiner Familie in der Bündner Heimat. Doch Grund zum Feiern hat er schon heute. Stoffel hebt das Glas. «Wir haben dasselbe Ziel», sagt er und richtet den Blick zu Peter Schmid. Der Schriftsteller mit der grauen Mähne bleibt trotz Tamtam und Bläterchen auf Distanz. «Ich kann das so stehenlassen», sagt er nur.
Stoffel und Schmid, hier der Bub aus dem Dorf, der unter dubiosen Umständen zu einem märchenhaften Vermögen kam und heute in den Emiraten seinen Geschäften nachgeht, dort der frühere Dorflehrer und Autor, der sein uraltes Holzhaus für kein Geld der Welt verlassen würde. Zehn Jahre lang hatten sie sich einen erbitterten Kampf geliefert.
In einer denkwürdigen Gemeindeversammlung riss sich Stoffel 2012 das Valser Heiligtum unter den Nagel: die Therme und das Hotel. Mit 290 zu 220 Stimmen entschied die Gemeindeversammlung für Stoffel und gegen die Gruppe um den Therme-Erbauer Peter Zumthor, die ebenfalls ein Angebot eingereicht hatte.
Pilgerstätte für Designfans
Zumthors Geniestreich brachte Vals mit einem Schlag auf die Weltkarte der Architektur. 30 Mio. Fr. steckte die Gemeinde Mitte der 1990er Jahre in den Bau, ein Kraftakt sondergleichen für das kleine Dorf im hintersten Lugnez. Nach der Eröffnung strömten Architekturfans aus der ganzen Welt ins Tal. Vals wurde zum Bilbao der Alpen, Zumthors höhlenartiger Bau hatte eine ähnliche Anziehungskraft wie das Guggenheim-Museum in Nordspanien.
Einmal seien zwölf New Yorker Galeristen gleichzeitig vor Ort aufgetaucht, ohne dass sie voneinander gewusst hätten, erzählt Schmid. Verdutzt hätten sie sich erst in der Hotelhalle erkannt. Auch für das kulturinteressierte Schweizer Publikum wurde Vals zur Pilgerstätte. Die Übernachtungszahlen schossen in die Höhe, im Rekordjahr 2009 erreichten sie knapp 100'000.
Doch ausgerechnet Stoffel, dieser Geldmensch, war nun der Besitzer des Valser Wunderwerks. Im «Tages-Anzeiger» bezeichnete er einmal die Therme als «ausgelutschte, todgeweihte Braut, die niemand berühren wollte» – ein Sakrileg. Schmid, einst Präsident der Baukommission, sah sich um sein Lebenswerk betrogen. Zusammen mit Gleichgesinnten gründete er die Gruppe besorgter Valser Bürgerinnen und Bürger. Das Ziel: den stoffelschen Takeover rückgängig machen, den Schatz zurück ins Dorf holen.
Die besten Juristen des Landes nahmen sich des Falles an. Der Staatsrechtler Rainer J. Schweizer verfasste ein Gutachten für die besorgten Bürger, der frühere Tessiner Staatsanwalt Paolo Bernasconi formulierte eine Strafanzeige, der Antikorruptionsexperte Mark Pieth traf Abklärungen für die Bündner Regierung.
Der umstrittene Vorvertrag
Den Höhepunkt erreichte der Valser Kulturkampf, als Stoffel 2015 öffentlich machte, was er sonst noch so vorhatte. Auf dem Talboden wollte er einen 381 Meter hohen Turm errichten, daneben einen Park. Die Entwürfe stammten von Thom Mayne und Tadao Ando, beides Stararchitekten. Unter dem Pritzker-Preis, der höchsten Auszeichnung für Architektur, war Stoffel nichts gut genug.
Assistiert wurde er von Pius Truffer, dem Besitzer des Steinbruchs hinten im Dorf. Zusammen mit Schmid gehörte er zu den Vätern der Therme, auch privat waren sie eng verbunden, Schmid war Truffers Trauzeuge und Götti eines seiner Kinder, auf Bergtouren teilten sie sich die Zahnbürste. Doch die Freundschaft ging in die Brüche. Truffer schlug sich auf die Seite Stoffels.
Die Öffentlichkeit rieb sich die Augen. Die Medien stürzten sich begeistert auf den Stoff. Das Valser Dorftheater war grosses Kino.
Die Juristen stiessen auf einen obskuren Vorvertrag, den zwei Mitglieder der Hoteba, der Betriebsgesellschaft von Hotel und Bad, vor dem Verkauf mit Stoffel abgeschlossen hatten. Er sicherte dem Investor das exklusive Verhandlungsrecht und eine Entschädigung zu, sollte der Deal scheitern. Im Gegenzug, so ein nie bestätigter Verdacht, seien den Hoteba-Mitgliedern Posten angeboten worden. Es roch nach Begünstigung.
Der Verkauf der Therme, sagte der Staatsrechtler Schweizer in einem Interview, gehöre «zu den grossen Korruptionsfällen in Schweizer Gemeinden, vergleichbar mit dem Fall Leukerbad». Auf Empfehlung von Mark Pieth setzte die Bündner Regierung 2017 einen ausserordentlichen Staatsanwalt ein, der die Sache untersuchen sollte. Mehrere Verfahren gelangten bis vor Bundesgericht.
Der juristische Ertrag: gleich null. Stoffel scheiterte zwar in Lausanne mit einer Beschwerde gegen eine «Rundschau»-Sendung über angebliche versteckte Geldflüsse beim Verkauf. Sonst blieb nichts an ihm oder der Gemeinde hängen. Die Bündner Staatsanwaltschaft stellte die Strafuntersuchung nach drei Jahren ergebnislos ein. Schmid und die Seinen mussten zusehen, wie sich die in grellen Farben ausgemalten Verdächtigungen in Luft auflösten. Ein Fiasko für die Stoffel-Gegner. Gleichzeitig aber der Anstoss, sich mit dem ungeliebten Investor zu arrangieren. Anwälte, Prozesse und Gerichte konnten den Streit nicht schlichten, das mussten die Valserinnen und Valser selber übernehmen.
Die Gemeinde hat die Kontrolle
Im letzten April wurde der Friede offiziell besiegelt. Die Gemeindeversammlung stimmte einer salomonischen Lösung zu: Für einen symbolischen Franken kaufte die Gemeinde die Felsentherme von Stoffel zurück und brachte sie in eine Stiftung ein. Schmid selbst warf sich an der Versammlung für die Lösung ins Zeug: In der Vergangenheit habe man sich die Köpfe eingerannt, nun müsse man gemeinsam in die Zukunft gehen. «Wir sind nicht das Jüngste Gericht. Irgendwann müssen wir’s auch mal ruhen lassen», sagte er dem «Tages-Anzeiger».
Mit der Stiftung kehrt die Kirche ins Dorf zurück, die Gemeinde hat wieder die Hoheit über ihren wichtigsten Schatz. «Bei einem Super-GAU, wenn das Hotel aus irgendeinem Grund schliessen sollte, könnte die Stiftung die Therme betreiben», sagt der Gemeindepräsident Stefan Schmid, der nicht verwandt ist mit dem Schriftsteller. «Das gibt uns eine gewisse Sicherheit.»
Schmid trat sein Amt nach dem Knall vor zehn Jahren an. Der gesamte Gemeinderat war zurückgetreten, als der umstrittene Vorvertrag publik wurde. Schmid versuchte, Distanz zu beiden Lagern zu halten, doch die Anschuldigungen gegen die Gemeinde hinterliessen auch bei ihm Spuren: «So etwas beschäftigt einen schon.» Der Verkauf damals sei sehr emotional gewesen, riss Gräben auf, manche Dorfbewohner redeten nicht mehr miteinander. «Es war aber auch positiv, dass sich die Bevölkerung so reingab in diese Sache», sagt Schmid. Wichtig sei, dass sich auch die Gegner hinter die Stiftung stellten. «Das war ein versöhnlicher Abschluss, der dem Dorf guttat.»
Der Kampf sei nicht umsonst gewesen, sagt auch Peter Schmid. «Wir haben gezeigt, dass wir kein dummes Dorf sind, das sich über den Tisch ziehen lässt», sagt er. Doch man müsse wissen, wann die Zeit gekommen sei, einander wieder die Hand zu geben. «Irgendwann muss man die Streitigkeiten begraben, sonst kann man nicht koexistieren.»
Mit der Stiftung könne er gut leben, sagt Stoffel. Fünf Jahre verhandelte er mit der Gemeinde über die Modalitäten. Es ging um den Zugang der Öffentlichkeit, die Unterhaltspflichten, die Eintrittspreise, die heute mit 80 Franken für Tagesgäste gesalzen sind. Ein Trio wird im Stiftungsrat über die Einhaltung des Vertrages wachen: der Gemeindepräsident, die Geschäftsführerin des Bündner Heimatschutzes und Peter Zumthor, der bald 80-jährige Vater der Therme. Es sei sein Vorschlag gewesen, Zumthor zu holen, sagt Stoffel. «Wir haben keine Differenzen.»
Im Dorf ist man froh, dass der Spuk vorbei ist, doch Narben sind geblieben. «Stoffel hat sein Geld mit Spekulation gemacht», sagt ein Pensionär an diesem Nachmittag Mitte Dezember vor dem Volg. «Es war richtig, dass man gut hinschaute, aber jetzt ist das vorbei.» Ein anderer klagt, dass sich die Liegenschaftssteuern verdoppelt hätten, weil die Gemeinde wegen der sinkenden Gästezahlen die Sportbahnen sanieren musste.
Am Stammtisch im «Edelweiss» am Hauptplatz gehen am frühen Abend die Wogen hoch. Die Angst geht um, doch nicht vor Stoffel. Der Feind ist der Wolf. 20 Rudel hätten sich im Tal breitgemacht, erzählt einer mit Filzhut am Stammtisch. Nach der Dämmerung spazierten besonders dreiste Exemplare durchs Dorf und rissen Schafe.
«Die Therme war schon lange kein Thema mehr bei uns», sagt der Wirt Toni Gartmann. In seinem Gasthaus logieren viele Architekturstudenten, die sich Stoffels Hotel nicht leisten können. 50 Franken zahlen sie als externe Gäste für den Eintritt ins Bad. «Da gibt es nichts zu meckern», sagt Gartmann. Er stand von Anfang an auf Stoffels Seite. «Er hat seine Versprechen gehalten. Und wenn er den Turm nicht baut, sind alle zufrieden.»
Vorne beim Dorfeingang zelebriert Stoffel seinen Luxus-Tourismus. 120 Mio. Fr. will er in die Sanierung des Hotelbaus aus den 1960er Jahren gesteckt haben. Im Paradehaus «7132», der Valser Postleitzahl, kostet das «Once in a Lifetime»-Paket für zwei Personen ab 7700 Fr. – inklusive Helikopter-Flügen, Champagner auf dem Gletscher, 9-Gang-Dinner und 90 Minuten, in denen man die Therme ganz für sich hat. Daneben gibt es auch günstigere Angebote, etwa im House of Architects, wo fünf Stararchitekten die Zimmer gestalteten.
In den ersten Jahren nach der Übernahme brachen die Übernachtungszahlen ein. Das Stammpublikum wandte sich ab, Stoffel musste sich eine neue Klientel suchen. Nun hat er sie gefunden. Die Buchungen steigen, doch von schwarzen Zahlen ist der Betrieb weit entfernt. «Nackter Profit ist nicht unsere primäre Ambition», sagt Stoffel. «Wir wollen dem Gast ein positives Erlebnis bieten, einen Beitrag zu einem hochwertigen Tourismus in Vals leisten und ein verlässlicher Arbeitgeber sein», sagt er. Als Mäzen sieht er sich trotzdem nicht. «Das tönt nach begossenem Pudel, den man aufmuntern muss – und das ist bei ‹7132› nicht der Fall.»
Natürlich hätten die Verdächtigungen Spuren hinterlassen, gibt er unumwunden zu. «Die Diffamierung war wahnsinnig», sagt er. Die meisten seiner Gegner hätten sich nicht mal die Mühe gemacht, mit ihm zu reden.
Die Klagen wegen des Kaufs der Therme prallten an Stoffel ab, doch von seiner Vergangenheit wurde er gleichwohl eingeholt. Vor zwei Jahren verurteilte ihn die Zürcher Staatsanwaltschaft wegen Urkundenfälschung zu einer bedingten 180-tägigen Freiheitsstrafe. Der Kauf der Immobilien aus der Swissair-Konkursmasse katapultierte ihn 2005 über Nacht in die Liga der Superreichen. Doch den notwendigen Kredit hatte er sich mit falschen Angaben erschlichen. 40-mal wurde er einvernommen, im August 2019 landete er vier Tage in Untersuchungshaft. Schliesslich akzeptierte er einen Teil der Vorwürfe, was ihm die Schmach eines Prozesses ersparte.
Ungefähr zur gleichen Zeit wanderte Stoffel mitsamt Familie nach Dubai aus. Weil er sich vor weiteren Verfahren in Sicherheit bringen wollte, munkeln die einen. Weil ihn seine Geldgeber näher bei sich haben wollten, die anderen. Für Stoffel sind das einmal mehr nur Hirngespinste seiner Gegner. Er sei allein aus familiären und geschäftlichen Gründen nach Dubai gezogen, sagt er und schwärmt von der pulsierenden Grossstadt am Meer. «Dubai ist eine Stadt ohne Vergangenheit, hier zählt nur das Morgen.» Die Metropole verströme «positive Vibes», trage immer ein «Smile in the Face», die Medien verbreiteten ausschliesslich positive Nachrichten.
«Die Schweiz vertraut zu stark auf die Vergangenheit und vergisst dabei, Pläne für die Zukunft zu entwickeln.» Dubai sei das genaue Gegenteil. Er ist stolz darauf, dass seine vier Kinder in einer solchen Umgebung aufwachsen. Nur im Sommer, wenn die Hitze unerträglich wird, kehrt die Familie für zwei Monate nach Vals zurück. Und auch Weihnachten verbringt sie in Chur und Lenzerheide, woher seine Frau stammt, die frühere Snowboard-Weltmeisterin Manuela Pesko.
Der Traum vom Turm
Beim Apéro in der Hotelküche wird Champagner nachgefüllt. «Wir hätten dieses Gespräch schon vor zehn Jahren führen sollen», prostet Stoffel seinem einstigen Antipoden Schmid zu. «Dann hätten wir heute den Turm.»
Der Turm. Stoffel hat ihn nicht vergessen. Er erzählt, wie der ursprüngliche Projektvorschlag von Thom Mayne nur ein halb so hohes Gebäude vorsah. Dabei hätte aber nur die Hälfte der Bewohner freie Sicht aufs Tal gehabt, habe er kritisiert. Darauf habe Mayne seinen Plan in der Mitte durchgeschnitten und die beiden Teile aufeinandergestellt. Und in Stoffels Kopf war der Turm perfekt.
In der Realität durfte er nicht einmal Probebohrungen durchführen. Denn sie hätten im Quellgebiet der St. Petersquelle stattgefunden, die sowohl die Therme wie die Mineralwasserabfüllung speist. Da versteht die Besitzerin Coca-Cola keinen Spass, und die Valser auch nicht: «Die Bevölkerung wird keinem Projekt zustimmen, das die Quelle bedroht», sagt Gemeindepräsident Schmid.
Davon lässt sich Stoffel nicht beirren, er sieht sich als Promotor eines neuen Tourismus. Seine Vision: ein Refugium hoch in den Wolken für eine Handvoll Superreiche, die über dem Tal schweben und aus mehrstöckigen Appartements Landschaft und Menschen unter ihnen betrachten. «Der Mensch strebt nach Höhe und nach Raum. Beides sind rare Güter», doziert Stoffel.
Der Turm brauche viel Kapital, aber nur wenig Personal, deshalb werde die Rechnung aufgehen. Nur schon, um sicherzustellen, dass in ihrer Abwesenheit niemand anders die Toilette benütze, seien manche Gäste bereit, die Appartements das ganze Jahr zu mieten. Finanziell sei das attraktiv. «Die Konzeption und die Idee sind aktueller denn je», sagt Stoffel. «Aber die Zeit muss reif sein.»Stoffel kann warten. Seine Gegner sind schon weit jenseits des Pensionsalters, er ist gerade einmal 45. Die Zeit läuft für ihn.
Staatsanwaltschaft hält Bericht unter Verschluss
Der Therme-Verkauf an Remo Stoffel 2012 hatte eine Reihe von Strafverfahren zur Folge. Die meisten sind abgeschlossen, Straftatbestände wurden nicht gefunden. Nur etwas ist noch hängig: Die frühere Valser Gemeindepräsidentin Margrit Walker-Tönz und Marcel Meyer-Berni von der Betreibergesellschaft Hoteba fordern Einsicht in den Untersuchungsbericht der Bündner Staatsanwaltschaft. Diese hatte u. a. wegen Verdachts auf Bestechlichkeit ermittelt. 2020 wurde das Verfahren eingestellt, der Bericht blieb unter Verschluss. «Meine Mandanten haben einen Schaden an Renommee erlitten», sagt ihr Anwalt Rainer J. Schweizer. «Sie haben ein qualifiziertes Interesse, Einsicht in die Untersuchung und die Gründe für die Einstellung zu erhalten.» Der Fall liegt beim Bündner Strafgericht.
Sonntag, 01. Januar 2023 / Quelle: NZZ am Sonntag
«Die Steuerverwaltung Graubünden hat einen super Job gemacht»
Hinter dem Unternehmer Remo Stoffel liegt ein Jahr der Erledigungen. Im Interview spricht er über den Abschluss des Steuerstreits mit dem Kanton, über seine Pläne in Vals und über sein Leben in Dubai.
In der Dezembersession 2021 des Grossen Rates wurde bekannt, dass Unternehmer und Investor Remo Stoffel all seine Steuerschulden beim Kanton Graubünden bezahlt hat. Gut ein Jahr später blickt Stoffel im Interview zurück auf die jahrelangen Auseinandersetzungen – aber auch nach vorn. So verrät er, ob er in Vals Ausbaupläne hegt.
Herr Stoffel, kann man sagen, dass die vergangenen zwölf Monate für Sie eine Zeit der Entscheidungen war?
Remo Stoffel: Das kann man so sagen, ja.
Der Steuerstreit mit dem Kanton Graubünden hat sich erledigt, Sie haben die Therme Vals zurück- und die Thurgauer Schaffhauser Höhenklinik ganz verkauft. Worüber ist Ihre Erleichterung am grössten?
Der Rückverkauf der Therme war ja kein belastendes Thema, dort gab es keinerlei Konflikt. Wir haben einfach unseren Teil des ursprünglichen Vertrags erfüllt. Es ist schön, dass das jetzt erledigt ist, aber das war ja nicht unerwartet, kein Schicksalsschlag.
Dann lag Ihnen der Steuerstreit am meisten auf dem Magen? Seit Dezember 2021 weiss man, dass Sie alle Ausstände bezahlt haben. Das Thema hat Sie ja rund 16 Jahre begleitet.
Eigentlich waren es sogar fast 20 Jahre. Der Grund für diesen sogenannten Steuerstreit war, dass es einfach unterschiedliche Auffassungen gab. Im Kern ging es um ein Darlehen, das eine Firma der anderen gewährt hat. Jetzt ist es so, wenn sie 100 Franken verdienen, müssen sie einen Teil davon als Steuern abliefern. Ich denke, niemand zahlt gern Steuern, aber sie sind notwendig. Im vorliegenden Fall wurde ich aber für etwas besteuert, was ich gar nie eingenommen habe. Und dagegen habe ich mich gewehrt.
Fast zwei Jahrzehnte lang.
Das war den verschiedenen Rechtsprozessen geschuldet. Man darf nicht vergessen, auch verschiedene Behörden kamen im Laufe der Zeit zu ganz verschiedenen Einschätzungen, was den Sachverhalt anging ob und wenn ja, wie viel eine Gesellschaft ausgeschüttet hat. So wurde auch ein Teil der Beschwerden gutgeheissen. Die Bündner Steuerverwaltung wusste nicht, aus welcher Unternehmung eine Ausschüttung kam, war sich aber sicher, dass es eine gab (lacht). Bis dieser Sachverhalt abschliessend geklärt war, hat es halt seine Zeit gedauert.
«Die Steuerverwaltung Graubünden wusste nicht, aus welcher Unternehmung eine Ausschüttung kam,
war sich aber sicher, dass es eine gab.»
Remo Stoffel, Unternehmer
Das tönt, als ob Sie immer noch einen gewissen Groll auf die Steuerverwaltung Graubünden hegen.
Nein, nein, wir hatten uns schon im Jahr 2013 mit der Steuerverwaltung Graubünden in Verbindung gesetzt, um einen sauberen Schnitt zu machen. Die Steuerverwaltung hat in dieser Sache einen super Job gemacht und sich im ganzen Verfahren professionell verhalten. Das Gleiche haben wir auch versucht. Ob es mir gefällt oder nicht, ich musste bezahlen, die Sache ist damit erledigt.
Und es bleibt kein Unmut zurück?
Es nützt ja nichts. Wenn es solche unterschiedlichen Auffassungen gibt, dann hat man Freude, wenn man recht bekommt, und wenn nicht, dann freut man sich weniger. Das ist, wie wenn beim Fussball ein Tor aberkannt wird, dann muss man das auch akzeptieren und nach vorn schauen. Froh über die definitive Erledigung dieser Angelegenheit bin ich eher aus einem anderen Grund.
Aus welchem denn?
Aus persönlichen Gründen. Zwölf Jahre lang wurde ich als Steuerbetrüger und Konkurskandidat hingestellt in der Öffentlichkeit. In der Zeit, in der ich zu Unrecht beschuldigt wurde, habe ich unter anderem eine Frau kennengelernt, sie geheiratet und vier Kinder bekommen, die heute alle schon auf der Skipiste sind. Wir reden also über eine lange Zeit. Und es ging immer nur um eine unterschiedliche Rechtsauffassung, nicht darum, dass ich frisierte Bücher vorgelegt oder ein Konto nicht angegeben hätte. Das hat schon sehr belastet.
Sie sagen, Sie wollen nach vorn schauen. Tun wir das und beginnen mit Ihrem Heimatort, Vals. Was haben Sie dort für aktuelle Projekte?
Zunächst einmal muss ich sagen, dass die Coronazeit uns einige interessante Erkenntnisse gebracht hat. Zum Beispiel, dass die Menschen den heilen Lebensraum Berge attraktiv finden und diesen auch gesucht haben. Insofern waren wir mit unserem Hotel «7132» in Vals auch Covid-Profiteure. Die zweite Erkenntnis war etwas, was wir schon Jahre vor Corona gesagt haben: Ein touristischer Betrieb muss attraktiv für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sein. Für diese Aussage haben uns Branchenkollegen vor einigen Jahren noch fast gekreuzigt (lacht). Der Fachkräftemangel in der Branche zeigt jetzt, dass wir damit recht hatten.
Wie machen Sie das Hotel «7132» denn für die Mitarbeitenden attraktiv?
In der Gastronomie arbeiten viele junge Menschen, auch diese wollen ihre Zukunft planen, eine Familie gründen, Ferien machen. Wir haben schon immer gesagt – und auch dafür wurden wir harsch kritisiert –, dass sich das Modell des Saisonbetriebs überlebt hat. Wir führen deshalb seit Jahren einen Ganzjahresbetrieb mit einer Fünftagewoche. Es ist für mich interessant zu sehen, dass jetzt viele andere Betriebe über diese Massnahmen diskutieren oder sie auch einführen.
«Wir haben schon immer gesagt – und auch dafür wurden wir harsch kritisiert –, dass sich
das Modell des Saisonbetriebs überlebt hat.»
Remo Stoffel, Inhaber Hotel «7132», Vals
Sie sind also zufrieden damit, wie es in Vals läuft?
Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Wir wollten ein Hotel schaffen, wo der Gast so viel Genuss wie möglich erlebt, damit einen qualitativen Beitrag zum Tourismus in Vals leisten und für den Ort selber ein attraktiver Arbeitgeber sein. Das ist uns bisher nicht so schlecht gelungen, glaube ich.
Das ruft förmlich nach einem weiteren Ausbau.
Man muss verstehen, als wir unsere Ausbauprojekte in Vals mit dem Turm vorgestellt haben, wurde das vielerorts als Witz empfunden. Der Vorteil des Laufs der Zeit ist, dass man allmählich sieht, was passiert. Wir haben ein Produkt geschaffen, das Gäste dazu bringt, in Vals jene hohen Zimmerpreise zu bezahlen, die auf diesem Niveau üblich sind. Aber Vals ist auch ein kleiner Ort, man sitzt nahe aufeinander. Eine Weiterentwicklung oder ein Ausbau sind nur möglich, wenn das eine Mehrheit der Menschen im Ort gut finden.
Die «Femme de Vals», der Turm, liegt derzeit also auf Eis?
Es wäre falsch und schade, wenn dieser Turm jetzt wieder als Provokation aufs Tapet gebracht würde. Wie gesagt, ein solches Projekt macht Sinn, wenn eine Mehrheit der Menschen überzeugt davon ist, dass es den Turm braucht.
Sinnvoll wäre er Ihrer Meinung nach noch immer?
Wir haben in der Schweiz einfach die Personalkosten, die wir haben. Als Arbeitgeber können Sie nicht viel mehr machen, als ein Produkt zu schaffen, für das die Menschen mehr bezahlen. Dadurch kann man die Standortkosten finanzieren. Vielleicht könnte der Turm hier einen Beitrag leisten. Übrigens plant Morphosis, das Architekturbüro, das den Turm entworfen hat, jetzt in Saudiarabien eine Bandstadt: 170 Kilometer lang, aber nur 400 Meter breit, um die Natur nicht zu sehr zu tangieren. Möglicherweise sind in diese Planung auch Erkenntnisse aus Vals mit eingeflossen.
Aber noch einmal: Ein konkretes Ausbauprojekt haben Sie in Vals nicht?
Nein, derzeit nicht. Wir wollen einfach eine möglichst gute Hoteldienstleistung bieten, um damit auch die Marke und den Ort zu positionieren.
Von einem anderen Besitz haben Sie sich 2022 getrennt. Sie haben die Thurgauer Schaffhauser Höhenklinik in Davos verkauft. Warum?
Man muss immer realistisch sein. Jedes Projekt verlangt nach Zeit und Aufmerksamkeit. Man kann nicht zu viele Dinge parallel machen. Die Thurgauer Schaffhauser Höhenklinik hat mir 15 Jahre lang gehört. Aber ich muss ehrlich sagen, was die Absicht der Davoser Gesetzgeber mit ihrer Klinikzone ist, ist für mich nicht nachvollziehbar. Darum habe ich mich vom Standort verabschiedet.
Was hätten Sie sich denn gewünscht?
Ich habe der Gemeinde Davos im Jahr 2006 einen Vorschlag gemacht. Anstelle von Alibiprojekten, die niemandem etwas bringen, solle man gescheiter hingehen und eine Umnutzungsabgabe verlangen. Mein Vorschlag waren 500 Franken pro Quadratmeter. Allein für meine Liegenschaft hätte das zehn Millionen Franken in die Gemeindekasse gespült, insgesamt mit anderen Kliniken wohl mehr als 50 Millionen Franken. Damit hätte man in Davos einige sehr nachhaltige, gute Projekte realisieren oder sich daran beteiligen können.
«Aber ich muss ehrlich sagen, was die Absicht der Davoser Gesetzgeber mit ihrer Klinikzone ist,
ist für mich nicht nachvollziehbar.»
Remo Stoffel, früherer Besitzer Thurgauer Schaffhauser Höhenklinik, Davos
Das stiess nicht auf Interesse?
Nein, es hat mir nur den höhnischen Kommentar eingebracht, Davos sei nicht am Casinospielen interessiert. Aber trotz allem, ich wünsche den neuen Besitzern der Thurgauer Schaffhauser Höhenklinik viel Erfolg mit ihrem Projekt.
Sie haben gesagt, man könne nicht zu viele Projekte parallel zueinander angehen. Das tönt nicht nach Ihnen. Ist das eine Erkenntnis des Älterwerdens?
Vielleicht. Aber vielleicht werden auch die Projekte immer komplexer. Und man darf die räumliche Distanz nicht unterschätzen. Zudem ist vieles in der Schweiz sehr kompliziert geworden.
Wie meinen Sie das?
Ich erkläre es Ihnen anhand eines Beispiels. Vor etwa zehn Jahren habe ich in Chur West ein Grundstück gekauft, um es zu überbauen. Man kann sich mit gesundem Menschenverstand nicht erklären, wieso es Politik und Bevölkerung einfach so akzeptieren, dass nach zehn Jahren noch nichts passiert ist. Dass es so lange dauert, bis ein Quartierplan erarbeitet ist, ist wahnsinnig und dürfte nicht passieren.
Sie leben inzwischen schon einige Jahre in Dubai. Ist es dort anders?
In Dubai schaut man eher darauf, was man machen kann, als darauf, was dagegen sprechen könnte.
Was machen Sie selber in Dubai?
Unter anderem begleite ich seit dem Jahr 2006 eine Unternehmung für den Gebäudeunterhalt. Angefangen haben wir mit 100 Mitarbeitenden und einer Telefonnummer und Mailadresse. Heute stehen wir bei 10’000 Mitarbeitenden …
… und vermutlich mehreren Telefonnummern und Mailadressen.
Das ist alles hochtechnologisiert. Das ist übrigens ein Punkt, der mir mit Blick auf die Schweiz Sorgen bereitet. Dubai ist eine sehr junge Region, sie ist sehr offen für neue Technologien. In der Schweiz verhindern Bedenken und Datenschutzgesetze, dass wir bei den neuen Technologien richtig Gas geben. Ich habe wirklich grosse Sorgen, dass wir früher oder später abgehängt werden. Wir schauen viel zu sehr auf das, was wir erreicht haben und zu wenig auf das, was kommen könnte.
«Wir schauen viel zu sehr auf das, was wir erreicht haben und zu wenig auf das, was kommen könnte.»
Remo Stoffel, Unternehmer
Der Schweizer Wirtschaft geht es aber gut.
Das mag stimmen. Aber nehmen wir die Banken, die mich seit jeher interessieren, dort habe ich ja auch meine Ausbildung gemacht. Im Jahr 1998 waren die Schweizer Banken vom Marktwert her gleich gross wie die grössten US-Banken. Zu Beginn der Finanzkrise 2008 waren J.P. Morgan eineinhalb mal so gross wie die Schweizer Banken. Heute sind die US-Banken 10- bis 20-mal so gross wie die Schweizer. Was ist passiert? Nach der Finanzkrise hat Europa – und mit Europa die Schweiz – die falschen politischen Entscheidungen getroffen. Hinterfragt das jemand? Nein. Das ist beunruhigend.
Was bräuchte die Schweizer Wirtschaft Ihrer Meinung nach denn?
Es ist ganz seltsam. Die Schweizerinnen und Schweizer haben irgendwann gefunden, die Banker seien alle arrogant und würden nur Boni kassieren. Die wolle man nicht mehr. Die Fifa sei korrupt, die wolle man auch nicht mehr. Und die Rohstoffhändler, das sei ein ganz dubioses Gewerbe, die wolle man erst recht nicht mehr. Stellen Sie aber einmal die Frage: Wen wollt Ihr denn – und was seid Ihr bereit, dafür zu tun?
Wie lautet die Antwort?
Die bekommt man nicht, aber mit der Frage macht man sich extrem unbeliebt. Mir kommt die Haltung der Schweiz manchmal vor wie die eines trotzigen Kindes anstelle jener eines rationalen Erwachsenen. Vielleicht ist es das, was die Faszination von Dubai auf mich und meine Familie ausmacht.
Was genau?
Dass wir diese beiden sehr unterschiedlichen Kulturen erleben. Dass wir gewissermassen in zwei sehr entgegengesetzten Welten leben.
Wie oft sind Sie überhaupt noch in der Schweiz und Graubünden?
Früher haben wir zwei Drittel unserer Zeit in Graubünden gelebt und einen Drittel in Dubai. Heute ist Dubai unser Lebensmittelpunkt, hier gehen auch unsere Kinder zur Schule. Nach Graubünden kommen wir in die Weihnachts-, Sport- und Sommerferien.
Wie ist es so, als Tourist in der Heimat?
Wir suchen uns jeweils die schönen Ecken des Kantons aus. Jetzt über die Festtage sind wir in Chur und gehen auf die Lenzerheide Skifahren und Snowboarden. Im Februar sind wir im Engadin, das ganz anders ist, aber auch wunderschön. Und die Sommerferien verbringen wir in Vals. Wir sind überzeugte Graubünden-Fans, es ist sehr schön hier.
Samstag, 17. Dezember 2022 / Quelle: Südostschweiz
Ein neuer Aufzug für das Haus Zerfreila
Während mehr als 50 Jahren hat der alte Aufzug stets seinen Dienst verrichtet. Nun erfreut sich das Haus Zerfreila über eine neue Anlage in edler Ausführung und Rollstuhlgängig.
Sonntag, 27. November 2022 / Quelle: Webmaster
Käse dank Wärmeverbund, Wärmeverbund dank Käse
Die Zukunft der Valser Biomilchbauern ist gesichert: Die dringend nötige neue Sennerei ist in Betrieb, die Produktion läuft. Die Wärme fürs Kessi liefert die benachbarte Holzheizzentrale.
Ohne die Käserei würde der Wärmeverbund nicht existieren, ohne den Wärmeverbund gäbe es wohl keinen Biokäse aus dem Dorf mehr – auf diese etwas verknappte Formel lässt sich die Entstehungsgeschichte zweier neuer, miteinander verknüpfter Gewerbebauten im 1000-Seelen-Dorf Vals reduzieren. Seit Kurzem ist sie in Betrieb, die ins Gebiet Morizei umgesiedelte Valser Sennerei, rund zehn Jahre nach den ersten Projektideen und anderthalb Jahre nach dem symbolischen ersten Spatenstich.
Einen neuen Käsekeller brauchte man, und auch die Produktionsinfrastruktur musste wegen der heute einzuhaltenden Standards ersetzt werden. Die Lösung war letztlich, nach mehreren Anläufen, der nun realisierte Neubau. Notabene in einer blauen Gefahrenzone, was eine lawinensichere Bauweise nötig machte. Ebenfalls verteuernd: Für die in einem Tourismusort wie Vals unabdingbare breite Palette an Sennerei-Erzeugnissen brauchte es eine aufwendigere Mehrzweckproduktionsanlage. Auf insgesamt 3,7 Millionen Franken belief sich schliesslich die Investitionssumme – dafür ist nun aber die Zukunft der Valser Biomilchbetriebe gesichert, wie Projektleiter Andy Oesch festhält.
Mit der Finanzierung gerungen
Aber nochmals zurück zum ebenfalls neuen Valser Wärmeverbund: Dessen erste Versorgungsetappe ist schon seit Herbst 2020 in Betrieb, und inzwischen bezieht auch die Sennerei ihre Prozessenergie von der Wärme Vals AG. Den Anstoss zu einer Heizzentrale im Dorf hatte aber ursprünglich das Käsereivorhaben selbst gegeben: Für die Biosennerei wollte man laut Oesch ein nachhaltiges Energiekonzept, also ohne Öl oder Strom; eine Wärmepumpe hätte zudem die benötigte Prozesswärme nicht liefern können, und für eine Holzheizung mit den entsprechenden Speichern hätten in der Käserei der Platz und das Geld gefehlt.
Als die Gemeinde dann beim Bau der neuen Mehrzweckhalle Glüs ebenfalls eine gute Lösung für die Wärmeerzeugung benötigte, entschied sich eine Gruppe von Valser Unternehmern 2018 für den Bau der Heizzentrale mit Wärmeverbund – lange vor dem Baustart der Sennerei. Deren Genossenschaft unter dem Präsidium von René Stoffel rang damals noch mit der Finanzierung des Vorhabens. Neben den Eigenmitteln, den Beiträgen von Gemeinde, Kanton und Bund sowie den Bankgeldern klaffte noch eine Lücke. Erst eine Unterstützungszusage der Coop Patenschaft für Berggebiete Ende 2020 beseitigte dann die letzten finanziellen Hürden.
Über 80 Tonnen Milchprodukte
Wesentlich zum Erfolg beigetragen hatte der Umstand, dass der Generationenwechsel bei den neun beteiligten Valser Milchwirtschaftshöfen bereits stattgefunden hatte oder Nachfolgelösungen vorhanden waren. Die Biomilchmenge war gesichert und konstant, auch sommers, dank einer Pipeline von der Alp Leis nach Vals. Gut 600’000 Kilogramm Kuhmilch sind es pro Jahr; daraus entstehen nun weiterhin rund 40 Tonnen Valser Berg- und Spezialitätenkäse, eine Tonne Camembert, 40 Tonnen Joghurt, Quark, Butter und abgepackte Milch. Alles auch dank der Prozesswärme aus dem Wärmeverbund. Und für seine Produkte hat Käser Roberto Pedroni inzwischen auch genügend Lagerkapazitäten: Im neuen Reifungskeller haben 3800 Laibe Hart- sowie 500 Laibe Weichkäse Platz.
Samstag, 10. Oktober 2022 / Quelle: Südostschweiz
Stall vollständig ausgebrannt
In Vals ist es am Samstagabend zum Brand in einem Stall gekommen. Personen und Tiere wurden keine verletzt.
Die Kantonspolizei Graubünden hat am Samstag um 21.08 Uhr die Meldung über einen Stallbrand im Gebiet Ober Büni in Vals erhalten. Laut einer Mitteilung der Polizei vom Sonntag gab es bei einem Heugebläse plötzlich Funken.Die Person welche damit beschäftigt war auf dem Heustock das Heu zu verteilen, konnte den Stall unverletzt verlassen. Die Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr Vals stellten bei ihrem Eintreffen bereits einen Vollbrand des Stalles fest.
Die Feuerwehr konnte nicht verhindern, dass der Stall bis auf die Grundmauern abbrannte. Auch wurde umliegendes Wiesenland durch den Brand leicht in Mitleidenschaft gezogen. Von der Feuerwehr Vals standen 20 Einsatzkräfte, sowie ein Kranlastwagen einer privaten Transportfirma im Einsatz. Die Kantonspolizei Graubünden ermittelt die Brandursache.
Samstag, 15. August 2022 / Quelle: Südostschweiz
Das schmucke Bergdorf Vals ist um ein einzigartiges Gebäude reicher
Es gibt viele Gründe, ins unverfälschte Dorf Vals in Graubünden zu reisen. Einer davon ist der Neubau des Architekten Kengo Kuma – ein eindrückliches Haus aus 350 Tonnen Valser Stein.
So manch einer hat schon sein Herz an dieses Bergdorf ganz hinten im Valsertal verloren. Obwohl nur zwei Autostunden von Zürich entfernt, fühlt man sich hier wie in einer anderen Welt. Man radelt über verschlungene Bike-Wege, erwandert die nahe gelegenen Gipfel oder lässt in der bekannten Therme Vals die Seele baumeln. Letztere zieht auch viele Architektur-Liebhaber an. Schliesslich gehört Peter Zumthors Werk zu den bedeutendsten zeitgenössischen Bauten der Schweiz und geniesst auch internationales Renommee.
Nun ist das Dorf um ein markantes Bauwerk reicher: das Haus Balma. Entworfen hat es der renommierte Architekt Kengo Kuma für die Familie Truffer. «Einer der Grundsätze unserer Philosophie ist es, Harmonie zwischen Architektur, Natur und Umgebung zu schaffen», sagt Yuki Ikeguchi, Geschäftspartnerin von Kengo Kuma. «Deshalb setzen wir uns zu Beginn eines Projektes immer gründlich mit den Gegebenheiten vor Ort und der besonderen Geschichte und Tradition eines Ortes auseinander.»
Traditionelle Materialien
Um zur architektonischen Gestaltung und Form zu gelangen, suchen die Architekten nach Elementen, die all diese Dinge verbinden und die man ins richtige Gleichgewicht bringen kann. So herrschen bei dem imposanten Bau Valser Quarzit und Holz vor. Und zwar im Äusseren wie im Inneren. «Die verwendeten Materialien und Techniken beziehen sich auf die hiesige Tradition und finden doch einen zeitgemässen Ausdruck», sagt Pius Truffer.
Das Familienunternehmen Truffer AG, das von Pius und Pia Truffer 1983 gegründet wurde, fungiert als Bauherrin. Die Firma baut seit fast 40 Jahren den begehrten Valser Quarzit ab und verarbeitet ihn zu unterschiedlichen Endprodukten. «In Kengo Kuma haben wir einen Meister gefunden, der die Materialien sprechen lassen kann», sagt Pius Truffer.
«Dabei haben wir eigentlich keinen bestimmten Zweck formuliert, kein verpflichtendes Raumprogramm entworfen», erzählt der Bauherr. Der Architekt sollte beginnen zu träumen; von einem wunderbaren Gestein, das auf Reisen geht und Menschen begeistern kann. «So wie Kengo Kuma das Gebäude entworfen und in den Details bestimmt hat, haben wir es gebaut», erzählt Pius Truffer.
Triangelförmige Grundform
Dabei wurde die Form durch das dreieckige Grundstück vorgegeben. «Wir wollten die verfügbare Grundfläche weitgehend nutzen. Dazu entwickelten wir die geometrischen Eigenschaften des Dreiecks weiter, um einzigartige räumliche Erfahrungen zu erschaffen», sagt Architektin Yuki Ikeguchi.
Die Triangel-Grundform des Gebäudes wirkt sich auch auf die Innenräume aus: Nahezu kein Raum ist rechteckig, was zu einem ausserordentlichen Raumgefühl führt, für die Inneneinrichtung aber herausfordernd ist.
Während das oberste Stockwerk privat genutzt wird, haben das Untergeschoss, das Erdgeschoss und der erste Stock des Geschäftshauses öffentlichen Charakter. Eine natürliche Durchmischung von Mitarbeitenden, Gästen, Kunden und Familie ist erwünscht. Die unteren Räumlichkeiten bieten sich auch für Events unterschiedlicher Natur an. «Das Haus Balma sehen wir mehr als Begegnungsort, mehr als Kunsthaus denn als Geschäftshaus. Es ist unser Beitrag zu einem weltoffenen Dorf in den Bündner Bergen», sagt Pius Truffer.
Samstag, 19. Juli 2022 / Quelle: NZZ
Das versunkene Dorf wird lebendig
1920 hat Johann Josef Jörger die Dialektgeschichte «Dr hellig Garta» publiziert. Ein Stück Kulturgut aus Vals – das dank einer Neuauflage die Lesenden von heute wieder in die Welt des alten Zervreila eintauchen lässt.
«Jetz ischt uf eimaal e touba Luft dür ds Tälli gganga. Er het d Palggabritter offa und zuo gchnätscht, dasch in de Angla gritschget heint, hed in de Gwättena pfiffa und gchüünet, het Sand vam Rii uufzwirbblet und mit dm Chömiruoss zämma ds Taal uss bblaaset.» So liest es sich, wenn Johann Josef Jörger (1860–1933) ein heraufziehendes Unwetter in Zervreila beschreibt – im einzigen Dialektroman, den es in Valser- und in Walserdeutsch überhaupt gibt. «Dr hellig Garta», erstmals veröffentlicht 1920, erzählt vom Leben – und vom Sterben – im abgeschiedenen Weiler, lange bevor er im Stausee versank. Eine Welt, die es so nicht mehr gibt, in die man inzwischen aber zumindest lesend wieder eintauchen kann, wenn man sich die für Aussenstehende nicht immer ganz einfache Dialektlektüre zutraut. Denn die Walservereinigung Graubünden hat das Buch des Schriftstellers und Psychiaters aus Vals erstmals seit über 100 Jahren neu aufgelegt, in einer überarbeiteten Fassung der Einheimischen Andrea Loretz Oesch. Sie hat das 180 Seiten starke Werk in die digitale Zeit transportiert, die Mundartschreibung an die heutigen Richtlinien angepasst und ein Dialektglossar angefügt.
Kampf um den Gottesacker
Wer sich auf Jörgers Prosa einlässt, wird mit einem Schatz an Geschichten aus dem einst ganzjährig bewohnten, später aber zum Sommerdörfchen geschrumpften Zervreila belohnt. Geschickt verwebt Jörger Sagen wie jene von den «Zwäärgli», die dem wackeren Landwirt Bäärtlema – Bartholomäus war der Schutzpatron der Kapelle von Zervreila – zwei «Müllischteina» schenken, mit dem Wirken des legendären Valser Kaplans Philipp Anton Rüttimann (1840–1920) im Weiler weit hinten im Tal. Es war der spätere Domherr Rüttimann, der den Leuten von «Zafreila» unter anderem den ersten eigenen Friedhof bei ihrem Kirchlein ermöglichte. Wie es dazu kam, ist eine der zentralen Episoden im Roman, der auch seinen Titel von diesem Ereignis bekommen hat – der «hellig Garta» oder eben «heilige Garten» ist der Gottesacker von Zervreila. Ihre Toten hatten die Leute aus dem Weiler zuvor jahrhundertelang zur Beerdigung ins Lugnez überführen müssen, auf einen Friedhof, der weit weg war und zu dem die Verstorbenen in der Regel gar keinen Bezug hatten. «Was das für en Ornig wää, wenn en jeda Hoff schiins Fridhöffli hä wetti», so hatte man dem Kaplan zuerst Bescheid gegeben, als er sich bei der Obrigkeit für einen «hellig Garta» in Zervreila einsetzte.
Doch dann stirbt im Weiler das Madleni, eine alte Frau. Es ist Winter, aber die Tote muss «ds Loch uss» gebracht werden. Auf halbem Weg müssen die Männer des vielen Schnees wegen aufgeben, den Sarg deponieren sie vorübergehend im «warma Chracha», einem schneefreien Felsspalt. In der gleichen Nacht stapft auch der Kaplan von Vals nach Zervreila für die Messe am nächsten Morgen, und er schlüpft schliesslich unterwegs erschöpft in den «Chracha» – wo er auf das tote Madleni im Sarg trifft und mit ihm Zwiesprache hält, bevor er einschläft. Er weiss: Die Frau würde in Zervreila begraben werden wollen, nicht im Lugnez. Als er am folgenden Morgen nach der Messe im Kirchlein hört, ein Engel habe einem Mädchen vergangene Nacht im Traum den Ort für einen Friedhof gezeigt, lässt er Taten folgen: Madleni, aus dem «Chracha» zurückgeholt, wird zur Ersten, die ein Grab in Zervreila bekommt. Und von da an haben die «Zavreiler» ihren «hellig Garta», der Obrigkeit zum Trotz.
Vorboten des Verschwindens
Doch mögen sich die Leute im Weiler auch vieles erkämpft haben: Sie verlieren später vieles wieder. Davon erzählt Jörger ebenfalls, und es gelingt nicht einmal dem Kaplan, den Gang der Dinge umzukehren. Letztlich sind die Ereignisse Vorboten des endgültigen Verschwindens von Zervreila, auch wenn dies erst Jahrzehnte später erfolgen wird. Jörgers Erzählung hingegen bleibt, und dank der Aktion «Vals liest ein Buch» der Schul- und Gemeindebibliothek hat sich die Neuauflage der alten Geschichte bereits wieder einen Platz im Bewusstsein der Valserinnen und Valser gesichert. Zervreila ist von Neuem in Erinnerung. Und ein für die walserische Mundartliteratur wichtiges Kulturgut in die Gegenwart gerettet.
Samstag, 09. Juli 2022 / Quelle: Südostschweiz
Valser Mineralwasser-Flaschen ohne Etikett
Um Verpackungsmaterial zu reduzieren, bringt Valser eine «Label-Free»-Flasche auf den Markt, die ohne Etikett oder Aufkleber auskommt. Produktinfos und Barcode werden direkt auf die Flasche eingeprägt respektive den Deckel aufgedruckt. Auf dem Schweizer Getränkemarkt ist das eine Besonderheit.
2019 führte Valser 100 Prozent rPET ein. Nun geht die Marke in Sachen Kreislaufwirtschaft mit einem Pilotprojekt einen Schritt weiter: Mit der neuen Verpackungsgrösse von 750ml lanciert sie gleichzeitig auch eine Flasche, die gänzlich ohne Etikett oder Aufkleber auskommt. Valser nehme damit erneut eine Vorreiterrolle ein, wie es in einer Mitteilung heisst. Die Flasche ohne Etikett ist nicht nur eine Besonderheit im Schweizer Getränkemarkt, sondern setzt hinsichtlich Nachhaltigkeit neue Massstäbe.
Puristisches Design
Die neue Flasche kommt in einem schlichten, aber frischen Design daher und besteht wie das gesamte Valser- Sortiment aus 100 Prozent in der Schweiz rezykliertem PET (rPET). Anstatt auf einer Etikette aufgedruckt sind das Branding und die Produktinformationen in die Flasche eingeprägt. Der für den Verkauf notwendige Barcode wiederum wird auf den Deckel gedruckt. «Die neue Flasche kommt besonders puristisch daher», lässt sich Vincent Rameau, General Manager Schweiz, in der Mitteilung zitieren. «Dennoch ist sie unverkennbar Valser. Die Flasche ordnet sich wunderbar in das Gesamt-Sortiment ein.»
Weniger Verpackungsmaterial, mehr Nachhaltigkeit
Die neue Flasche besteche nicht nur durch das Design. Sie ist auch Ausdruck des umfassenden Nachhaltigkeits-Engagements von Valser, heisst es weiter. So engagiere sich die Marke mit verschiedenen Initiativen gegen Plastikmüll und Klimawandel. Dazu zählt mitunter, dass sie von der Quelle bis zum Verkaufspunkt klimaneutral ist und für einen Teil der Kohlensäure CO2 verwendet, das Climeworks aus der Luft filtert. «Mit dem Etikett-Verzicht gelingt es uns, die Menge an Verpackungsmaterial weiter zu reduzieren. Dies bedeutet weniger Abfall und weniger CO2. Valser überwindet mit dieser Innovation eine weitere Hürde in Richtung vollständiger Kreislaufwirtschaft», so Rameau.
Valser Prickelnd, Still und Still Calcium & Magnesium in 750ml ohne Etikett sind ab sofort bei Valser Service, Qwell Express sowie ausgewählten Supermärkten und Verkaufsstellen erhältlich. Auch wenn die Verpackungsinnovation vorerst nur in einem Teilsortiment auf den Markt kommt, misst ihr Valser grosses Potenzial bei, um den gesamten Getränkemarkt zukünftig nachhaltiger zu gestalten, heisst es schliesslich. Es gelte «weniger ist mehr» – weniger Verpackung, mehr Nachhaltigkeit.
Dienstag, 21. Juni 2022 / Quelle: persoenlich.com
Wie der Frieden über Vals kam
Jahrelang haben sie erbittert um das Thermalbad von Vals gekämpft. Nun fanden Gemeinde, Investor Remo Stoffel und Bürgervereinigung einen Kompromiss. Über einen Dorfstreit, der ein erstaunlich gutes Ende fand.
Schluss, fertig, aus. Die Handkante saust auf den dicken Holztisch nieder. «Wir sind nicht das Jüngste Gericht. Irgendwann müssen wirs auch mal ruhen lassen», sagt Peter Schmid. Der Publizist und einstige Präsident des Projekts Felsentherme ist Sprecher und treibende Kraft der «Gruppe besorgter Stimmbürgerinnen und Stimmbürger». Er spricht vom Moment, als sie ihren Kampf aufgaben. «Aufgeben durften.»
Die Therme gehört seit der Gemeindeversammlung Anfang April wieder den Valserinnen und Valsern. Für einen Franken konnte sie gekauft werden. Remo Stoffel, der Investor, hatte sie zurückgegeben. Die Abstimmung in der Mehrzweckhalle fiel einstimmig aus. Auch Schmid hat Ja gesagt, sogar eine Rede halten dürfen. Kernaussage: Vergangenes ruhen lassen, zum Wohle des Dorfes. ««Heute bietet sich die Chance, dass wir wieder geeint in die Zukunft gehen.» Peter Schmid seufzt.
Die Gruppierung mit Peter Schmid hatte sich vor zehn Jahren zusammengetan, um den Bau aus 60’000 Quarzitsteinen zu schützen, wie sie selbst sagt. Die Therme war laut Schmid 2012 nach einem «Unfriendly Takeover», einer unfreundlichen Übernahme, in die Hände des Investors Remo Stoffel geraten. Die besorgten Stimmbürgerinnen und Stimmbürger befürchteten, dass das Bad zum Spekulationsobjekt werden würde. «Dabei ist das doch unser Bad, unser Wahrzeichen.»
Jedes Mal, wenn Peter Schmid durch die kleinen, quadratischen Fenster seines jahrhundertealten Bauernhauses hinausblickt, sieht er sie drüben auf der anderen Talseite dampfend am Hang, zwischen uralten Lärchen.
Peter Zumthor hat das Bad 1996 für knapp 30 Millionen Franken erbaut. Es ist ein Designklassiker, für den Fans aus der ganzen Welt in die Bündner Berge pilgern. Die «New York Times» hat das Valser Thermalbad kürzlich zu einem der 25 bedeutendsten Bauten der Nachkriegszeit erkoren.
Leuchtturm und Zankapfel
Es gibt wohl kein Dorf, das so eng mit seinem Bad verknüpft ist: grösster Arbeitgeber, touristischer Leuchtturm – Zankapfel. Und es gibt wohl kaum ein Bergdorf, über dessen Dorfstreit so ausführlich berichtet wurde. Das hat viel zu tun mit den Figuren, die auftraten und beide das Gleiche wollten: das Thermalbad kaufen. Auf der einen Seite der Stararchitekt Peter Zumthor, Schöngeist, Künstler, der sich zum Wohl seines Œuvre gewinnen liess. Und auf der anderen Seite Remo Stoffel, Sohn des Dorfes, Geschäftsmann mit umstrittenem Ruf. Einer, der mit Immobilien zu Reichtum gekommen ist. Wie genau, weiss niemand. Er habe immer mit eigenem Geld gewirtschaftet, behauptete Stoffel stets.
Am 12. März 2012 fand in der rappelvollen Mehrzweckhalle von Vals die Abstimmung statt. Es ging um die Zukunft der Therme und damit auch des Dorfes. Die Stimmung war entsprechend aufgeheizt. Die Voten: gehässig.
Stoffel gewann. Mit 290 zu 220 Stimmen. Er konnte das Bad und das in die Jahre gekommene Hotel kaufen. Das Bieterverfahren soll nicht transparent abgelaufen sein, behauptete die Gegenseite. Vor allem sei der Kaufpreis von gut 7 Millionen Franken viel zu tief gewesen. Peter Schmid und seine Mitstreitenden traten auf den Plan, schrieben fortan gegen die unfreundliche Übernahme an. Und klagten. Insgesamt sechs Verfahren wurden eröffnet, teils bis vors Bundesgericht gezogen. Doch keines dieser Verfahren sollte zugunsten der Kläger ausfallen.
Grabenkämpfe im Dorf
Während Jahren blieb Vals so in den Schlagzeilen. Mal gab es eine Strafuntersuchung des Kantons, mal sorgte Stoffel für Schlagzeilen. Vor allem dann, als er von einem 380 Meter hohen Turm fabulierte. Im Dorf fanden die einen das Projekt mutig, die anderen absurd. Es gab Grabenkämpfe im Dorf mit seinen 1000 Einwohnern, mitten durch Familien hindurch.
Was sagt der Umstrittene selbst? Remo Stoffel lebt mit Frau und vier Kindern in Dubai. Dort, wo Business und Opportunities gross sind. Aus der arabischen Metropole schreibt er, dass alle Vorwürfe gegen ihn sich als gegenstandslos erwiesen hätten. «Die Ängste und Befürchtungen waren unbegründet.»
Zurück nach Vals, zurück in die Zeit nach der Abstimmung. «Die Atmosphäre war damals vergiftet», sagt Peter Schmid. Manche Leute wollten ihn steinigen, ihm das Haus anzünden. Solche Äusserungen habe es gegeben, erzählt er. Schmid nahms hin und kämpfte weiter. Gegen die unfreundliche Übernahme, gegen Remo Stoffel. «Es war aber nie persönlich gegen ihn, mir gings immer nur um die Sache.»
Dabei wollte die Mehrheit im Dorf schon längst wieder Frieden. So sagt es der Gemeindepräsident Stefan Schmid, nicht direkt verwandt mit Peter Schmid. Seit 2012 ist er im Amt, kurz nach der hitzigen Gemeindeversammlung also. Heute sagt er: «Die Valser müssen zusammen auskommen.» In einer kleinen Gemeinschaft wie hier komme man nur vorwärts, wenn man zusammenspanne. Die Valser, Deutsch sprechende Katholiken in protestantischen, rätoromanischen Landen, gelten als dickköpfig. Aber auch als pragmatisch.
Die Valser rauften sich nach schwierigen Jahren zusammen. 2017 war der Umbau von Stoffels Hotel beendet. Es ging bergauf, die Übernachtungen im Fünfsternhaus nahmen zu. Die Gemeinde sprach mit Remo Stoffel. «Es waren lange, harte Verhandlungen», erinnert sich Gemeindepräsident Schmid. Es ging dabei um die Öffnungszeiten, die Eintrittspreise.
Während die Gemeinde ein Bad für alle wollte, pochte der Investor auf beschränkte Gästezahlen, auf Exklusivität für die Gäste des Hotels.
«Systemrelevante Einrichtungen von öffentlichem Interesse,
die privat betrieben werden – ein klassischer Interessenkonflikt.»
Roland Lymann, Hochschule Luzern
«Das ist natürlich der klassische Interessenkonflikt für solche touristische Betriebe», sagt Roland Lymann von der Hochschule Luzern. Der Dozent für Gesundheitstourismus spricht von systemrelevanten Einrichtungen, die privat betrieben werden, aber von öffentlichem Interesse sind. Auf grosse Gästefrequenzen kann der abgelegene Bergort nicht setzen. «Bleibt demnach noch das margenstarke Luxussegment.» Wie man das dann zusammenbringe, sei dann eben, so Lymann, die Frage, die es zu klären gelte: «Das geht nur mit Kompromissen von beiden Seiten.»
Lösung: Mittelweg
In Vals haben sie offenbar genau diesen Mittelweg gefunden. An 270 Tagen im Jahr ist das Thermalbad offen für alle. Die Eintrittspreise allerdings sind höher als bei der Abstimmung zum Verkauf in Aussicht gestellt. «Damit können wir aber leben», sagt Gemeindepräsident Schmid.
Remo Stoffel ist weiterhin für Betrieb und Unterhalt zuständig. Er bleibt Chef des wieder gut laufenden Hotels und des ständig ausgebuchten Bads, bekommt aber eine Stiftung zur Seite gestellt. Mit dabei: Architekt Peter Zumthor, Stoffels einstiger Widersacher.
«Damit können auch wir gut leben», sagt Aktivist Peter Schmid. Und Stoffel selbst? Anruf aus Dubai. Er meldet sich schliesslich doch telefonisch. Zur neuen Stiftung mit Peter Zumthor sagt er: «Finde ich gut. Habe ich ja 2012 selbst initiiert.» Und zum Kompromiss, diesem für viele überraschenden Happy End, sagt er: «Es wird einfach nur der Vertrag gemäss Abstimmung 2012 umgesetzt. Hotel und Therme bleiben eine Einheit, wir verzichten auf Hypotheken und Spekulationsgewinne auf der Therme.»
Und dann erzählt Remo Stoffel von den 120 Millionen Franken, die er ins Hotel investiert haben will. Für ihn ist das keine geschäftliche Opportunity. Von den 7 Millionen Franken, die er einst fürs Hotel und die Therme gezahlt hat, ist noch ein einzelner Franken zurückgekommen. «Klar, ein Hotel ist bestimmt nicht das attraktivste Investment. Aber wer in den Tourismus investiert, braucht Passion, Geduld und Ortsverbundenheit. Und ich bin ein Valser.»
Mit Peter Schmid hat er Frieden geschlossen. Im letzten Sommer waren sie zusammen auf seinem Maiensäss, haben getrunken, debattiert, danach auf der Terrasse von Stoffels herausgeputztem Thermen-Hotel 7132 bis um vier Uhr morgens weitergemacht.
Da der Aktivist, dort der Investor. Beide Valser. Und vor sich das dampfende, leuchtende Bad.
Samstag, 23. April 2022 / Quelle: Tagesanzeiger
Sendung Schweiz Aktuell vom 08.04.2022
Ukraine-Krieg: Geflüchtete in Gefahr, Vals GR: Therme bald wieder in Gemeindebesitz, Schweiz-Französinnen und -Franzosen im Wahlkampf
Gemeinde Vals kauft berühmte Therme zurück - für einen Franken
Das Bündner Bergdorf Vals holt sich von Investor Remo Stoffel «seine» Therme zurück - für den symbolischen Preis von einem Franken. Am Freitagabend hat die Gemeindeversammlung den Modalitäten zugestimmt. Wieder mit an Bord ist Therme-Architekt Peter Zumthor.
Die Valser Bevölkerung stimmte einstimmig für den Rückkauf. Demnach holt sich die Gemeinde die berühmte Felsentherme von Remo Stoffel und seiner Priora Suisse AG für einen Franken zurück und führt sie in eine gemeindeeigene Stiftung über. Immobilienunternehmer Stoffel behält das Nutzungsrecht an der Therme aber auch die Verpflichtung, sämtliche Kosten und Risiken von Betrieb und Unterhalt zu tragen. Weiter wurde vereinbart, dass die Therme für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben muss und nicht etwa nur für Gäste des Therme-Hotels.
Die Möglichkeit, das Bad für eine symbolischen Betrag zurückzukaufen, war bereits 2012 im Vertrag mit Stoffel vorgesehen, als ihm die Gemeinde das Thermalbad zusammen mit dem Therme-Hotel für 7,8 Millionen Franken verkaufte. 2017 beschlossen die Valser, von diesem Recht Gebrauch zu machen. Doch erst jetzt, nach jahrelangen und laut dem Gemeindevorstand schwierigen Verhandlungen, war das Geschäft spruchreif.
Bestand der Therme gesichert
Einfluss auf den Betrieb des Thermalbades werden die Valser zwar auch nach dem Rückkauf kaum haben. Sie erhalten aber Sicherheit, dass die Therme weiterbesteht und dass sorgsam mit der denkmalgeschützten Architekturperle umgegangen wird. Bauliche Veränderungen müssen vom Stiftungsrat bewilligt werden. Sollte der Betrieb eingestellt werden - und sei es nur vorübergehend - haben Stiftung und Gemeinde das Recht, die Felsentherme selber zu betreiben.
Mit dem Rückkauf werde sein Vorschlag anlässlich der Abstimmung vor zehn Jahren - endlich - umgesetzt, schrieb Stoffel auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er habe mit diesem Vorschlag den Valsern die Angst nehmen wollen, dass ein Privater mit der Therme «schnöde Spekulationsgewinne einstreicht».
Zumthor im Stiftungsrat dabei
In dreiköpfigen Stiftungsrat mit dabei ist auch Therme-Schöpfer Zumthor, zusammen mit je einem Vertreter von Gemeinde und Bündner Heimatschutz. Der Stararchitekt soll laut dem Gemeindevorstand die «Bewahrung des berühmten, denkmalgeschützten Bauwerks aus erster Hand gewährleisten». Gleichzeitig hilft sein Engagement, die letzten Gräben im Bergdorf füllen, die der Verkauf der Therme 2012 aufgerissen hatte.
Zum Verkauf hatte sich Vals damals entschlossen, weil es notwendige Millionen-Investitionen in die Infrastruktur des 1996 eröffneten Bades nicht stemmen konnte. In der Folge kämpften Zumthor und Stoffel intensiv um den Zuschlag der Gemeinde. Der bisweilen gehässige Abstimmungskampf spaltete das Dorf in zwei Lager. Schliesslich gab die Gemeindeversammlung Stoffel den Vorzug.
Gespaltenes Dorf
Ruhe kehrte nach dem Verkauf im Dorf nicht ein. Ein Teil der Bevölkerung rund um die «Gruppe besorgter Valser» konnte sich mit dem Verkauf an den zwar einheimischen, als Unternehmer aber umstrittenen Stoffel nicht abfinden. Viele konnten zudem nicht leben mit der Abkehr von Therme-Übervater Zumthor.
In der Folge mussten sich das Bundesgericht, die Geschäftsprüfungskommission des Bündner Parlaments und die Staatsanwaltschaft mit dem Verkauf befassen. Keine der Instanzen beanstandete das Geschäft. Danach glätteten sich in den letzten Jahren die Wogen in Vals etwas.
Dass die Therme nun wieder den Valsern gehört und Therme-Schöpfer Zumthor wieder mit von der Partie ist, dürfte die Gemüter weiter beruhigen. «Ich hoffe, dass dieser Schritt dazu beiträgt, die letzten Gräben im Dorf zu füllen», sagte Gemeindepräsident Stefan Schmid zu Keystone-SDA. Der Rückkauf der Therme habe einen versöhnlichen Aspekt.
Freitag, 8. April 2022 / Quelle: Südostschweiz
«Es ist doch sehr schön, wenn man mich für diese Aufgabe anfragt»
Was sagt der Schöpfer der Valser Felsentherme zum geplanten Rückkauf des Thermalbads durch die Gemeinde? Sein Fazit ist klar: Vals kann guten Gewissens Ja sagen zur präsentierten Vorlage.
Herr Zumthor, ist Vals nun in Sachen Felsentherme auf dem richtigen Weg?
Die vorgesehene Lösung ist aus meiner Sicht eine gute Sache. Man hat lange darauf gewartet, dass der Rückkauf und die Einbringung der Felsentherme in eine Stiftung der Gemeinde umgesetzt wird. Ich halte es für eine sehr gute Entwicklung.
Trotz der nicht nur friedlichen Vorgänge beim Thermehotel-Verkauf vor zehn Jahren stellen Sie sich heute als Stiftungsrat zur Verfügung. Weshalb?
Ich bin gerne bereit, zur Felsentherme zu schauen und mich als Stiftungsrat zu engagieren. Es ist doch sehr schön, wenn man mich für diese Aufgabe anfragt. Seit den Jahren der Auseinandersetzung um das Valser Thermenhotel ist genügend Zeit verstrichen. Bereit bin ich auch zu fachlicher Unterstützung, ich habe das in den letzten Jahren bereits gemacht, wenn Remo Stoffel mich betreffend Felsentherme um Rat gefragt hat.
Sie haben die Bündner Heimatschutz-Geschäftsführerin als zweite Stiftungsrätin vorgeschlagen. Was hat Sie dazu bewogen?
Ludmila Seifert ist für diese Aufgabe die richtige Person aus der richtigen Organisation. Ich denke, zusammen mit dem Vertreter der Gemeinde ergibt das eine gute Kombination im Stiftungsrat.
Würden Sie der Gemeindeversammlung von Vals empfehlen, der geplanten Lösung am 8. April zuzustimmen?
Ja, das würde ich. Die Valserinnen und Valser können guten Gewissens Ja sagen zu dieser Vorlage. Vielleicht ergibt sich mit dieser neuen Konstellation auch die Möglichkeit, die Therme in Bezug auf die Öffnungszeiten und die Gestaltung der Eintrittspreise wieder etwas näher an das Volk zu bringen.
Donnerstag, 24. März 2022 / Quelle: Südostschweiz
Jetzt kann sich Vals seine Architekturperle zurückholen
Nach fünfjährigen, teils schwierigen Verhandlungen ist es so weit: Die Valser Gemeindeversammlung entscheidet Anfang April über den Rückkauf des Thermalbads von Peter Zumthor. Dieser wird Therme-Stiftungsrat.
Der Preis wird ein symbolischer sein, wie vor zehn Jahren festgelegt: ein Franken. So viel wird es die Gemeinde Vals kosten, die Felsentherme von Architekt Peter Zumthor von Remo Stoffels Priora Suisse AG zurückzukaufen. Die Architekturperle soll anschliessend in eine ebenfalls schon vor zehn Jahren angedachte Stiftung der Gemeinde eingebracht werden. Über deren lang erwartete Gründung können die Valserinnen und Valser nun endlich entscheiden: Am 8. April, nach fünfjährigen und teils schwierigen Verhandlungen mit Priora, steht die «Stiftung Felsentherme Vals» auf der Traktandenliste der Gemeindeversammlung. Das geht aus einer am Mittwoch publizierten Mitteilung der Gemeinde Vals hervor. Gleichzeitig soll mit der Besitzerfirma des «7132»-Thermehotels ein Dienstbarkeitsvertrag abgeschlossen werden, der die Einzelheiten der Thermalbadnutzung durch das Hotel regelt.
Mit Zumthor und Seifert
Den Grundsatzentscheid zur Übernahme der Therme mit Einbringen in eine Stiftung hatte die Gemeindeversammlung schon 2017 fast einstimmig gefällt. Die langwierigen Verhandlungen über den Dienstbarkeitsvertrag und die Coronapandemie führten dann aber dazu, dass die Stiftungserrichtung blockiert blieb. Jetzt sind die Details geregelt, auch zur Stiftung. Diese wird ein dreiköpfiges Gremium an der Spitze haben, das zu zwei Dritteln aus Personen besteht, die wegen ihrer fachlichen Eignung bezüglich Architektur und Denkmalpflege berufen werden; die Felsentherme steht ja unter Denkmalschutz.
Konkret hat sich Architekt Zumthor selbst dazu bereit erklärt, im Stiftungsrat Einsitz zu nehmen (siehe nebenstehendes Interview); Zumthor wiederum hat die Bündner Heimatschutz-Geschäftsführerin Ludmila Seifert als weiteres Mitglied vorgeschlagen, auch sie steht für das Amt zur Verfügung. Das dritte Mitglied stellt die Gemeinde in der Person von Gemeindepräsident Stefan Schmid. Die Fachpersonen-Mehrheit wurde bewusst gewählt: «Fatal wäre eine von politischen Interessen gesteuerte Stiftungsleitung», heisst es in der Botschaft an die Gemeindeversammlung.
«Eine versöhnliche Lösung»
«Für die Besetzung des Stiftungsrats hat man eine sehr kompetente und versöhnliche Lösung gefunden», konstatiert Peter Schmid im Namen der «besorgten Bürgerinnen und Bürger von Vals», jener Gruppierung, die in den letzten zehn Jahren immer wieder kritisch oder auch mit juristischen Schritten zum Verkauf des Thermehotels an Remo Stoffel aktiv geworden war. «Wir sehen uns in unserem Engagement bestätigt und begrüssen es, dass die Stiftungsurkunde und der Dienstbarkeitsvertrag unterzeichnet werden können», so Schmid. Nun könne die Felsentherme «für alle Zeiten den Valserinnen und Valsern» gehören.
Dies ist denn auch der Zweck der Stiftung: Die Architekturperle für die Gemeinde dauerhaft zu erhalten. Gleichzeitig gehen alle Kosten des Betriebs, des Unterhalts und der Erneuerung zulasten der Hotelparzellen-Eigentümerin, aktuell also der Priora Suisse – auch das war schon bei der Veräusserung des Thermehotels 2012 so vorgespurt. Priora darf im Inneren der Felsentherme bauliche Veränderungen vornehmen, sofern diese aus betrieblichen Gründen geboten sind. Für Veränderungen ist aber wegen des Denkmalschutzes die Zustimmung der Denkmalpflege Graubünden nötig, und auch der Stiftungsrat muss sein Einverständnis geben.
Gemeinde könnte Bad führen
Ebenfalls wichtig, und das betont auch Gemeindepräsident Schmid: Sollte der Hotelbetrieb aus irgendwelchen Gründen eingestellt werden müssen, kann die Gemeinde als Eigentümerin der Therme das Bad auf eigene Kosten nutzen und betreiben. Lange verhandelt wurde zudem über die Öffnungszeiten und vor allem das Zutrittsrecht für die Allgemeinheit – ein Punkt, in dem die Gemeinde ihr Verhandlungsziel nicht erreicht hat, wie sie zugibt. Priora will die Öffnungszeiten weiterhin selber bestimmen, verpflichtet sich aber gemäss Botschaft dazu, die Therme während 270 Tagen im Jahr für die Allgemeinheit zugänglich zu halten. Damit sei der Zutritt für Einheimische und Gäste im Dorf gewährleistet, hält die Gemeinde fest. Der Valser Einwohnerschaft würden zudem ermässigte Eintrittspreise im bisherigen Umfang zugestanden.
Gemeindepräsident Schmid zeigt sich letztlich sehr zufrieden mit dem Erreichten. «Wir haben einen Konsens gefunden und konnten dabei sogar mehr Punkte regeln, als ursprünglich vorgesehen war», erklärt er. «Ich glaube, weitere Forderungen machen jetzt keinen Sinn. Es ist wirklich eine gute Sache für das Dorf. Und wichtig ist auch, dass wir nun die Sicherheit haben: Sollte das Hotel einmal zugehen, kann die Gemeinde die Therme trotzdem weiterbetreiben.»
Donnerstag, 24. März 2022 / Quelle: Südostschweiz
Eine Ikone wird 25
Wissen Sie noch, wo Sie am 14. Dezember 1996 waren?
Viele Valser wissen es. An jenem Tag vor genau 25 Jahren wurde das Wahrzeichen von Vals festlich eröffnet und strahlt seither weit über die Dorf- und Landesgrenze hinaus. Ein Bauwerk, das die Menschen auch nach 25 Jahren noch immer derart bewegt? Damals unverstellbar. Vals ohne unsere Therme von Peter Zumthor? Heute wohl unvorstellbar. Wir freuen uns auf die nächsten 25 Jahre und haben der Ikone der Bäder einen kurzen Film gewidmet – folgen Sie dem Wasser ins Bad der Natur.
Willkommen im schönsten Rückzugsort der Alpen!
Katrin Rüfenacht, General Manager 7132 AG
Was man vom neuen «Koch des Jahres» lernen kann
Mitja Birlo, Küchenchef im Valser Hotel 7132, verbindet bodenständige Zutaten mit Luxuskost. Selber geht er aber auch mal zu McDonalds essen.
Der 35-jährige Mitja Birlo ist «Koch des Jahres 2022». Er steht am Herd des Gourmetrestaurants Silver im Hotel 7132 in Vals. «Für mich ist das ein Ritterschlag», kommentiert er die prestigeträchtige Auszeichnung, die der Gastroguide jährlich vergibt. Bereits seit zwei Jahren ist Birlo im gelben Büchlein mit 18 Punkten gelistet, der zweithöchsten Punktebewertung.
Die Aufmerksamkeit, die mit dem Titel einhergehe, werde helfen, dass er auch künftig ein volles Restaurant habe, sagt der Küchenchef weiter. Das könne man gut gebrauchen in einem Bündner Bergtal, wohin sich die Gäste nicht zufällig hinverirren. Nicht umsonst ist im «Gault Millau» übers Silver zu lesen: «Für ein herausragendes Essen fahren wir gern ans Ende der Welt.»
Wöchentlich im Wald unterwegs
Angesichts der geografischen Lage ist es wenig erstaunlich, dass Mitja Birlos Gerichte sich in erster Linie an Produkten orientieren, die für die Bergregion typisch sind: Mit seinem Team ist er einmal wöchentlich in den nahen Wäldern unterwegs, um Beeren und Kräuter zu sammeln. In gefühlt sieben von neun Gängen des Menüs spielen Milchprodukte der Molkerei Vals eine wesentliche Rolle. Auch Lammfleisch und Enten – so selten das Fleisch bei seinen Zubereitungen eine grosse Rolle spielt – bezieht er bei Bauern, die in Gehdistanz angesiedelt sind. Sogar ein marmorner Becher mit Mineralwasser von einer der fünf regionalen Quellen wird den Gästen im Laufe des Abends serviert.
Ein typisches Gericht Birlos? Erwähnenswert ist zurzeit eine Vorspeise, die sich um Knollensellerie dreht. Sie hat durchaus das Zeug zum Signature Dish: Die ganze ungeschälte Knolle kommt für zweieinhalb Stunden mit Backpapier ummantelt in den 180 Grad heissen Ofen. Am Tisch vor dem Gast wird das weich gegarte Gemüse halbiert und mit einem Löffel eine Nocke herausgestochen. Diese wird zugedeckt mit einer extrem reduzierten und deshalb dunkelbraunen «Sellerie-Mousse», die im Wesentlichen aus den Sellerieresten der Vortage besteht – man will ja keinen Foodwaste.
Angegossen wird der Gemüsegang mit einem dunkelroten Fond aus Randensaft, Hühnerbouillon und Pfefferöl. Dekoriert wird das Ganze mit gezupften Kräutern, die in einem kühlschrankgrossen Gewächshaus in der Küche des Silver gezogen werden. Dieser aromatisch hochintensive Gang vermittelt, trotz all der Detailarbeit, ein Gefühl von Heimkommen. Unweigerlich trifft man auf erdig-warme Aromen, die man einer Grossmutter-Küche zurechnen könnte. Effekthascherische Elemente wie Säurekicks oder allzu scharfe Zutaten trifft man bei Birlo kaum.
Berufskollegen beim grossen gelben M
Wegen der Bouillon ist das beschriebene Gericht nicht hundertprozentig vegetarisch – was Mitja Birlos Kochphilosophie versinnbildlicht. Alles Dogmatische scheint dem gebürtigen Deutschen fremd zu sein. So gibt er gern zu, dass er zu Hause auch mal eine Tiefkühlpizza aufreisst, wenn es schnell gehen muss. «Obwohl ich mich nicht erinnern kann, wann das zum letzten Mal geschah.»
Und noch so ein Geständnis von ihm folgt sogleich: Bei Gelegenheit kehrt er auch mal auf einen Hamburger beim grossen gelben M ein. «Und ich habe dort auch schon hoch dotierte Kollegen von mir angetroffen. Natürlich verrate ich nicht, um wen es sich gehandelt hat.»
«Wir wären blöd, wenn wir die Butter und die Heidelbeeren aus der Gegend nicht verwenden würden, so gut wie sie sind.»
Mitja Birlo, «Koch des Jahres 2022»
Bloss braucht jetzt niemand zu denken, dass Mitja Birlo zur Kategorie der Fleischtiger gehört. «Daheim verwende ich höchstens mal etwas Speck für ein Pastagericht.» Komme hinzu, dass er in seiner Jugend jahrelang vegetarisch lebte: «Nachdem ein Schweinetransporter bei uns vorbeigefahren war, löcherte ich meine Mutter mit Fragen und zog daraus meine Konsequenzen.»
12-jährig sei damals er gewesen, vier Jahre lang habe er gänzlich auf Fleisch und Fisch verzichtet. Erst in der Lehre habe dies wieder geändert: «Denn als angehender Koch musste ich ja probieren, was ich anderen auftischte.» In seinem Wanderjahren arbeitete er bei Nuno Mendes in London, aber auch im Schwarzwald in der Traube Tonbach (wo er gleichzeitig mit Stefan Heilemann war, dem letztjährigen «Koch des Jahres»). Nach Vals geholt wurde Birlo schliesslich als rechte Hand vom vormaligen Küchenchef Sven Wassmer, gemeinsam brachten die beiden das Hotel 7132 auf die kulinarische Landkarte.
«Natürlich wären wir blöd», sagt Birlo, «wenn wir die Butter und die Heidelbeeren aus der Gegend nicht verwenden würden, so gut wie sie sind.» Aber der Hype um regionale Produkte, angestossen vom dänischen Kultlokal Noma, wo Birlo schon mehrfach zu Gast war, sei seiner Meinung bereits ein wenig abgedroschen.
Und deshalb kommen bei einem Abendessen im Silver durchaus auch weit gereiste Zutaten auf den Tisch, etwa eine Gelbschwanzmakrele aus Dänemark. «Auch wenn diese Produkte einige Kilometer auf dem Buckel haben, ist dies für mich kein Grund, auf die zweitbesten Zutaten zurückzugreifen.»
Mitja Birlo kombiniert solche Delikatessen wie Trüffel aus Alba oder Kaviar aus Frankreich mit allem, was die Gegend hergibt. Während des gut dreistündigen Abendessens für 275 Franken (ohne Getränke) begegnet man derzeit aber in erster Linie vielen saisonalen Zutaten, also Marroni, Kürbis, Kartoffeln, Rüebli, Federkohl, Topinambur ... Und es ist schwer zu sagen, wer am Ende auf dem jeweiligen Teller der wahre Star ist – das Gemüse vom Bauern oder die Luxuskost.
So macht beispielsweise erst ein knuspriges Federkohlpulver ein durchwachsenes, auf dem Feuer gebratenes Nackenkern-Stück («Presa») vom spanischen Iberico-Schwein zum himmlischen Genuss. Und die weiteren Beilagen wie ein Rüebli-Pilz-Mousse und Federkohlpüree. Übrigens sieht dieser Teller in kräftigem Grün, Orange und dem zarten Rosa des Fleisches ganz schön psychedelisch aus.
Jedenfalls ist es eines der Gerichte, die in den kommenden Monaten dafür sorgen dürften, dass so manche Feinschmeckerin, so mancher Gourmet sich überwindet, den langen Weg nach Vals auf sich zunehmen. Und dort dann erstaunt in die Geschmackswelt von Mitja Birlo eintaucht.
Dienstag, 30. November 2021 / Quelle: tagesanzeiger.ch
Mitja Birlo aus Vals ist «Koch des Jahres»
Mitja Birlo, der Küchenchef des «7132 Hotel» im bündnerischen Vals, ist «Koch des Jahres 2022». Der Gastroführer Gault Millau hat ihn mit 18 von 20 möglichen Punkten ausgezeichnet.
Die alljährlichen Bewertungen der Spitzenköche im Guide Gault Millau bringen der Schweiz eine Überraschung: Zum «Koch des Jahres 2022» hat der Gastroführer am Montag Mitja Birlo, den bisher in der Öffentlichkeit eher wenig bekannten Küchenchef des Restaurants «7132 Silver» im bündnerischen Vals gekürt. Der 36-jährige Berliner ist mit 18 von 20 möglichen Punkten ausgezeichnet worden. Feiern kann damit auch sein Chef – der umstrittene Hotelbesitzer und Unternehmer Remo Stoffel.
Für die Experten des Gault Millau kommt der Aufstieg allerdings doch nicht ganz unerwartet. Denn Birlo habe zuvor unter anderem in der Schwarzwälder Talentschmiede «Traube Tonbach» und in London bei Nuno Mendes gearbeitet. Nun habe er zusammen mit seinem früheren Chef Sven Wassmer, der heute im «Grand Resort Bad Ragaz» tätig ist, das Restaurant «7132 Silver» auf den Radar der Schweizer Gourmets geführt, heisst es in der Mitteilung weiter.
Der neue Koch des Jahres lasse sich vom Valser Ökosystem inspirieren und ziehe mit seiner Brigade regelmässig zum Sammeln durch die Wälder, schreibt der Gastroführer. Für seine komplexe, arbeitsintensive Küche lasse er sich nicht einschränken, heisst es weiter. Was in der Region fehle, kaufe er ein – auf der ganzen Welt.
Fünf Aufsteiger
Der am Montag veröffentlichte Restaurantführer zeichnet zudem gleich fünf «Aufsteiger des Jahres» aus. Jeroen Achtien im Restaurant «Sens» im «Vitznauerhof» am Vierwaldstättersee hat neu 18 Punkte. Franck Pelux vom «Lausanne Palace» und Dietmar Sawyere im «The Chedi» steigen neu in die 17-Punkte-Liga auf. Erstmals 16 Punkte haben Diego Della Schiava vom «The View» in Lugano und Oscar de Matos von der Luzerner Quartierbeiz «Maihöfli».
Als «Entdeckungen des Jahres» bewertet wurden: Niklas Oberhofer (Flims GR, 16 Punkte), Christian Aeby (Biel, 15), Federico Palladino (Castel San Pietro TI, 15), Jacques Allisson (Lausanne, 15) sowie Christophe Genetti und Maël Gross (Champex-Lac VS, 15).
Sieben kochen in der Meisterklasse
Wenig Veränderungen gab es in der Meisterklasse mit 19 Punkten. Die sieben «Mitglieder» dieses Klubs sind: In der Deutschschweiz Andreas Caminada (Fürstenau GR), Tanja Grandits (Basel), Peter Knogl (Basel) und Heiko Nieder (Zürich). In der Romandie Franck Giovannini (Crissier VD), Philippe Chevrier (Satigny GE), Bernard und Guy Ravet (Vufflens-le-Château VD).
Didier de Courten aus Siders, der sich nach Jahren an der Spitze vom Fine Dining verabschiedet hat und sich ganz auf seine Brasserie konzentriert, ist bereits wieder auf dem Weg nach oben: 17 Punkte für sein «Atelier Gourmand» bedeuten das höchste Brasserie-Rating im ganzen Land, wie Gault Millau schreibt.
Zürich ist Gourmet-City Nummer 1
Schliesslich meldet Gault Millau, dass sich Zürich endgültig als Gourmet-City Nummer 1 durchgesetzt habe. Das Qualitätsniveau in den Restaurants, Beizen, Bars und Cafés sei hier auf internationalem Spitzenniveau. An der Spitze hat sich indessen wenig verändert. Als beste Restaurants im Kanton werden genannt: «The Restaurant» Dolder Zürich (Heiko Nieder), «Widder» Zürich (Stefan Heilemann), «Pavillon» Baur au Lac Zürich (Laurent Eperon), «Rico’s» Küsnacht (Rico Zandonella), «EquiTable» Zürich (Fabian Fuchs) und «La Rôtisserie» Storchen Zürich (Stefan Jäckel). Jäckel zählt in Zürich mit 17 Punkten zu den Aufsteigern.
Der Gastroführer 2022 enthält 860 Restaurant-Adressen, darunter 91 neue. Das ist ein Rekordwert – trotz der Corona-Krise
Dienstag, 30. November 2021 / Quelle: NZZ.ch
Vals unterstützt die Dorfvereine bei ihren Veranstaltungen
Die Gemeinde Vals möchte lokale Vereine dazu animieren, wieder vermehrt Anlässe zu veranstalten. Dazu wird 2022 das «Zentrum Glüs-Eröffnungsjahr» eingeläutet.
Wie die Gemeinde Vals informiert, hat der Rat beschlossen bis zum nächsten Herbst 2022 das «Zentrum Glüs-Eröffnungsjahr» einzuläuten, damit auch inskünftig das Vereinsleben und die damit verbundenen Anlässe erfolgreich weiterbestehen können. Dabei sollen primär die lokalen Vereine animiert werden, wieder vermehrt Anlässe – egal ob sportlicher, musikalischer oder kultureller Natur – zu veranstalten und sie dürfen dabei auf die Unterstützung der Gemeinde zählen.
Vals möchte wegen der Pandemie wieder neue Anlässe ermöglichen
Entsprechende Gesuche um Defizitgarantien oder Leistungen ähnlicher Art sind im Vorfeld schriftlich an den Gemeinderat direkt oder via der Gemeindeverwaltung an den Rat zu richten. Während des gesamten Eröffnungsjahres werden für Publikumsanlässe keine Gebühren verlangt.
Es gelten nach wie vor die aktuellen Bestimmungen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Das Angebot dient dazu, wegen der Corona-Pandemie in den letzten beiden Jahren ausgefallene Anlässe wieder durchzuführen und auch neue Anlässe zu ermöglichen.
Samstag, 30. Oktober 2021 / Quelle: Nau.ch
Eine Herberge für Ästheten: die privaten Appartements der «Brücke 49» in Vals
Die «Brücke 49» in Vals zählt zu den schönsten Bed & Breakfast der Schweiz. Drei Ferienwohnungen laden neu im Nachbarhaus zum ganz privaten Rückzug ein.
Über den «Breakfast Club» der «Brücke 49» geht eigentlich nichts. Einen Ort zu kreieren, wo der Tag bei guten Gesprächen am grossen «Zmorgetisch» eingeläutet wird, das war der Traum der Macher dieses Bed-&-Breakfast-Juwels in Vals. Nach eigener Erfahrung ist dies über die letzten sieben Jahre mehr als gelungen. Freunde, Alleinreisende, Paare und Familien finden hier in den bereitgestellten grau gefilzten Birkenstocks zum morgendlichen Schlemmen zusammen. Alle hier einkehrenden Gäste verbindet eine Liebe für die Schönheit im Leben, und es ist, als könne zu frisch gebackenen Brötchen, Bircher Müesli und Ingwershot jedes Thema auf den Tisch kommen, das sich Raum verschaffen will.
Die Herberge verschafft mehr Raum für Privatsphäre
Nun gibt es Zeiten im Leben, in denen Menschenfreundin und Menschenfreund nicht offen sind für einen Austausch. In denen der Gedanke an neue Begegnungen mehr Anstrengung als Erholung verspricht und man womöglich intensiver Zeit mit den Liebsten verbringen möchte. Für solche Momente hat das Team der «Brücke 49» die «Herberge» geschaffen.
In einer von drei Ferienwohnungen checkt man im Nachbarhaus der Brücke für den ganz privaten Rückzug ein. Hier residiert man wie im Stammhaus in skandinavisch inspirierten Wohnwelten, wo sich das Auge während des Aufenthalts in beruhigter Schönheit ausruhen darf. Möbelklassiker wie Thonet-Bugholzstühle und Arne Jacobsen Drehstühle fügen sich genau so harmonisch in den sanierten Holzbau mit geölten Dielen und lackierten Holzwänden ein wie die moderne Küche des dänischen Herstellers Vipp.
Auch in den Details erkennt man die Signatur der «Brücke 49» wieder. So schlurft man auch hier in grau gefilzten Birkenstocks über knarzende Dielen. Wie nebenan ist das Wohnzimmerregal mit Design- und Kunstbänden bestückt, die zum Schmökern einladen, während vor der Tür der junge Rhein vor der stillen Zeugenschaft der Valser Berge durch das Dorf rauscht. Und auch hier geniesst man den Vorzug des «Brücke 49»- Frühstücks. Der Kühlschrank ist gefüllt mit allem, wonach das Herz begehrt, und jeden Morgen wird frisches Brot an die Wohnungstür geliefert.
Ein bisschen verschieben sich die Glücksparameter aber doch von Tür zu Tür. Während im Bed & Breakfast ein Geschenk darin liegt, auch erst kurz vor halb elf zum Zmorge erscheinen zu dürfen, richtet sich das Zeitfenster für das Zmorge in der Herberge uneingeschränkt nach dem individuellen Wunsch. Während man sich im Haupthaus zur eigenen Freude schön angezogen zu Tisch begibt, lockt in der Herberge die Freiheit, in Boxershorts Kaffee zu kochen, nachdem man ungeniert nackt zwischen Schlafzimmer und dem eigenen Bad (im Bed & Breakfast teilen sich je zwei Parteien ein Bad) umhergesprungen ist. Und während einen im Bed & Breakfast die Tischgespräche reicher machen, ist es hier die exklusive Begegnung mit sich selbst und seinen Mitreisenden.
Freitag, 22. Oktober 2021 / Quelle: NZZ Bellevue
Fels bei Vals muss zur Sicherheit gesprengt werden
Nur wenige Kilometer vor Vals drohen 400 Kubikmeter Fels abzustürzen. Das kantonale Tiefbauamt ordnete deshalb eine Sicherheitssprengung an. Am nächsten Dienstag muss die Valserstrasse deshalb für alle Verkehrsteilnehmer und Fussgänger gesperrt werden.
Rund 150 Meter oberhalb der Galerien Steintöbeli an der Valserstrasse stellten Geologen im vergangenen Sommer riesige Mengen instabile Felsmassen fest. Die Abklärung ergaben weiter, dass davon auszugehen sei, dass der Fels teilweise oder ganz abstürze, schrieb der Kanton Graubünden am Donnerstag in einer Mitteilung.
Weiter setzte das Tiefbauamt die letzten Jahre mehrere Kunstbauten und Galerien entlang der Valserstrasse instand. Nun wären die Galerien Steintöbeli 1 und 2 dran. Da durch den drohenden Felssturz die Arbeiten gefährdet seien, sehe sich das Tiefbauamt gezwungen, die instabilen Felsmassen zu sprengen.
Die Sprengung ist am nächsten Dienstag vorgesehen. Die Valserstrasse bleibt dann von 9.40 Uhr bis 17.00 Uhr komplett gesperrt. Erlauben es die schwierige Topographie und schlechtes Wetter nicht, die Sprengung komplett durchzuführen, plant das Tiefbauamt am Donnerstag 14. Oktober und Dienstag 19. Oktober das Projekt weiterzuführen.
Donnerstag, 7. Oktober 2021 / Quelle: sda
Viele Weggen retten den Valser Käse
Die Zukunft der Biosennerei in Vals ist gesichert. Möglich machen es 700’000 Franken vom Grossverteiler Coop – unter anderem aus der 1.-August-Aktion.
Rund 600’000 Liter Milch pro Jahr verarbeitet die Sennerei in Vals. Produziert wird sie von Bauernbetrieben in der Region, welche nach den Knospe-Richtlinien von Bio Suisse arbeiten. In der Sennerei wird aus der Milch unter anderem Bio-Bündner-Bergkäse produziert, den auch der Grossverteiler Coop in seinem Sortiment führt. Die Sennerei ist eine wichtige Voraussetzung, damit in Vals und im Tal weiterhin Milchwirtschaft betrieben werden kann.
Allerdings sind die Produktionsanlagen in der Sennerei Vals in die Jahre gekommen. Sie müssen erneuert werden, und der Betrieb benötigt einen Käsekeller für die Lagerung vor Ort. Beide Investitionen kann die Sennereigenossenschaft nicht aus eigenen Kräften stemmen. Jetzt ist der Grossverteiler Coop eingesprungen. Joos Sutter, Verwaltungsratspräsident der Coop-Patenschaft für Berggebiete, und Philipp Wyss, Vorsitzender der Geschäftsleitung des Grossverteilers, haben den Verantwortlichen der Genossenschaft am Freitag einen Scheck über 700’000 Franken übergeben. Mit der Spende stelle Coop «die Zukunft der Biosennerei in Vals sicher», wird Sutter in einer Mitteilung zitiert.
Weggen, Weggli Cervelats
Die Mittel für die Unterstützung der Biosennerei Vals stammen unter anderem aus der 1.-August-Weggen-Aktion von Coop. Ein Teil des Erlöses aus dem Verkauf von Weggen, Weggli und Cervelats rund um den Schweizer Nationalfeiertag fliesst seit rund 20 Jahren jeweils an die Coop-Patenschaft für Berggebiete. Im laufenden Jahr sind so 280’000 Franken zusammengekommen, welche die Patenschaft für Berggebiete auf die jetzt an die Sennerei übergebenen 700’000 Franken erhöht hat. Das Hilfswerk selber besteht seit bald 80 Jahren und setzt sich für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bergbevölkerung ein.
Seit dem Start der 1.-August-Weggen-Aktion vor rund zwei Jahrzehnten haben Coop und die Coop-Patenschaft für die Berggebiete laut einer Mitteilung rund 6,5 Millionen Franken in verschiedene Projekte investiert. Mit der Bio-Bergkäserei in Müstair hat bereits in der Vergangenheit eine Institution in Graubünden von dieser Unterstützung profitiert. Weiter wurden laut der Mitteilung unter anderem die Erneuerung des Wohnhauses und der Stallungen auf der Alpe Frid im Oberwallis und die Sanierung der Alp Kohlschlag in Mels finanziell unterstützt.
Samstag, 5. September 2021 / Quelle: Südostschweiz
Multifunktionales Attraktivitätsplus für das Heimatdorf des Financiers
Mehrzweckhalle, Arztpraxis, Physiotherapie-, Fitness-, Büro- und Sitzungsräume: Das mit finanzieller Beteiligung von Remo Stoffel gebaute neue Zentrum Glüs soll das Leben in Vals einfacher machen.
Für Sport und Anlässe: Herzstück des Zentrums Glüs ist die Mehrzweckhalle, in der bei Events bis zu 555 Personen Platz finden.
Einst war es ein Politikum mit Sprengkraft, doch diese Zeiten scheinen vorbei. Am Samstag ist es mit einem friedlichen kleinen Fest und einem Tag der offenen Tür offiziell eingeweiht worden: das Zentrum Glüs neben der bestehenden Schulanlage von Vals. Der 14,5 Millionen Franken teure Neubau beherbergt die im Dorf seit Jahrzehnten diskutierte und erhoffte Mehrzweckhalle; sie kann bei Anlässen bis zu 555 Personen Platz bieten, das sind mehr als doppelt so viele wie in der alten Turnhalle der Schule. Aber das Zentrum Glüs bietet noch viel mehr: ein grosses Foyer mit Cateringküche zwischen der alten und der neuen Halle, ein firsthohes Sitzungszimmer für bis zu 50 Personen mit Blick auf den alten Dorfkern, Büroräume unter anderem für die Schulleitung, einen Aussensportplatz und nicht zuletzt eine Arztpraxis sowie Räumlichkeiten für Physiotherapie und Fitness.
Grundversorgung vervollständigt
Ein kleines Gesundheitszentrum für Vals also – «und das ist sehr wertvoll fürs Dorf», sagt Stefan Stoffel, Leiter des kommunalen Bauamts, auf einer Führung durch den Neubau. «So muss man für Therapien nicht immer nach Ilanz.» Was hin und zurück insgesamt doch immerhin eine gute Stunde Autofahrt erspart. Stattdessen läuft es umgekehrt: Die Physiotherapiepraxis wird vom Spital Ilanz betrieben, aktuell anderthalb Tage pro Woche ist eine Fachkraft in Vals präsent, Tendenz steigend. Noch auf der Suche nach einem Betreiber ist man für den vorderhand leeren Fitnessraum, wie Stoffel erklärt; genutzt wird der mit grossflächigen Spiegeln ausgestattete kleine Saal trotzdem schon: für Angebote wie Yoga und Jiu-Jitsu.
Und dann ist da eben noch der Arzt, Ingo Kaczmarek. Eine Praxis im Ort hatte er bereits, «aber in einer umgebauten Privatwohnung», sagt Stoffel. Die Zeiten dieses Provisoriums sind nun seit Dezember 2020 vorbei, seit dem Einzug Kaczmareks ins Zentrum Glüs, wo der medizinisch genutzte Gebäudeteil notabene über einen vom Schulbetrieb etwas abgeschirmten Zugang verfügt. Mit diesem Umzug soll auch der Erhalt einer Arztpraxis im Dorf längerfristig gesichert sein. Insgesamt erhofft man sich bei der Gemeinde Vals durch den multifunktionalen Neubau eine Steigerung der Attraktivität nicht nur für die Einheimischen, sondern auch für potenzielle Zuzügerinnen und Zuzüger.
Ein Projekt mit vielen Änderungen
Zurück zum Politikum und damit zur Entstehungsgeschichte des Zentrums Glüs: Seine Ursprünge gehen zurück auf den Kauf des Valser Thermehotels durch den einheimischen Financier Remo Stoffel anno 2012. Ein Teil seines damaligen Kaufangebots waren sechs Millionen Franken für den Bau der ersehnten Mehrzweckhalle für Vals. Anfangs noch im Boda geplant, in der Ebene eingangs des Dorfs, wurde der Standort später zum Schulhaus verlegt und das Vorhaben redimensioniert. Den Projektwettbewerb der Gemeinde gewann 2016 das Zürcher Büro SAM Architekten und Partner, deren Entwurf «Follow Me», der noch auf einer älteren Bedürfnisabklärung basierte, wurde laut Bauamtsleiter Stoffel in der Folge an die tatsächlichen heutigen Bedürfnisse angepasst. Und weil das Thermehotel «7132» auf die ursprünglich angedachte Mitnutzung der Anlage verzichtete, reduzierte sich Remo Stoffels Beitrag auf gut 4,5 Millionen Franken. Damit bezahlte er unter dem Strich ein Drittel der Realisierungskosten.
Auch Hochwasser im Valser Rhein sollte dem gesamten Gebäudekomplex nun nichts mehr anhaben können, eine Auflage der Gebäudeversicherung: Lange Mauern halten allfällige Überschwemmungen fern. Auch in den Zufahrtslücken: Dort hebt sich der in den Boden eingelassene Mauerabschnitt automatisch mit dem steigenden Flusspegel, wie Stefan Stoffel erklärt.
Bereits rege genutzt
Die Infrastrukturen im neuen Zentrum Glüs werden laut dem Bauamtsleiter rege genutzt, nicht nur die Arzt- und die Physiotherapiepraxis, auch das Sitzungszimmer oder die Halle, die neben dem Schul- und Vereinssport auch schon Anlässe wie die Gemeindeversammlung beherbergt hat. Wobei in diesem Fall das Plus an Raumgrösse eher coronabedingt nötig war. Und weniger wegen eines Grossandrangs an Stimmberechtigten, wie er in jenen Jahren üblich war, als der Hotelkauf durch Remo Stoffel zum Politikum mit Sprengkraft wurde.
Montag, 30. August 2021 / Quelle: Südostschweiz
Mit dem Kochlöffel ein Stück Lebensqualität zurückerobern
Die Krebsliga Schweiz hat eine Aktion für Krebsbetroffene ins Leben gerufen, die durch den Magen geht. Mit dabei sind auch ein Bündner Sternekoch und eine Bündner Betroffene.
In der Schweiz leben rund 370’000 Menschen mit einer Krebsdiagnose und deren Folgen. Das Leben der Betroffenen wie auch das ihrer Familien und Freunde wird durch die Diagnose oft auf den Kopf gestellt – auf einmal gibt es da Hürden, wo es bisher keine gab, Gewohntes wird zu Ungewohntem und umgekehrt.
So kann es beispielsweise durch die Erkrankung oder eine damit verbundene Therapie dazu kommen, dass sich der Appetit und Geschmackssinn der Betroffenen verändert. Plötzlich bereitet Essen keine Freude mehr, sondern wird zu einer zusätzlichen Herausforderung im bereits herausfordernden Alltag. Dieses schwierige Thema ist die Krebsliga Schweiz mit der besonderen Aktion «Recipes rewritten» angegangen. Die Idee dahinter ist so simpel wie komplex: Zwei Profiköche und eine Profiköchin passten ihre «Signature-Rezepte» geschmacklich an die Bedürfnissee von Menschen mit einer Krebserkrankung an.
Erlebnis in Graubünden
Am Projekt teilgenommen hat auch Memory Gort aus Cazis. Sie erhielt vor etwa drei Jahren die Diagnose Brustkrebs. «Ich bin den ganzen Weg von der Chemotherapie über die Bestrahlung bis hin zur Antihormontherapie gegangen. Mir geht es jetzt aber gut», erzählt Gort. Den veränderten Geschmackssinn kennt sie aber nur zu gut. Dinge, die ihr früher geschmeckt haben, gehören heute nicht mehr zu ihren Favoriten. «Mein Geschmack wurde total verfälscht. Gewisse Dinge rochen auf einmal viel zu stark, andere schmeckte ich gar nicht mehr», erklärt die 45-Jährige. Als sie für das Kochprojekt von der Krebsliga Schweiz angefragt wurde, überlegte sie nicht lange. «Ich fand das super.»
Die Bündnerin wurde von dem 36-jährigen Sternekoch Mitja Birlo bekocht, welcher Chefkoch des «7132 Silver» in Vals ist. Auch er war sofort von der Idee angetan. «Ich fand die Aktion von Anfang an eine sehr gute Sache», betont Birlo. Nebst ihm standen der Sternekoch Romain Paillereau und die Nachwuchsköchin Stéphanie Zosso für die Aktion kostenlos hinter dem Herd. Die Profis stellten ihr Know-how und ihre Zeit gratis zur Verfügung und bekochten die Betroffenen an ihren jeweiligen Arbeitsorten, wie Stefanie de Borba, Medienverantwortliche der Krebsliga Schweiz, erklärt.
Das Projekt wurde in drei verschiedene Etappen aufgeteilt. In einem ersten Schritt wurde laut Borba die Lebensmittelwissenschaftlerin Marianne Botta beigezogen. Diese führte Gespräche mit den Betroffenen, um herauszufinden, wo die geschmacklichen Herausforderungen liegen. «Man muss wissen, dass die veränderten Geschmäcker sehr individuell sein können, jede und jeder hat ein anderes Empfinden.» Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass sich das Geschmacksempfinden einer Person laufend verändert, wie Borba weiter erklärt. Deshalb war es von Bedeutung, dass eine Fachperson das Projekt wissenschaftlich begleitet. «Unsere Lebensmittelwissenschaftlerin hat nach den Gesprächen ein Briefing für die Köche erstellt.»
«Das Briefing war sehr wertvoll gewesen», erklärt der Sternekoch Birlo. «Es war eine ganze Reihe von Sachen, die wir zu beachten hatten. Erst mal haben wir geschluckt, denn wir kannten die Thematik nicht.» So musste der Profi alles, was die Schleimhäute reizt, wie Säure oder Schärfe, aus dem Menü verbannen. «Das war eine spannende Herausforderung für mich. Meine Idee von einem guten Essen so zu verändern, dass es für die Betroffene passt.»
Intensives Ausprobieren
In einem zweiten Schritt kam es dann zu einem Treffen zwischen dem jeweiligen Koch oder der Köchin und der betroffenen Person. Im Rahmen eines «Tasting» hatten die Betroffenen die Möglichkeit, verschiedene Dinge zu probieren und ihr Geschmacksempfinden zu beschreiben. «Wir konnten die Hauptkomponenten des Menüs wie Saucen testen. Es gab dabei auch Sachen, bei denen ich zuvor zu 100 Prozent sicher war, dass sie in Ordnung sein werden, es dann aber nicht waren», erklärt Birlo. Auch für Gort war es ein spannendes Ausprobieren, wie sie sagt. Die Caznerin beschreibt das «Tasting» als eine Art Geschmacksexplosion. «Es gab einerseits Sachen, die ich überhaupt nicht vertrug, und anderseits Sachen, die ich toll fand. Den ganzen Nachmittag haben wir uns sozusagen durch das Menü getastet, welches dann nach meinen Bedürfnissen für das Dinner zusammengestellt wurde.»
Birlo kochte für Gort und ihre Gäste gegrillten Mini-Lattich mit Oliventapenade und traf damit voll ins Schwarze. «Für mich war das Dinner sensationell», erinnert sich Gort. Die Geschmäcker waren ein komplett neues Erlebnis für sie. Früher hat sie selbst gerne und viel gekocht, durch die Chemotherapie verlor sie jedoch teilweise die Freude am Kochen und am Essen. «Wenn einem nichts mehr richtig schmeckt und man nicht mehr weiss, was man essen soll, gleichzeitig aber auch weiss, man muss für die Therapie essen, um bei Kräften zu bleiben, dann ist das extrem schwierig.»
Sozialer Aspekt genauso wichtig
Nebst dem Gaumenschmaus stand bei dem Dinnerabend auch der soziale Aspekt im Fokus. Wie Gort berichtet, sprach sie an diesem Abend mit ihren Gästen bewusst über ihr Geschmacksempfinden. «Mein Freundeskreis weiss zwar schon, dass ich teilweise Mühe habe. Normalerweise wird aber einfach zusammen gegessen, ohne gross darüber zu sprechen. Bei dem Dinner haben wir bewusst über das Thema geredet und uns gegenseitig gefragt, wie uns dies und jenes schmeckt.» Seit die Krebsliga Schweiz das Video des Projekts aufgeschaltet hat, erreichen Gort zudem haufenweise positive Rückmeldungen.
«Viele Personen kommen persönlich auf mich zu, um über die ganze Thematik zu sprechen», fährt die Caznerin fort. Dass die Aktion so viele Menschen erreicht und aufklärt, freut sie sehr. «Wenn man selber die Diagnose bekommt, ist man so hilflos. Es gibt einfach tausend andere Baustellen in dem Moment, als dass man sich über das Essen Gedanken macht», erklärt Gort und fügt an: «Ich wäre im Nachhinein aber über Hilfe zu diesem Thema froh gewesen. Ich finde, es ist ein Thema, das man noch mehr in den Vordergrund rücken sollte.»
Gemäss Borba von der Krebsliga Schweiz ist diese Aufklärung das Ziel der Aktion. «Wir wollen zum einen erreichen, dass Essen für die Betroffenen wieder mehr ist, als nur Nahrung zu sich zu nehmen, und sie es wieder lustvoller sehen», sagt die Medienverantwortliche. Zum anderen soll die Aktion zeigen, dass Krebs und die damit verbundenen Herausforderungen kein Tabuthema sind. «Die gesammelten Erkenntnisse sollen auch längerfristig Krebsbetroffenen zugutekommen.» Unter anderem wurden schon verschiedene Tipps, Tricks und die angepassten Rezepte der Köche auf der Website der Krebsliga Schweiz für alle Interessierten aufgeschaltet. Es bleibe weiterhin ein Anliegen, Betroffene und deren Angehörige rund ums Leben mit und nach Krebs zu unterstützen, informieren und beraten, betont Borba.
Positives Fazit
Von dem Projekt nehmen die Beteiligten Unterschiedliches mit. Für Birlo war es einerseits eine intensive Arbeit, wie er erklärt. Anderseits freut es ihn sehr, dass er mit seinem Know-how dazu beitragen konnte, dass die Betroffenen wieder einen Anreiz zum Essen haben, und dass sie bei ihm einen schönen Abend erlebten. «Ich kann es mir gut vorstellen, bei ähnlichen Projekten wieder mitzuwirken», so der Chefkoch. Für Gort wiederum war das Projekt vor allem ein mutmachendes Erlebnis. «Ich habe wieder ein Stück Lebensqualität dazugewinnen können», betont sie.
Ebenso positiv blickt auch die Krebsliga Schweiz auf das abgeschlossene Projekt zurück. «Es ist sehr erfreulich, zu sehen, dass bei den Personen, die mitgemacht haben, das Projekt erfolgreich war und sie wieder einen positiveren Bezug zum Essen haben.» Ob es eine Fortsetzung von «Recipes rewritten» gibt oder ähnliche Aktionen in Zukunft lanciert werden, steht zurzeit aber noch nicht fest.
Montag, 26. Juli 2021 / Quelle: Südostschweiz
Bald ist der Valser «Methusalem» im Trockenen
Die ältesten Teile des Lärchabodastalls oberhalb von Vals stammen aus dem Jahr 1329. Jetzt saniert die örtliche Gandahus-Vereinigung das einzigartige Bauwerk.
Wenn im kommenden September wieder europaweit die alljährlichen Tage des Denkmals anstehen, wird sich alles um eine Frage drehen: Was benötigen wir, damit Materialien und Konstruktionen nicht wie billige Massenware nach kurzer Zeit zerfallen? Denn die Jahrhunderte überdauern sie nur, wenn sie hochwertig sind und das Wissen vorhanden ist, wie man sie richtig verarbeitet und instand hält – nicht umsonst heisst das diesjährige Denkmaltage-Motto «Gewusst wie». Wer nach einem guten Beispiel für solche qualitätsvolle Handwerkskunst sucht, wird unter anderem auf dem Valser Lärchaboda fündig.
Ganze sieben Jahrhunderte haben Teile des Stallgebäudes auf dem Buckel, das dort in der gächen Wiese steht, das haben dendrochronologische Untersuchungen des Archäologischen Diensts Graubünden ergeben. Das Fälldatum der ältesten Balken: 1329 und 1423. Damit wird der Lärchabodastall zum «Methusalem» unter seinesgleichen. Seine Rekordhölzer zählen zu den ältesten noch erhaltenen Überresten von Stallbauten in Graubünden.
Teil der Valser Identität
Es ist der erste Mittwoch im Juni, neben dem eingerüsteten Lärchabodastall ragt ein Kran in den Valser Himmel, Urban Sprenger von der Tarcisi Maissen AG aus Trun lupft mithilfe des Hebegeräts schwere Steinplatten aufs Dach. Die Firma hat 2018 den Steinbruch Garlag in Vals übernommen, und mit dem dort abgebauten Quarzit decken Sprenger und ein Mitarbeiter nun das historische Bauwerk neu ein. «Wir haben ganz bewusst Stein von dieser Seite des Tals gewählt», sagt Pius Walker. Der einheimische Natursteinmauer-Spezialist betreut als Projektleiter die Instandstellung des Lärchabodastalls, ein Vorhaben, das für den Erhalt des «Methusalems» unabdingbar ist. Und er weiss: «Wenn man mit dem Material arbeitet, das in der Nähe vorhanden ist, stimmt das Resultat eigentlich immer.»
Eine Summe von rund 200’000 Franken hat die Valser Gandahus-Vereinigung als heutige Besitzerin des Stalls für das Projekt budgetiert; einen Beitrag an die Kosten leisten unter anderen die kantonale Denkmalpflege und die Gemeinde. Mit der Vereinigung, die auch das Valser Ortsmuseum betreibt, hat das wertvolle Objekt mittlerweile eine Eigentümerin von öffentlichem Charakter; der Lärchabodastall soll denn auch in Zukunft für Interessierte zugänglich werden. «Die über die Landschaft verstreuten Ställe gehören zur Identität von Vals», meint Gandahus-Präsident Peter Loretz, «auch wenn viele finden, diese Bauten brauche es nicht mehr.» Das Engagement der Vereinigung auf dem Lärchaboda soll deshalb auch noch einen Nebeneffekt haben, wie Loretz hofft: «Vielleicht ist es ein Ansporn für andere Besitzer, ihren Stall ebenfalls zu sanieren.»
Seit 1780 fast unverändert
Vom Lärchabodastall weiss man laut Walker, dass er sicher 50 Jahre lang nicht mehr genutzt wurde. Seine Lage war zu ungünstig. «Das war ein Stück weit aber auch ein Glück», stellt er fest. Denn letztmals umgebaut wurde er deshalb vor rund 240 Jahren, «seither wurde nicht mehr viel investiert». Mit anderen Worten: Von der Substanz aus der Zeit um 1780 ist noch sehr viel vorhanden – und natürlich sind auch die rekordalten Balken aus dem Spätmittelalter erhalten. Wobei: «Wenn nicht alles aus Lärchenholz wäre, würde der Stall wohl nicht mehr stehen», vermutet Walker. «Und weil der Grund hier sehr durchlässig ist, hat es auch wenig Feuchtigkeitsschäden.» Die Lärchen für den Bau, so Walkers Theorie, wurden vor Ort gerodet, eben auf dem Lärchaboda, und dann für das Bauwerk verwendet. Zu einer Zeit notabene, als noch die Romanen im Tal präsent waren.
«Für die Restaurierung verwenden wir nur neues Holz», betont der Projektleiter, «kein altes. Wir wollen klar zeigen, was jetzt gemacht worden ist.» Dafür sind aber alle Handwerkstechniken, die auf der Baustelle zur Anwendung kommen, althergebrachte Methoden, gerade auch beim Holzbau. Davon zeugen unzählige Ausführungsdetails, von den hölzernen Zapfen, die die Balken fixieren, bis zur Bearbeitungsart der Oberflächen. Unter seinem neu gedeckten Dach im Trockenen sein wird der «Methusalem» schon in wenigen Tagen, und Ende Juni soll die gesamte Instandstellung abgeschlossen sein. Womit man wieder bei den Denkmaltagen wäre: Sie finden am 11. September auch in Vals statt, und zwar beim Lärchabodastall. Denn immerhin lassen sich an seinem Beispiel nun 700 Jahre Holzbau aufzeigen – von 1329 bis 2021.
Dienstag, 8. Juni 2021 / Quelle: Südostschweiz
«So viel Dank gab es von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch nie»
Am Sonntag fand mit dem GP Vals das älteste Bündner Radrennen nach zuletzt zwei Absagen wieder statt. Die Bündner Nina Zoller und Fadri Barandun gewannen den Klassiker.
Mit der Austragung der 36. Auflage des GP Vals haben Organisatoren und Teilnehmenden am Sonntag ein wichtiges Zeichen für den Sport und den Radsport in Graubünden gesetzt, heisst es von den Organisatoren. Mit einem umfangreichen Schutzkonzept, Einzelstarts und dem Verzicht auf jegliches Rahmenprogramm sei «Ruinaulta-Ilanz-Vals» zu einem vollen Erfolg geworden.
«Ich glaube, so viel Dank gab es von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch nie», lässt sich OK-Chefin Judith Huonder in einer Mitteilung zitieren. Der Klassiker konnte im vergangenen Jahr aufgrund der Coronamassnahmen nicht durchgeführt werden. Vor zwei Jahren machte Schneefall die Durchführung unmöglich.
Mit viel Rückenwind zum Sieg
Kalt und windig waren die Bedingungen für die 71 Fahrerinnen und Fahrer. Am Morgen sei in Vals noch Neuschnee gelegen, dieser konnte sich zum Glück für die Organisatoren aber nicht lange halten. Glücklich für die Teilnehmenden war wiederum, dass der Wind auf der ganzen Strecke von hinten bliess, wie es weiter heisst.
Der Kurs erstreckte sich auf über 40,5 Kilometer Distanz auf denen es knapp 1000 Höhenmetern zu erklimmen galt. Von Bonaduz ging es durch die Ruinaulta nach Ilanz und dann weiter bis ins Ziel nach Vals.
Nina Zoller aus Chur, die in den Jahren 2017 und 2018 die beiden bisher letzten Austragungen in Vals gewonnen hatte, sowie Mountainbiker Fadri Barandun aus Samedan setzten sich am Ende durch. Barandun lieferte auf den drei ersten Abschnitten die Bestzeiten und musste nur im Schlussanstieg knapp Andrea Bricalli vom RMV Chur den Vortritt lassen. In der Gesamtwertung setzte sich der 23-Jährige vom Team Bernina Sport/Merida nach 35:21 Minuten mit 25,3 Sekunden Vorsprung auf Iwan Hasler aus Gipf-Oberfrick und 59,2 Sekunden vor Thomas Häusermann aus Winterthur durch. Pascal Nay (Zizers/Thömus Racing Team) wurde Vierter, der Churer Bricalli Fünfter.
Die Seniorenklasse gewann Heinz Joos aus Domat/Ems. Duathlon-Weltmeisterin Zoller lieferte auf allen vier Abschnitten die Bestzeit und hatte 1:43 Minuten Vorsprung auf Lea Fuchs aus Winterthur. Dritte wurde die in Fläsch lebende Deutsche Daniela Höfler. Alessia Nay aus Zizers wurde Vierte.
Aufwand lohnte sich
Gefahren wurde das Rennen nicht in der Masse. Die Teilnehmenden seien einzeln gestaltet, was den Aufwand erhöht habe, so die Organisatoren. «Auch wenn dieses Format mit gleich vier fixen Zeitmessungen, einer Streckensicherung über mehrere Stunden und Einzelstart enorm aufwändig war, es tat gut, der Normalität wieder ein Stück näherzukommen», zog Stefan Schwenke Bilanz, der Ruinaulta-Ilanz-Vals koordiniert.
«Damit, dass die Wetteraussichten einige abgeschreckt haben und dieses Wettkampfformat nicht allen gefällt, mussten wir rechnen. Uns gefällt es auch nicht», so Schwenke. «Aber es war unter diesen Umständen das Optimum dessen, was wir machen konnten. Denn eins war für uns klar: Wir wollen Ruinaulta-Ilanz-Vals. Aber ohne Kompromisse bei Streckensicherheit und Gesundheitsschutz.»
Man habe gleichzeitig auch vorsichtig zeigen wollen, was alles gehe. Auch die Resonanz sei positiv ausgefallen. «Wir hatten allein seit der Ankündigung, dass Ruinaulta-Ilanz-Vals gefahren wird, nochmals rund 25 Nachmeldungen. Dass gleichzeitig einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht kommen würden, war zu erwarten.» Am Ende waren es im Vergleich 43 Prozent der Teilnehmer von 2018. «Das ist deutlich mehr als bei vergleichbaren Angeboten mit Rennen über mehrere Tage oder gar Wochen, wie wir sie zum Beispiel in diesem Winter im Langlauf hatten, und zeigt, dass unsere Entscheidung richtig war», so Schwenke. «Die meisten, die bei uns waren, waren seit über einem Jahr kein Rennen mehr gefahren und entsprechend glücklich.»
Dienstag, 4. Mai 2021 / Quelle: Südostschweiz
Neubau sichert Zukunft der Valser Biomilchproduzenten
Im Gebiet Morizei in Vals wird seit Montag an der künftigen Dorfsennerei gebaut. Im Frühling 2022 soll die 3,7 Millionen Franken teure Anlage in Betrieb gehen – zehn Jahre nach der Projektlancierung.
Zuerst hätte es ja eigentlich nur ein Ersatz für den Käsekeller sein sollen. Aus dem bisherigen musste sie raus, die Sennereigenossenschaft Vals mit ihren neun Milchlieferanten. 2012 war das, doch dann kam alles etwas anders als gedacht. Seit Wochenbeginn realisiert die Genossenschaft nun im Dorfteil Morizei auf der linken Seite des Valserrheins einen Sennereineubau für 3,7 Millionen Franken, der symbolische erste Spatenstich hat bei Schneetreiben am Montag stattgefunden. Im April 2022 soll der Betrieb eröffnet werden können, zwei Jahre, bevor die Genossenschaft ihren 100. Geburtstag feiern kann.
Schwierige Bauplatzsuche
Schon kurz nach dem Projektstart im Jahr 2012 habe man festgestellt, dass man nicht nur einen neuen Käsekeller brauche, sondern die Produktionsinfrastruktur der Sennerei ebenfalls ersetzen müsse, erinnert sich Projektleiter Andy Oesch. Die Standards hätten über kurz oder lang nicht mehr eingehalten werden können. Damit begann der lange Weg zum Neubau. Erste Pläne wurden vom Kanton zurückgewiesen. Ein geeigneter Bauplatz war nur schwer zu finden, und als man in Morizei endlich Erfolg hatte, wurde bekannt, dass der Bauplatz wegen Lawinengefahr in die rote Zone fallen sollte. Immerhin: Im Entstehen befindliche Lawinenschutzbauten gaben Hoffnung, dass es wieder zu einer Rückstufung in die blaue Zone kommen könnten – was dann nach drei Jahren auch Realität wurde.
Wärmeverbund aufgebaut
Die nächsten Pläne wurden erneut vom Kanton zurückgewiesen. Und es fehlte ein taugliches Energiekonzept. «Öl oder Strom als Energie fürs Käsekessi wollten wir nicht», erklärt Oesch. Die Lösung war der Aufbau eines Valser Wärmeverbunds mit Holz, er ist inzwischen in Betrieb und sein Auslöser, die Sennerei, nur noch ein kleiner Teil dieses Vorhabens. Ende 2021 soll der der grösste Teil des Dorfes mit Fernwärme erschlossen sein.
Als anspruchsvoll erwies sich dann auch die Finanzierung des Sennereineubaus, die erst im Herbst 2020 dank der Coop Patenschaft für Berggebiete als letzter Beitragsgeberin abgesichert werden konnte. Involviert sind ausserdem die Genossenschaft mit ihren Eigenmitteln, Bund und Kanton, die Gemeinde und die Bank.
«Das Investitionsvolumen», räumt Oesch ein, «ist hoch.» Schuld daran sei unter anderem die in der blauen Zone nötige lawinensichere Bauweise, mitentscheidend sei aber auch die für einen Tourismusort unabdingbare Sortimentsbreite, wie sie die Valser Sennerei bereits heute habe. Diese breitere Palette bedinge eine teurere Mehrzweck-Produktionsanlage. «Aber unsere Investition ist im Vergleich zu anderen Sennereiprojekten gut gesichert», findet Oesch. Das Produktsortiment sei erfolgreich, der Absatzmarkt stabil. Und dann sind da die neun Biomilch-Produzenten aus dem Tal, die laut Genossenschaftspräsident René Stoffel auch in Zukunft 600'000 Liter im Jahr liefern wollen – nicht mehr, aber auch nicht weniger und dank der «Pipeline» von der Alp Leis hinab ins Dorf sogar sommers.
Ein Eins-zu-eins-Ersatz
«Wir wollen einfach unsere Milch hier im Tal verarbeiten können», sagt Stoffel, «und die Wertschöpfung so in Vals behalten.» Darum wird der Neubau für die bisherige Milchmenge ausgelegt, als Eins-zu-eins-Ersatz für die alte Sennerei. «Deren Betrieb wird vom Kanton nur noch geduldet, weil wir am Neubau dran sind.»
Die Genossenschaft hat einen grossen Vorteil: Die beteiligten Landwirte sind fast alle jüngeren Jahrgangs, lediglich in einem Fall ist die Pensionierung nicht mehr so fern, aber auf diesem Hof ist die Nachfolge schon geregelt. Und bis zur nächsten anstehenden Pensionierung unter den Milchbauern dauert es dann rund 15 Jahre. «Die Milchmenge ist vorderhand gesichert», betont Stoffel. Und handkehrum sichere der Bau der Sennerei die Zukunft der neun kleinen Höfe.
Wichtige Stellen im Bergdorf
Auch die landwirtschaftliche Vielfalt in Vals kann laut Stoffel erhalten bleiben. Denn mit der Biomilchproduktion koexistieren im Tal die Mutterkuhhaltung, die Schaf- und die Ziegenhaltung. Und am Sennereibetrieb hängen direkt 500 Stellenprozente – für das 1000-Seelen-Bergdorf wichtige Arbeitsplätze.
Mittwoch, 14. April 2021 / Quelle: Südostschweiz
Seine Leidenschaft geht unter die Haut
Sandro Casutt sticht unter die Haut und blickt in die Sterne – ein bunter Hund im Bergdorf Vals.
Manche bewundern ihn, andere wundern sich: Die Leute im Dorf wissen nicht so recht, was sie mit so einem anfangen sollen. Und wäre er nicht einer von ihnen, seit Generationen in der Surselva verwurzelt, würden sie ihm wohl recht deutlich zu verstehen geben, wie fremd ihnen das ist, wofür und wovon er lebt.
Gelernt hat er Elektromonteur, aber die Energie, die aus der Steckdose kommt, hat ihn nie wirklich interessiert. Bald schon stand er bei der Mutter in der Hotelküche des Edelweiss, wusch Salat, schälte Kartoffeln, schrubbte Pfannen und spürte, wie eine innere Unrast ihm den Seelenfrieden raubte – ein Gefühl, das ihn zunehmend lähmte, bis zu dem Tag, an dem er alles hinschmiss und sagte: «Jetzt mach ich das, was ich insgeheim schon immer machen wollte.»
Was Ötzi und Sissi gemein haben
Die Geschichte des Tattoos fasziniert ihn schon lange. Ötzi, die Gletschermumie vom Similaun-Gletscher – er hatte sich vor fünftausend Jahren seltsame Zeichen unter die Haut ritzen lassen. Sissi, die unglückliche österreich-ungarische Kaiserin – sie hütete den Anker auf der Schulter als kleines süsses Geheimnis. Seefahrer ergänzten den Anker mit einer Rose und verewigten beides auf Brust und Bizeps. Ganoven und Dirnen gaben sich einander durch Tattoos zu erkennen.
Sandro Casutt hat sich das Konterfei von Albert Einstein auf den Oberarm tätowieren und den Unterarm komplett einschwärzen lassen. «Die Frau, die mich damals gestochen hat, war so zart und liebevoll, dass ich den Schmerz als angenehme Begleiterscheinung wahrnahm», erinnert er sich. Und er nahm sich diese Erfahrung zu Herzen: «Wenn ich selber steche, will ich den Schmerz, der nun einmal dazugehört, mit empathischer Sanftheit lindern!»
Kühlschränke für Sibirien
Im Obergeschoss eines Industriegebäudes, am Ufer des Valser Rheins, hat er sein Studio eingerichtet – er nennt es «Färberei»-Werkstatt – und «verkauft Kühlschränke für Sibirien», wie Linus Livers, Moderator im romanischen Lokalradio, öffentlich spottete. Will heissen: In der Tausend-Seelen-Gemeinde Vals ist ein Tattoo-Studio ähnlich entbehrlich wie ein Kühlaggregat in der russischen Arktis.
«Höchst selten», bestätigt Sandro Casutt, habe er einen Einheimischen auf dem Schragen. In der Szene allerdings, in der überschaubaren Subkultur jener, die ihre Haut als lebendige Leinwand zu Markte tragen, hat sich rasch herumgesprochen, dass in einem kleinen Bergdorf einer mit scharfem Auge und feinem Händchen die Nadel führt. Und schon bald nach der Eröffnung vor zehn Jahren nahmen Kunden aus nah und fern den Weg nach Vals auf sich.
Sie kommen aus Schluein bei Ilanz, wo der frühere Arbeitskollege Ricardo Sgier zunächst sein erster Kunde und bald auch sein bester Freund wurde. Und aus Deutschlands hohem Norden, von wo aus Hannah die lange Reise ins Bündnerland gleich zweimal angetreten hat: Beim ersten Mal war sie noch ein kleines Mädchen, das mit den Eltern in den Urlaub gefahren war, um am Fuss des Zervreilahorns das Skifahren zu lernen. Als junge Frau, mittlerweile selbst schon Mutter geworden, kehrte sie zurück, um sich von Sandro ihren Lieblingsberg auf dem Unterarm verewigen zu lassen.
Warum tun Menschen sich das an? Warum nehmen sie Schmerzen auf sich, um für den Rest ihres Lebens gezeichnet zu sein – mit einem Motiv, das vielleicht irgendwann einmal nicht mehr gefällt und kaum wieder rückgängig gemacht werden kann?
Sandro Casutt lächelt, die Frage hört er nicht zum ersten Mal – und ... «nun ja, es gibt eine sehr einfache Antwort», sagt er. «Weil es schön ist! Weil der Körper des Menschen an sich schon ein Kunstwerk ist, das kreativ gestaltet werden will.»
Parabeln für Vergänglichkeit und Hoffnung
Und dann gibt es noch die vielen, nicht mehr ganz so einfachen Antworten, die in der Regel nur für den gelten, der sie formuliert. Ricardo Sgier etwa, Sandros früherer Arbeitskollege und heutiger Freund aus dem Nachbartal, verbindet mit der Tattoo-Nadel den Körperkult mit Ahnenkult: Totenköpfe zieren seine Oberschenkel neben dem Porträt einer schönen, alten Frau. «Das ist meine Grossmutter», sagt der 33-jährige Tontechniker. «Sie lebte noch, als ich sie auf meine Haut stechen liess – und sie freute sich, dass sie nach ihrem Tod auf diese Weise weiterleben würde.» Und die Totenköpfe? «Das sind die Ahnen, die vorangegangen sind.»
Sandro und Ricardo haben sich darauf geeinigt, dass der eine aus dem Körper des anderen eine Parabel für die Zeit macht, für Vergangenheit und Vergänglichkeit und für Hoffnung – es ist ein Langzeitprojekt: «Für meine Eltern», sagt Ricardo, «ist noch genug Platz!»
Sandro Casutt sticht nicht immer, nicht alles, nicht jeden. Bevor er sein Tätowiergerät mit Tinte befüllt und die Nadel ansetzt, will er genau wissen, mit wem er es zu tun hat. «Wir führen erst einmal ein ausführliches Gespräch», sagt er. Befindlichkeit, Lebenssituation, Umfeld, Herkunft – der ganze Mensch wird ausgelotet, und «wo eine gewisse charakterliche Reife fehlt» oder «wenn jemand einfach nur ein chinesisches Schriftzeichen gestochen haben will», kann es durchaus vorkommen, dass eine ehrliche, aber unbedarfte Haut unversehrt nach Hause fährt...
Was ist gegen chinesische Schriftzeichen einzuwenden? «Im Grunde gar nichts – sie sind ja durchaus auch schön. Aber es ist wichtig, dass man das, was man auf der Haut trägt, auch versteht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Chinese sich arabische Schriftzeichen als Tattoo stechen lässt.»
Sandro und das Geheimnis des Glücks
In klaren, mondlosen Nächten schultert Sandro das Teleskop und die Kameraausrüstung und begleitet seinen Bruder Markus ins Gebirge. Die beiden steigen bis über die Waldgrenze hinaus. Wenn kein irdisches Licht mehr den Glanz der Sterne trübt, lassen sie sich von der Dynamik des Kosmos in den Bann ziehen und visualisieren mit raffinierter Langzeitbelichtung den Lauf der Sterne am Firmament.
In solchen Momenten entdeckt Sandro das Geheimnis des Glücks: «Du siehst da eine Wahrheit, die im selben Moment schon seit Lichtjahren vergangen ist. Du blickst in die Ewigkeit hinaus und zugleich tief hinein in dein innerstes Selbst. Da findest du dich in deinem eigenen Universum.» Er legt eine Pause ein. Und fährt mit sanftem Lächeln fort.«Mit dem Tätowieren ist das genau so. Du arbeitest an der Oberfläche des Menschen. Und kehrst sein Innerstes nach aussen. Es sind dieselben Widersprüche, dieselben Auflösungen.» Vielleicht sollte er wieder einmal etwas Neues stechen. Kein Sternbild. Aber ein Zeichen. Einen Löwenkopf. Oder den Wassermann.
Samstag, 6. März 2021 / Quelle: Berner Zeitung
Willkommen im fast normalen Leben
Hotels sind derzeit wie Inseln in der Pandemie. Viele Schweizer gönnen sich diese Flucht vor Corona, geniessen einmal wieder Restaurant und Wellness. Manche Häuser laufen so gut wie nie. Ein Augenschein im Thermenhotel «7132» in Vals.
Vals, Sonntag, 11 Uhr. Es schneit wieder einmal in diesem Winter des Missvergnügens. Doch hier drinnen in der weitläufigen Lobby des «7132»-Hotels in Vals ist es angenehm – nicht nur, weil im riesigen Cheminée die Flammen lustig lodern. Tatsächlich, da sitzen Menschen zusammen gemütlich an Tischen, Servicepersonal wieselt umher. Das junge Paar hat gerade eingecheckt und nimmt gleich den offerierten Welcome-Drink an der Bar; sie einen perfekt geschäumten Cappuccino, bei ihm perlt der Champagner im Glas. Andere kommen vom Frühstück aus dem Restaurant und fragen sich, ob sie erst noch eine Runde durch den Schnee stapfen oder lieber gleich ins Schwimmbecken steigen sollen. Ferienstimmung. Hotelalltag. Doch wer unversehens aus der Corona-Realität in diese Szene gerät, reibt sich die Augen. Ist das ein Paralleluniversum?
Stillschweigender Sonderweg
Nahezu in ganz Europa sind spätestens seit dem Winter die Hotels geschlossen. In den meisten Ländern gilt explizit ein Beherbergungsverbot für touristische Zwecke. Nicht so bei uns. Doch dieser Aspekt des Schweizer Sonderwegs wurde nie an die grosse Glocke gehängt. In der Covid-19-Verordnung des Bundesrates vom 18. Dezember und den nachfolgenden Verschärfungen wird nur indirekt deutlich, dass die Hotellerie weitgehend verschont bleibt von den Verboten, die das Leben seither so einschränken. In den Bestimmungen heisst es lediglich, Sport- und Wellnessbetriebe sowie Restaurants und Bars dürften weiterhin geöffnet haben, sofern sie zu Hotels gehören und deren Gästen vorbehalten sind. Natürlich hat die Branche zumal in Tourismuskantonen wie Graubünden diesen Entscheid begrüsst. Doch offensiv damit zu werben, getraute man sich bisher nicht. Die Steinböcke Gian und Giachen wollen im aktuellen TV-Spot zwar durchaus den Rest der Schweiz ins Bündner «Wintertraumland» locken, dass der Traum aber Abende in der Bar, servierte Gourmetmenüs und die Massage im Spa beinhaltet, wird nicht herausposaunt.
Kein Wunder, im Tourismus weiss man sehr wohl, wie dünn das Eis ist, auf dem man sich bewegt. Ein Ischgl-ähnlicher Party-Vorfall oder ein massiver Ausbruch in einem voll belegten Haus und die stillschweigende Duldung würde ganz schnell einbrechen. Nicht zuletzt deshalb ging das grosse Zittern durch die Reihen, als es vor zwei Wochen ausgerechnet das Bündner Flaggschiff «Badrutt’s Palace» mit der britischen Covid-19-Variante erwischte. Das schnelle Durchgreifen von St. Moritz hat möglicherweise die anderen Destinationen vor dem Aus bewahrt.
Fluchtburg mit Bad
Die Unsicherheit scheint auch die Gäste zu betreffen. Die Hotels werden gebucht – gezwungenermassen fast ausschliesslich von Schweizern –, aber beinahe etwas verschämt. Mit den eigenen Ferien im Freundeskreis protzen, das tut derzeit kaum jemand. Wenn der Eindruck nicht täuscht, werden momentan fast keine Selfies im Hotelambiente auf Instagram und Co. gepostet. Höchstens wird ungläubiges Staunen ausgedrückt: Schaut mal, so etwas gibt es tatsächlich noch.
Auch beim Kurzbesuch in der zur berühmten Therme gehörenden Hotelanlage in Vals, ist dieses Gefühl mit Händen zu greifen. Man geniesst eine Rückkehr auf Zeit ins fast normale Leben. Was solls, dass einem beim Eintritt ins Hotel und ins Bad jedes Mal an einer automatischen Messstation die Temperatur genommen wird, das Personal stets Masken trägt und man selbst diese nur abnehmen darf, sobald man sitzt. Man hat sich längst dran gewöhnt. Richtig aufregend ist jedoch die Erfahrung, die eigenen vier Wände einfach so verlassen zu können, an einem Restauranttisch Platz zu nehmen, unter Leuten zu sein, sich die Flasche Wein nicht selbst öffnen zu müssen. Das «7132», welches seit der Übernahme durch den Investor Remo Stoffel im Jahr 2012 von ihm die Postleitzahl von Vals als Hotelname verpasst bekam, hat auch in Nicht-Corona-Zeiten sehr viel zu bieten. Doch momentan ist es für die meisten vor allem eines: die perfekte Fluchtburg.
Es sind für diese Kategorie Hotel überraschend viele junge Leute, kaum über 30, die man dieser Tage hier antrifft. «Wir wollen einfach mal dem Stress mit Corona entkommen», erklärt ein Paar aus Basel, das diesen Winter schon zum zweiten Mal gebucht hat. Nein, unter anderen Umständen hätte es sie wohl nie nach Vals verschlagen, geben sie zu. Aber die Therme sei schon sehr beeindruckend, sagen sie. «Man ist wie in einer anderen Welt.» Die kargen, kathedralenartigen Räume des Zumthor-Meisterwerks tragen zweifelsohne zum Sicherheitsgefühl bei. Weil externe Besucher fehlen, schwebt man im Wasser der Grotten aus Valser Quarzit tatsächlich oft völlig ungestört.
Endlich wieder ausgehen
«Stundenlang wellnessen und dann endlich mal wieder ausgehen zum Essen. Das ist das Grösste», meint eine junge Zürcherin. Mit Mutter und zwei Schwestern geniesst sie das verlängerte Frauen-Weekend. Für den Ausgang im Hotel macht man sich auch schick, wie allenthalben zu beobachten ist. Die schönen Kleider, die im Home Office niemand braucht, wollen endlich einmal ausgeführt werden.
Ausgesprochen gut läuft etwa das Angebot «Silver Sundays», mit einem 9-Gang-Mittagsmenü im hochdekorierten Restaurant «Silver», Übernachtung von Sonntag auf Montag und Mitternachtsschwimmen in der Therme ab 390 Franken pro Person. Die Kreationen von Starkoch Mitja Birlo sind ein Ereignis, zeitgemäss, eigenständig und – sehr sympathisch – abwechselnd von seiner jungen Crew präsentiert. So macht Gourmetküche Spass. Wären wir Restauranttester, würden wir hier voraussagen, dass der dritte Stern nicht mehr weit ist. Doch auch einfacher kann man essen im «7132»: klassisch im «Red», in der Pizzeria «Da Papa» oder im Stübli des «Glenner». Restaurantleiter und Sommelier Dominic Lackner fällt auf, wie locker das Geld derzeit bei so manchen Gästen sitzt. Weil viele seit Wochen kaum Gelegenheit zum Geldausgeben haben, darfs jetzt gern etwas mehr sein. «Da wird auch schon mal der Wein für 150 Franken bestellt», freut er sich.
Ist das «7132» die grosse Ausnahme in der Bündner Hotellandschaft, die doch kürzlich erstüber ein sattes Minus für diesen Winter geklagt hat (Ausgabe vom 2. Februar)? Es gibt Hinweise, dass dem nicht so ist. Auch wenn sich momentan kaum ein Hotel mit seiner guten Auslastung brüstet, meidet man solche Aufmerksamkeit doch lieber. Allerdings sind die Voraussetzungen nicht überall gegeben. Vals zeigt, was es braucht, um als Pandemie-Fluchtort erfolgreich zu sein: eher weitab vom Schuss liegen, eine fast autarke Welt für sich sein, über ein breites Angebot «inhouse» verfügen, viel Platz haben und Sicherheitsmassnahmen vor und hinter den Kulissen so konsequent wie dezent umsetzen.
Donnerstag, 11. Februar 2021 / Quelle: Südostschweiz
Die Schutzengel konnten nicht helfen
70 Jahre nach der Lawinenkatastrophe von Vals erzählt eine damals Verschüttete von den schlimmen Stunden am 20. Januar 1951.
Als es um 21.59 Uhr zuerst dumpf donnert und wenig später heult, dröhnt, kracht und überall im Ort dunkel wird, liegt sie im Nachthemd im Bett und schläft. Weiss nicht, dass diese Sekunden ihr Leben verändern werden. Dass sie ihren Vater und zwei ihrer Geschwister nicht mehr lebend wiedersehen wird. Als sie aufschreckt, erwacht, weiss sie nur: Ich stecke im Schnee. Ich ersticke fast. «Ich dachte, ich höre meine Mutter um Hilfe rufen. Aber vielleicht waren es auch die Stimmen der Helfer, die nach uns suchten.»
70 Jahre danach, noch dazu in einem Winter mit enormen Schneemengen, kommt vieles wieder hoch. Gerne erzählt Pia Deplazes-Tönz nicht davon, was sich am Abend des 20. Januar 1951 in Vals ereignet hat. Es braucht Überwindung. Aber das Unglück ist präsenter denn je, «jetzt, wo ich alt bin. Es tut mir weh, was damals alles passiert ist». Sie lebt mit ihrem Mann in Chur, die alte Heimat besucht sie nicht mehr oft, «im Winter überhaupt nicht». Obwohl sie natürlich weiss, dass das Dorf längst geschützt ist gegen den Weissen Tod: Die Erlebnisse als elfjähriges Mädchen, die Erinnerungen an eine Katastrophe mit Ankündigung bleiben.
Schneefall und Sturmwinde
Der Januar 2021 und der Januar 1951 ähneln sich betreffend Schneehöhen. Die Niederschlagsmengen am 18. Januar 1951 sind beträchtlich, und am folgenden Tag schneit es weiter. Das Lawinenbulletin warnt bereits am 19. Januar vor «sehr grosser» Gefahr; es könnten auch «selten auftretende Lawinen niedergehen». Gleichentags kommen zum Schneefall sturmartige Winde in den Bergen hinzu. Im Valser Talboden fallen in drei Tagen etwa 100 Zentimeter Neuschnee; in den Anrissgebieten in der Höhe lagert sich durch die Winde vermutlich noch deutlich mehr ab. Das Bulletin vom 20. Januar hält fest, die Lawinengefahr habe sich «wesentlich verschärft und ein ausserordentliches Ausmass angenommen».
Am Samstagmittag löst sich in Vals erstmals seit 139 Jahren die Molatobel-Lawine aus dem Gebiet der Leisalp. Sie zerstört vier Ställe. Ein Alarmzeichen. Der Gemeindepräsident rät, einige exponierte Häuser zu evakuieren. Umgesetzt wird der Ratschlag nicht, wie der 1952 erschienene Winterbericht des damaligen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung Weissfluhjoch/Davos festhält. Das Schicksal nimmt seinen Lauf.
Ein «digitales Fenster»
Zum aktuellen Lawinenwinter-Gedenkjahr planen die Gandahus-Vereinigung, die Schul- und Gemeindebibliothek Vals, die Plattform Kultur am Montag und das Forum Vals verschiedene Aktivitäten und Veranstaltungen unter dem Titel «Lawinenwinter 1951 – Vals erinnert sich». Eine davon ist trotz der Coronasituation schon umgesetzt: In der Galerie Lisa Lee Benjamin im Haus Fridolin Hubert in Vals werden bis Ende Februar in einem «digitalen Fenster» Fotos von 1951 gezeigt. Sie stammen aus dem Bestand der Fotografen Franz und Karl Heini, realisiert hat die Präsentation Pascal Werner von der Fotostiftung Graubünden. Weitere Anlässe sollen folgen.
Die Moors wollen nicht fort
«Ich weiss noch, die Mutter hat gesagt, wir müssen raus aus unserem Haus», erzählt Pia Deplazes-Tönz. Der Familie Tönz gehört das Gebäude, eine zweite Familie wohnt zur Miete darin, es sind die Moors mit ihren drei Buben und zwei Mädchen. Und die Moors wollen nicht fort. «Sie haben gesagt, mit ihren Kindern hätten sie so viele Schutzengel. Und da fand meine Mutter: Wenn unsere Mieter nicht gehen, können wir auch nicht gehen.» Als um 21.59 Uhr das Licht ausgeht, sind zwölf Personen im Haus Tönz. Zwei komplette Familien. Nur Pias ältere Schwestern Klara und Theresia sind nicht da, sie arbeiten auswärts in Hotels.
Die Alpbüel-Lawine erwischt Teile des Dorfs mit Gewalt. Links des Valserrheins, zwischen der Brücke und dem Kurhaus, zerstört sie Wohnbauten und Ställe, begräbt über 30 Menschen. Auch die Familien Tönz und Moor. Zurück bleibt ein Trümmerfeld.
Als das Ausmass der Katastrophe in der Dunkelheit klar wird, lässt der Gemeindepräsident die Glocken läuten. Innert einer Viertelstunde sind die Valser Männer auf dem Platz, sie beginnen mit den Rettungsarbeiten, kämpfen gegen die Zeit. Fünf Ledige werden auf den Weg nach Uors geschickt, aller Gefahr zum Trotz. Die Telefonverbindung ist unterbrochen, sie müssen Unterstützung ins Tal holen, bahnen sich ihren Weg durch meterhohen Neuschnee. Elf Kilometer weit. Um 3.30 Uhr kommen sie an, geben die Schreckensmeldung weiter. Die Hilfe rollt an.
In Graubünden mehr als 50 Menschenleben gefordert
Auch wenn die Zahlen je nach Quelle leicht auseinandergehen: Der Lawinenwinter 1950/51 hatte in Graubünden schwerwiegende Folgen. Genau die Hälfte der insgesamt in den Schweizer Alpen niedergegangenen Schadenlawinen wurden in Graubünden gezählt, nämlich 649. In den weissen Massen kamen kantonsweit mehr als 50 Menschen um, darunter 19 in Vals, 7 in Zernez, je 5 in Zuoz und in Safien-Neukirch, 3 in Lü und im Dischmatal, 2 in Klosters, Davos-Glaris und Monstein und je eine Person in Tujetsch, in der Val Medel, in Obersaxen, auf der Alp Grüm, in St. Antönien und in Luzein. Laut der «Naturchronik für das Jahr 1951» wurden zudem im Kanton 473 Gebäude zerstört und 92 weitere beschädigt, 215 Stück Vieh getötet und 347 Hektar Wald verwüstet, das entspricht einer Fläche von fast 500 Fussballfeldern. Die Ereignisse hatten einen massiven Ausbau der Verbauungen zur Folge.
Die Hoffnung schwindet
Die junge Pia und ihre Mutter Paulina sind um diese Zeit schon gerettet, nach vier Stunden im Schnee, die Lawine hat sie 60 Meter von ihrem Haus weggeschleudert. «Ich war unverletzt, aber natürlich völlig verstört», erinnert sich die heute 81-Jährige. «Die Mutter war verletzt, sie musste ins Spital.» Pausenlos wird im Trümmerfeld weitergesucht. Doch bis am Sonntagabend wird aus dem Haus Tönz niemand mehr gefunden. Die Hoffnung schwindet.
36 Stunden nach dem Niedergang der Lawine wird Pias Schwester Emilia ausgegraben, vier Stunden später Vater Heinrich, wenig später Bruder Eugen. Sie sind alle tot. «Sie lagen eigentlich nicht so tief im Schnee. Aber an einem Ort, an dem man sie nicht vermutet hatte. Deshalb fand man sie erst spät», sagt Pia Deplazes-Tönz. Nach mehr als 58 Stunden wird schliesslich die Familie Moor entdeckt, ebenfalls tot, vom 40-jährigen Vater bis zur anderthalbjährigen Jüngsten. Insgesamt verlieren durch die Alpbüel-Lawine 19 Valserinnen und Valser ihr Leben.
Woanders im Dorf neu gebaut
Nach der Nacht, in der auch die Schutzengel nicht helfen konnten, habe Mutter Paulina stets ein Kopftuch getragen, erzählt Pia Deplazes-Tönz. Vielleicht habe sie sich so ein wenig geschützt gefühlt. Dort, wo das Haus gestanden habe, habe die Mutter nicht mehr leben wollen, zuerst seien sie beide in eine Wohnung gezogen, später habe sich die Mutter für einen Neubau woanders in Vals entschieden. Sie starb 1959 an einem Tumor. Pia, 19 Jahre alt, war nun auf sich allein gestellt. Und sie machte ihren Weg.
Sind Narben geblieben? «Nein. Ich denke, ich konnte verarbeiten, was passiert ist», gibt sich die einst Verschüttete heute überzeugt. Auch wenn es weh tat und die Erinnerung noch immer schmerzt: Das Leben ging weiter, «man musste einen Strich ziehen.» Aber dieses ungute Gefühl, wenn winters viel Schnee liegt, das will nicht verschwinden.
Regionalforstingenieur Riedi: «Die Schutzmassnahmen wirken heute sehr gut»
Trotz des vielen Schnees mussten in Vals diesen Winter noch keine aussergewöhnlichen Lawinenereignisse registriert werden. «Von einer lokalen Meldung wissen wir, dass bei Lunschania eine Lawine bis zum Valserrhein vorgedrungen ist, sonst gab es nur kleinere Vorkommnisse», sagt Bernard Riedi vom Amt für Wald und Naturgefahren, in der Surselva zuständig für Schutzbauten. Vals sei heute aber auch gut geschützt: einerseits durch permanente Stahl- und Netzverbauungen sowie Lawinendämme, andererseits durch die erfolgten Aufforstungen und die Schutzwaldpflege.
«Die ersten Verbauungen entstanden schon kurz nach 1900 auf der Seite des Hora», weiss Riedi. Am Valser Hausberg wurden Trockenmauern erstellt, die gleichzeitig vor Lawinen und Rüfen schützen sollten. «Danach gab es eine Pause bis zum Lawinenwinter 1951, er war die Initialzündung für weitere Verbauungen.»
In den Siebzigerjahren folgten dann die Dämme. Im Lawinenwinter 1974/75 hatte sich an der Satteltilücke die Alpbüel-Mattelawine gelöst, war – trotz der flachen Leisalp dazwischen – bis hinab ins Dorf gestürzt und hatte grossen materiellen Schaden angerichtet. Oberhalb der Leisalp wurde deshalb ein Auffangsystem mit drei mächtigen Dämmen gebaut. 23 Meter hoch hätten sie werden sollen, doch das war geotechnisch nicht ganz möglich. Die Dämme schlucken nun etwa 50 Prozent des Schnees, der sich oberhalb lösen kann. Und sie haben sich bereits bewährt: 1999 konnte ein Niedergang bis nach Vals dank ihnen verhindert werden.
«All diese Schutzmassnahmen wirken heute sehr gut», konstatiert Riedi. «Die Bauwerke werden auch laufend kontrolliert. Ausserdem gibt es noch die organisatorischen Massnahmen wie den Lawinendienst. Wir sind gut aufgestellt.» Natürlich gebe es im alpinen Umfeld Graubündens nie einen hundertprozentigen Schutz. «Aber nach menschlichem Ermessen müssen sich die Valserinnen und Valser heute keine Sorgen mehr machen.»
Samstag, 6. Februar 2021 / Quelle: Südostschweiz
Ein Methusalem der Bündner Ställe wird saniert
Seine ältesten Balken haben fast 700 Jahre auf dem Buckel. Jetzt soll der Lärchabodastall in Vals instand gestellt werden
So, wie der Lärchabodastall heute bei Vals in der Landschaft steht, datiert er aus den Jahren 1781/82. Doch einige seiner Holzbalken sind wesentlich älter, das haben dendrochronologische Untersuchungen des Archäologischen Diensts Graubünden ergeben: Sie stammen aus den Jahren 1329 und 1423. Damit gehören diese Teile des sogenannten Lärchabodastalls kantonsweit zu den ältesten noch erhaltenen Überresten von Stallbauten.
Nun kann das Gebäude saniert werden: Laut den am Donnerstag publizierten Regierungsmitteilungen unterstützt der Kanton die Instandstellung des historischen Objekts mit fast 46'000 Franken; fortan wird der Lärchabodastall deshalb auch unter kantonalem Denkmalschutz stehen. Ausgeführt wird das Projekt von der Valser Gandahus-Vereinigung, die das Ortsmuseum von Vals betreibt. Die Restaurierung des Stalls sei zwingend erforderlich, wolle man den langfristigen Erhalt des Gebäudes sicherstellen, so die Regierung. Anschliessend wolle die Gandahus-Vereinigung das Objekt für eine interessierte Öffentlichkeit zugänglich machen.
Den Lärchabodastall kann man sich übrigens ganz bequem in einem 3D-Modell anschauen und ihn sogar betreten. Das 3D-Modell ist auf der Webseite «sketchfab.com» zu finden, wo unter anderen der Archäologische Dienst Graubünden derartige Arbeiten aus seinem Portfolio online stellt.
Als ältester noch integral erhaltener Stallbau in Graubünden gilt der Martinenga-Stall im Bergeller Ort Stampa. Sein Holz wurde gemäss Datierung geschlagen, als Kolumbus Amerika entdeckte: im Jahr 1492.
Freitag, 5. Februar 2021 / Quelle: Südostschweiz
So schön startet Vals ins neue Jahr
Die meisten Silvester-Feuerwerke wurden in der Schweiz im Pandemie-Jahr 2020 abgesagt. In Vals wollte man aber nicht auf den traditionellen Silvesterzauber verzichten. So fand über dem Bündner Bergdorf eines der schweizweit grössten Feuerwerke zum Jahreswechsel statt.
Freitag, 01. Januar 2021 / Quelle: CH Media Video Unit
Vom Kriminellen zum erfolgreichen Unternehmer
Dem Valser Ein- und Ausbrecher Johann Stoffel, der es vom Verbrecher zu einer geachteten bürgerlichen Existenz brachte, widmet der Historiker Jürg Simonett eine spannende Biografie.
Mit dank riesigem Publikumsinteresse grossem Erfolg konnte Chur Tourismus in den vergangenen Wochen Führungen durch das mittlerweile stillgelegte Churer Gefängnis Sennhof anbieten. Passend zum Ende dieser Ära hat nun der Historiker Jürg Simonett, bis 2014 Direktor des Rätischen Museums, als Publikation des Instituts für Kulturforschung Graubünden die Biografie eines sehr illustren und seinerzeit legendären Sennhof-Insassen veröffentlicht, der allerdings etwas in Vergessenheit geraten ist: der Ein- und Ausbrecher Johann Stoffel aus Vals.
Stoffel lebte von 1899 bis 1970, und das Erstaunliche an seinem Leben ist, dass es nicht die verkorkste Existenz eines Verbrechers blieb, sondern aus dem kriminellen Bündner ein erfolgreicher Unternehmer im Kanton Schaffhausen wurde. Insofern ist Stoffel das mustergültige Beispiel für eine geglückte Resozialisierung dank Strafvollzug.
Ein legendärer Ruf
Die Streiche, die Stoffel den Ordnungshütern sowohl durch seine Ein- wie Ausbrüche spielte, liessen aus ihm einen populären Helden werden, der immer wieder die Lacher auf seiner Seite hatte. Sein elegantes Äusseres machte ihn ausserdem offenbar zu einem Frauenschwarm, was zusätzlich dafür sorgte, dass ihn bald ein legendärer Ruf umwehte. Einer der Höhepunkte seiner Popularität war die indirekte Mitwirkung an der Churer Fastnacht 1930, als der immer wieder aus dem Sennhof Entwichene die Fastnachtsplakette zierte und auch sonst am närrischen Treiben dieses Jahres zu allerlei Spässen Anlass gab.
Dies übrigens sehr zum Verdruss des «Bündner Tagblatts», das mahnend den Finger hob und die Frage stellte: «Wird da nicht die ganz verkehrte und verlotterte Lebensauffassung eines auf Abwege geratenen Lügners, Betrügers und Diebes verherrlicht? Man bejubelt und beweihräuchert den sittlich ganz herunter gekommenen Menschen (Konkubine in Zürich), den gemeingefährlichen Ein- und Ausbrecher, der sich ‘für alle Fälle’ mit dem scharfgeladenen Revolver bewaffnet.»
Keine Idealisierungen
Der grosse Reiz von Simonetts Stoffel-Biografie besteht darin, dass er immer wieder ausführlich aus zeitgenössischen Dokumenten zitiert und so eine Art Collage aus wissenschaftlichem Text und Quellen entsteht, die das Buch sehr lebendig wirken lassen, ohne dass es an wissenschaftlicher Genauigkeit mangeln würde. Simonett zeigt zwar sehr anschaulich, wie Stoffel fast als eine Art Robin Hood verehrt wurde, widersteht aber der Versuchung, dieses Leben hagiografisch zu idealisieren.
Simonett interessieren mehr die Umstände und Bedingungen dieser Existenz, denn als uneheliches Kind, als «Bastard», hat Johann Stoffel nicht gerade die besten Lebenschancen, schon gar nicht in der von Krieg und Armut gekennzeichneten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Insofern ist das Buch auch ein wichtiger Beitrag zur Schweizer und Bündner Sozialgeschichte.
Manche Fragen bleiben offen
Etwas bedauerlich ist, dass das Quellenmaterial zu Stoffels zweiter Lebenshälfte als erfolgreicher Unternehmer im Kanton Schaffhausen viel karger ist. Gerne hätte man mehr über Stoffels späteres Leben und seine Uniformenfabrik erfahren, in der bis zu 15 Angestellte beschäftigt waren. Hier zeigt sich einmal mehr das Manko hiesiger Wirtschaftsgeschichte: dass allzu oft Firmendokumente vernichtet worden oder nicht mehr auffindbar sind. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei vielen Unternehmen in der Schweiz um KMU handelt, ist das nicht weiter verwunderlich, aber trotzdem sehr schade.
Zur Bescheidenheit und Redlichkeit eines Historikers gehört es allerdings auch, Lücken auszuweisen und sich zum Nicht-Wissen zu bekennen. Und so zeigt sich, dass selbst das vermeintlich so üppig dokumentierte 20. Jahrhundert manche Fragen offenlässt.
Der spannenden und erfrischenden Art, auf die Simonett seine Erkenntnisse präsentiert, tut dies zum Glück keinen Abbruch, und so kann man die Biografie des Johann Stoffel nur wärmstens empfehlen.
Dienstag, 17. November 2020 / Quelle: Südostschweiz
VALSER GESCHICHTEN ZUM 1. AUGUST
DIE FERNWÄRME ERREICHT UNSERE HÄUSER
Im Mai 2019 beschloss die STWEG bei der ausserordentlichen Eigentümerversammlung, die Thermenhäuser zukünftig über die Fernwärme des "Wärmeverbund Vals" zu heizen. Die bestehende Ölheizung soll nur noch die Spitzen im Winter abdecken oder als Backup dienen.
Das Gebäude der Fernwärme-Zentrale zur Energiegewinnung ist mittlerweile fertiggestellt. Nun stehen die aufwendigen Arbeiten für den Ausbau des Leitungsnetzes an. Der Anschluss zum House of Architects, wo unsere lokale Heizzentrale untergebracht ist, wird in diesen Tagen erstellt. Wann genau die Wärme des Wärmeverbundes bezogen werden kann, ist noch unklar.
28. Juni 2020
Verkauf der Therme Vals ist korrekt abgelaufen
Die Staatsanwaltschaft Graubünden hat das Verfahren im Zusammenhang mit dem Verkauf der Therme Vals an das Unternehmen von Remo Stoffel eingestellt. Das Verfahren lief unter anderem wegen Verdachts auf ungetreue Geschäftsbesorgung, nachdem die Bündner Regierung Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht hatte.
Die Bündner Regierung hatte bei der Staatsanwaltschaft vor rund drei Jahren Strafanzeige gegen Unbekannt eingereicht. Der Verdacht: ungetreue Geschäftsbesorgung im Zusammenhang mit dem Verkauf der Therme Vals. Nun hat die Staatsanwaltschaft Graubünden das Verfahren eingestellt, wie sie in einer Mitteilung schreibt.
Den damaligen Verwaltungsräten der Hotel und Thermalbad Vals AG wurde vorgeworfen, im Auftrag der Gemeinde Vals Verhandlungen über den Verkauf der Aktien der Gesellschaft geführt und dabei zum Nachteil der Gemeinde gehandelt und sich selber unrechtmässig bereichert zu haben. Sie hätten veranlasst, dass dem Kaufangebot der Stoffelpart, dem Unternehmen von Remo Stoffel, eine Unterbewertung der Gesellschaft zugrunde liege.
Ausserdem wurde den Verwaltungsräten vorgeworfen, in diesem Zusammenhang mit der Stoffelpart eine Vereinbarung abgeschlossen haben. Dabei hätten sie unter Verletzung ihrer Pflichten eine Vermögensschädigung, respektive eine Vermögensgefährdung, zum Nachteil der Therme verursacht. Sie sollen sich dabei unrechtmässig selber bereichert haben, indem sie sich seitens der Käufer zusichern liessen, auch nach einem Verkauf der Aktien der Gesellschaft weiterhin als deren Verwaltungsräte eingesetzt zu bleiben.
Zugleich soll sich durch den Kauf der Aktien unter Wert die Stoffelpart unrechtmässig bereichert haben. Und Besitzer Remo Stoffel soll ausserdem die beiden Verwaltungsräte zu ihrem unrechtmässigen Handeln angestiftet haben.
Mittwoch, 13. Mai 2020 / Quelle: Südostschweiz
NEUER SKIRAUM FÜR DAS HAUS TOMÜL
Während die Häuser House of Architects und Zerfreila bereits über einen Skiraum verfügten, fehlte eine solche Einrichtung im Haus Tomül. Mit der Möglichkeit, den ehemaligen Verwaltungsraum neu zu nutzen, entschieden die Eigentümer an der EV 2019, diesen als Skiraum auszubauen. Pünktlich zu Beginn der Skisaison 2019/20 steht dieser nun den Bewohnern zur Verfügung.
23. Dezember 2019
Bundesgericht lässt Baupläne für Ferienhäuser in Vals platzen
Das Bundesgericht hat zwei Baugesuche für Ferienhäuser in Vals aufgehoben, die als touristisch bewirtschaftete Zweitwohnungen geplant waren. Die Häuser liegen mehrere Kilometer vom damit verbundenen Hotel entfernt, sodass die betriebliche Einheit fehlt.
Es sei unwahrscheinlich, dass die Feriengäste der im Weiler Leis geplanten Ferienhäuser die Angebote und die Infrastruktur des Hotels in Vals nutzen würden, schreibt das Bundesgericht in einem am Donnerstag veröffentlichten Urteil. Vielmehr könne davon ausgegangen werden, dass die Gäste aufgrund der Distanz von rund 3,5 Kilometern das Hotel nur zum Schlüsselholen und -zurückbringen aufsuchen würden.
Insofern reicht der zwischen Hotel und Bauherren abgeschlossene Bewirtschaftungsvertrag nicht für eine Bewilligung von touristisch bewirtschafteter Zweitwohnungen aus, führt das Bundesgericht aus. Das Kriterium des einheitlichen Betriebs setze vielmehr einen gewissen räumlichen Zusammenhang voraus.
Die Entstehung der entsprechenden Bestimmung zeigt laut Bundesgericht, dass dem Gesetzgeber eine kommerzielle Bewirtschaftung durch eine Vermarktungs- und Vertriebsorganisation allein nicht reichte. Das Parlament habe eine Gefahr des Missbrauchs gesehen, wenn touristische Wohnungen ausserhalb einer hotelähnlichen Struktur angeboten würden.
Das Gesetz verlange objektive und kontrollierbare Elemente, um sicherzustellen, dass die Wohnungen langfristig touristisch bewirtschaftet werden, schreibt das Bundesgericht in seinen Erwägungen. Ein Bewirtschaftungsvertrag könne hingegen mit Einverständnis der beiden Parteien jederzeit aufgelöst werden.
Keine Planungszone
Die Gemeinde Vals hatte 2017 die Baubewilligungen unter Auflagen erteilt - auch bezüglich des Bewirtschaftungsvertrags. Eine Beschwerde des Vereins Helvetia Nostra wies das Verwaltungsgericht des Kantons Graubünden ab. Das Bundesgericht hat dem Verein nun im Hauptpunkt Recht gegeben.
Abgewiesen haben die Lausanner Richter den Antrag, für die unüberbauten Parzellen im Weiler Leis eine Planungszone zu verfügen. Der damit einhergehende Baustopp sollte genutzt werden, um die Auszonung gewisser Parzellen zu überprüfen.
In der Gemeinde Vals beträgt der Zweitwohnungsanteil weit über 20 Prozent. Deshalb dürfen keine Zweitwohnungen mehr gebaut werden. Die Gemeinde verfügt zudem über zu grosse Baulandreserven und muss deshalb ihren Bau- und Zonenplan überarbeiten.
Donnerstag, 03. Oktober 2019 / Quelle: Südostschweiz.ch / Agentur sda
Frauenpower im 7132 Hotel in Vals
Die versierte Hotelière Katrin Rüfenacht ist die neue General Manager im 7132 Hotel. Sie übernimmt per 1. November 2019 die operative Führung des 7132 Hotels und der 7132 Therme in Vals.
Katrin Rüfenacht (41) verfügt über eine grosse Führungserfahrung. Sie war während 11 Jahren für die Giardino Group tätig. Zunächst in der Position F&B und Event Manager und anschliessend während der letzten acht Jahre als General Manager im Giardino Mountain. Sie führte das luxuriöse Boutique-Hotel in Champfèr bei St. Moritz seit der Eröffnung und war massgeblich für die erfolgreiche Positionierung des Hotels und dessen wirtschaftliche Entwicklung verantwortlich.
Katrin Rüfenacht (eidg. diplomierte Hotelière SHL) tritt die Nachfolge von Beat Fleischmann an, der eine neue berufliche Herausforderung annehmen will. Hans-Peter Domanig, Präsident des Verwaltungsrates: «Wir danken Beat Fleischmann für sein grosses Engagement und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute. Gleichzeitig freuen wir uns sehr, mit Katrin Rüfenacht eine charismatische Gastgeberin und innovative Managerin gewonnen zu haben. Wir sind überzeugt, dass sie das 7132 Hotel erfolgreich in die Zukunft führen wird.»
Philippe Frutiger, CEO Giardino Group: «Wir danken Katrin Rüfenacht für ihr grosses Engagement für die Giardino Group in den vergangenen elf Jahren. Ihre Persönlichkeit und langjährige Erfahrung leisteten einen enormen Beitrag zur Erreichung der höchsten Gästezufriedenheit. Wir wünschen ihr auch weiterhin so grossen, beruflichen Erfolg.» Frutiger übernimmt zum Start der Wintersaison das Interimsmanagement des Fünf-Sterne-Hauses. Nur einen Steinwurf von St. Moritz entfernt, ist Giardino Mountain eines von vier Häusern der Schweizer Luxushotelgruppe Giardino Group. Das Designhotel verfügt über 78 Zimmer und Suiten, das 2-Sterne-Restaurant Ecco, das Restaurant Hide & Seek und das Engadiner Restaurant «Stüva». Im dipiù Spa entspannen die Gäste nach einem ereignisreichen Tag in den Bergen.
Katrin Rüfenacht freut sich auf ihre neue Herausforderung: «Nach acht erfolgreichen und mit viel Herzblut geprägten Jahren im Hotel Giardino Mountain bin ich bereit für eine neue, spannende Herausforderung. Als passionierte Gastgeberin freue ich mich sehr, gemeinsam mit dem 7132 Team dem einzigartigen Luxushotel in Vals – mit Architektur und Gastronomie auf Top-Niveau – eine persönliche Note zu verleihen.»
Samstag, 26. September 2019 / Quelle: Pressemitteilung 7132
Valser «Chästeilet»: Ein sehr gutes Käse-Jahr
Am Montagmorgen holten die Bauern auf der Alp Selva in Vals bei der «Chästeilet» den ihnen zustehenden Käse auf der Alp ab. 68 Kühe haben diesen Sommer 54'900 Liter Milch produziert. Daraus entstanden 780 Käse und 100 Mutschli, gesamthaft gut 4700 Kilogramm Käse - ein sehr gutes Jahr.
Montag, 16. September 2019 / Quelle: Südostschweiz
Ausgezeichnetes 2018 für Vals
Am Freitagabend hat die Valser Gemeindeversammlung die Jahresrechnung vom Jahr 2018 genehmigt.
Mit einem Ertragsüberschuss von über eine Million Franken bzw. über 700'000 Franken über dem Budget schliesst die Rechnung sehr gut ab, teilt die Gemeinde per Medienmitteilung mit. «Zu verdanken ist dies hauptsächlich Mehreinnahmen bei den Steuern», schreibt Stefan Schmid, Gemeindepräsident, in der Mitteilung. Die Investitionen betragen 3.4 Millionen Franken brutto - 1.1 netto.
Zudem gibt es nun auch freie Bahn für den geplanten Sennerei-Neubau der Sennereigenossenschaft Vals. Der Neubau wurde mit einem Beitrag 300'000 Franken bewilligt und soll rund 3.5 Millionen kosten. Ausserdem wurde die Erstellung eines neuen Wasserreservoirs von der Versammlung mit einem Nachtragskredit von 700'000 Franken bewilligt.
Zum Schluss wurde noch das Einbürgerungsgesuch einer Schweizer Gesuchstellerin genehmigt.
Samstag, 06. Juli 2019 / Quelle: Südostschweiz.ch
Valser Lebensretter werden für ihre Tat geehrt
Zwei Mitarbeiter der Valser Mineralquellen AG haben genau richtig gehandelt, als ein Arbeiter plötzlich Herzprobleme bekam. Sie retteten ihm das Leben und wurden dafür zu den Betriebssanitätern des Jahres 2018 gekürt.
Corinne Raguth Tscharner
Am Valentinstag 2018 retteten die Betriebssanitäter Urs Berni und Richard Huber von der Valser Mineralquellen AG das Leben eines Monteurs, der gerade im Bündner Betrieb tätig war. Sie hätten in einem schweren Notfall richtig und vorbildlich gehandelt, schreibt die Schweizer Vereinigung für Betriebssanität (SVBS) in einer Mitteilung und verleiht den beiden Bündnern dafür den SVBS Award 2018. Damit können sich Berni und Huber Betriebssanitäter des Jahres nennen.
Der 14. Februar 2018
«Ich war im Büro, als ich den Anruf bekam, dass ich schnell ins Sanitätszimmer kommen solle», erzählt Urs Berni, der die Betriebssanität der Valser Mineralquellen leitet und dort als Disponent tätig ist. Dort angekommen findet Berni zwei Angestellte einer externen Firma vor. Einer von ihnen, der Monteur, wälzt sich auf der Liege und schreit vor Schmerzen. «Innert Sekunden habe ich realisiert, dass es dem Patienten wirklich nicht gut geht», so Berni, der zuerst an eine Nierenkolik denkt, da der Mann über starke Bauchschmerzen klagt. Kurze Zeit danach ist der Patient aber kaum noch ansprechbar. Es muss also etwas Ernsteres sein. Ein Herzinfarkt, wie sich später herausstellt.
Berni setzt den Defibrillator ein und alarmiert innerhalb von zwei Minuten Richard Hubert, der ebenfalls als Betriebssanitäter tätig ist und die Notrufzentrale alarmiert, die wiederum den Dorfarzt und die Rega benachrichtigt. Nur wenige Augenblicke später unterstützt ihn Hubert und der Dorfarzt trifft ein. «Es ist alles so schnell gegangen», meint Berni. Nach 20 Minuten trifft die Rega ein und nach 35 Minuten die Ambulanz, die den Patienten anschliessend zum Heli-Landeplatz bringt. Von da aus geht es mit der Rega ins Kantonsspital St. Gallen.
Schnelles Handeln ist ausschlaggebend
Dass an diesem Februartag alles so schnell ablief, lobt die SVBS. Berni betont jedoch, dass dies nicht nur ihm zu verdanken sei. «Glücklicherweise haben alle im Betrieb schnell reagiert und mich alarmiert. So konnte ich sofort reagieren. Auch die Unterstützung von Richard Hubert war eine grosse Hilfe.» Genau das sei dem Patienten schlussendlich zu Gute gekommen. «Es war auch hilfreich, dass ich schon viel Erfahrung habe», so Berni weiter. Er ist seit rund 15 Jahren als Betriebssanitäter tätig und besucht regelmässig Auffrischungskurse. «Man muss dafür leben, immer dran bleiben und vor allem Freude an der Tätigkeit haben.
Dankbarkeit spürbar
Es ist ein schönes Gefühl einem Mitmenschen das Leben zu retten», meint Berni, auch wenn ihm diese Tatsache nicht gleich nach dem medizinischen Notfall Bewusst geworden war. Am meisten gefreut habe er sich über die Erleichterung und Dankbarkeit der Familie des Monteurs. Nach dem Spitalaufenthalt fuhr dieser mit seinem Sohn nach Vals zurück, um sich persönlich bei Berni und seinen Kollegen zu bedanken.
Samstag, 06. April 2019 / Quelle: Südostschweiz.ch
Stiftung für Therme Vals rückt näher
Mitte des Jahres soll der Valser Gemeindeversammlung die Überführung der Felsentherme in eine Stiftung vorgelegt werden, berichtet die «Südostschweiz».
Urs Honegger
«Die Verhandlungen mit Immobilienunternehmer und Therme-Besitzer Remo Stoffel tragen offenbar bald Früchte», schreibt die «Südostschweiz»: Wie der Valser Gemeindepräsident Stefan Schmid an der Gemeindeversammlung vom Freitagabend bekanntgeben konnte, seien die gemeinsamen Gespräche mittlerweile so weit fortgeschritten, dass die Errichtung einer Stiftung für die Felsentherme von Peter Zumthor Mitte Jahr dem Souverän zum Entscheid vorgelegt werden kann. Zudem habe Stoffel respektive die Priora AG die Ende März fällige zweite Teilzahlung von 1,5 Millionen Franken an den Bau der neuen Mehrzweckhalle laut Schmid vereinbarungsgemäss geleistet, berichtet die «Südostschweiz».
Montag, 01. April 2019 / Quelle : Hochparterre.ch
Valser Schulhaus und Mehrzweckhalle neu am Fernwärmenetz
An der Valser Gemeindeversammlung am Freitag werden Kredite im Wert von 500'000 Franken gesprochen. Unter anderem soll das Schulhaus und die neue Mehrzweckhalle ans Fernwärmenetz der Wärme Vals AG.
Die Valser Gemeindeversammlung bewilligte am Freitag den Anschluss des Schulhauses und der neuen Mehrzweckhalle an den Wärmeverbund. Die Heizenergie soll somit neu über das Fernwärmenetz der Wärme Vals AG bezogen werden. Dafür wurde ein Kredit von 200'000 Franken gesprochen. Das teilt die Gemeinde in einer Mitteilung mit.
Weiter stimmte die Versammlung der Sanierung der WC-Anlagen im Gemeindehaus, die mit 170'000 Franken budgetiert ist, zu. Auch der Kredit über 130'000 Franken für die Instandstellung von Waldstrassen wurde genehmigt. Über die Teilrevision der Ortsplanung, die geringfügige Anpassungen in der Ortsplanung enthält, soll an der Urne abgestimmt werden.
Stiftung Felsentherme
Gemeindepräsident Stefan Schmid bestätigt zudem, dass die Verhandlungen mit Remo Stoffel über die Errichtung der Stiftung Felsentherme weit fortgeschritten sind. Ziel beider Parteien sei es, das Projekt Mitte Jahr der Gemeindeversammlung unterbreiten zu können. Ausserdem habe Remo Stoffel bzw. die Priora AG die zweite Teilzahlung von 1,5 Mio. Franken an den Neubau der Mehrzweckhalle vereinbarungsgemäss geleistet, heisst es in der Mitteilung weiter.
Samstag, 30. März 2019 / Quelle: Südostschweiz.ch
Stoffel fusioniert Valser Therme und überschuldetes Hotel
Der Bündner Immobilienunternehmer integriert das «7132 Hotel» mit der Zumthor-Therme in sein Unternehmen.
Der Bündner Immobilienunternehmer Remo Stoffel integriert sein «7132 Hotel» mit der bekannten Therme im Bergdorf Vals in die Priora Suisse in Chur. Das Hotel steckt gemäss amtlich veröffentlichten Zahlen in den Schulden.
Wie aus der am Dienstag im Bündner Kantonsamtsblatt publizierten Mutationsnotiz hervorgeht, übernimmt die Priora Suisse AG in Chur die Aktiven und Passiven der 7132 AG in Vals. Gemäss Auszug stehen Aktiven von 109'819'054 Franken Passiven (Fremdkapital) von 153'696'207 Franken gegenüber.
Es lägen Rangrücktrittserklärungen im Umfang der Unterdeckung und der Überschuldung sowohl der übernehmenden als auch der übertragenden Gesellschaft vor, hiess es weiter. Rangrücktrittserklärungen kommen ins Spiel, um wegen Überschuldung nicht den Richter einschalten zu müssen. Mit dem Rangrücktritt verzichtet ein Gläubiger im Konkursfall auf die Begleichung einer Forderung.
Stoffel dementiert
Remo Stoffel liess auf Anfrage schriftlich ausrichten, er habe mit diesen Entscheidungen in der Schweiz einfache, klare Unternehmens-Strukturen geschaffen, um international industriell zu wachsen. Die Entscheide hätten mit dem Geschäftsgang der 7132 AG nichts zu tun.
Über die Finanzen seines Unternehmens will Stoffel generell nicht kommunizieren. Er teilte mit: «Als privat gehaltene Firma haben wir keine Veranlassung, uns zu einzelnen Unternehmen der Gruppe zu äussern. Ein privates Unternehmen muss die süssen Früchte des Unternehmenserfolges nicht mit der Öffentlichkeit teilen.»
Therme mit im Paket
Sozusagen mitfusioniert mit dem Hotel wird die bekannte Therme in Vals, geschaffen vom bekannten Architekten Peter Zumthor. Die Baute aus Platten des Valser Quarzit hatte Stoffel im März 2012 erworben. Die Umstände dieses Verkaufs sind in Graubünden immer noch Gegenstand einer Untersuchung durch einen ausserordentlichen Staatsanwalt.
Vor zwei Jahren stimmte die Gemeindeversammlung der Überführung der Therme in eine Stiftung der Gemeinde zu. Eine der Bedingungen damals: Stoffel behielt das Nutzungsrecht des Bades.
Die Fusion ist auch auf der Gemeindeverwaltung in Vals zur Kenntnis genommen worden. Gemeindepräsident Stefan Schmid sagte auf Anfrage, für die Gemeinde Vals ändere sich dadurch nichts, abgesehen davon, dass es im Zusammenhang mit den bestehenden Verträgen einen neuen Ansprechpartner gebe. (sda)
Dienstag, 12. März 2019 / Quelle: Tagesanzeiger
Wieder zwei Sterne für Vals
Grosse Überraschung bei der Gala des «Guide Michelin» in Luzern. Das «Silver» in Vals darf seine zwei Sterne behalten, dabei wurde erst im Mai der Küchenchef gewechselt. Mitja Birlo zeigt sich überwältigt.
Ruth Spitzenpfeil
Er hatte gar keine Einladung bekommen an die grosse Gala von «Guide Michelin» im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL). Und trotzdem war Mitja Birlo gestern wahrscheinlich der glücklichste Koch der Schweiz. Ein alter Kollege gab die gute Nachricht per Whatsapp von Luzern nach Vals durch: Die zwei Sterne für das Restaurant «Silver» in Remo Stoffels «7132 Hotel» bleiben erhalten. Damit hat der 32-Jährige geschafft, was ihm kaum jemand zutraute. Erst im vergangenen Mai hatte er die Leitung übernommen nach dem abrupten Abgang von Shooting-Star Sven Wassmer. Normalerweise reagiert die Bibel des guten Geschmacks skeptisch auf ein solches Manöver. Doch jetzt ist klar, dass der renommierte Gourmetführer die Leistung des früheren Sous-Chefs gleich hoch bewertet wie die seines Vorgängers.
«Ich habe die zwei Sterne verteidigt; jetzt sind sie meine. Da bin ich brutal stolz drauf.» Mitja Birlo, Küchenchef «Silver» in Vals
«Es ist unbeschreiblich», sagt Birlo, der nach der ausgebliebenen Post von «Michelin» mit dem Schlimmsten gerechnet hatte. Er kann sich nicht erklären, warum er nicht an die Verleihung eingeladen wurde. Aber das war ihm am Dienstagabend völlig egal. «Ich habe die zwei Sterne verteidigt; jetzt sind sie meine. Da bin ich brutal stolz drauf.» Birlo verweist auf die Teamleistung, die das möglich gemacht hat. Er war vom ersten Tag des «Silver» dabei und konnte nach der Übernahme fast auf die gesamte angestammte Crew bauen. Er stellte «mit Volldampf» das Menü um und änderte alles, was den Stempel von Wassmer trug. Die Küche sei jetzt weniger puristisch als früher, sagt er. Die Tester des Guide haben es offensichtlich goutiert.
Ein Berliner in St. Moritz
Ein neuer Stern für Graubünden geht nach St. Moritz – und zwar in ein Hotel, das Tourismusgeschichte geschrieben hat. Das mehr als 160-jährige «Hotel Kulm» darf nun erstmals eines seiner Restaurants mit der «Michelin»-Auszeichnung schmücken. Zu verdanken hat es dies dem Berliner Tim Raue, der neben seinen Unternehmen in Deutschland im Winter jeweils das «The K by Tim Raue» im Grandhotel betreibt. Die Verbindung entstand einst durch einen Gastauftritt Raues am Gourmet-Festival.
Caminada unangetastet
Auf den «Guide Michelin», den der französische Reifenhersteller für die Schweiz erstmals im Jahr 1908 herausgegeben hatte, mussten die Gourmets diesmal zwei Monate länger als üblich warten. Dafür hat man diesmal die Bekanntgabe der Gewinner gross aufgezogen. Doch so manch gestandener Meister dürfte mit einem etwas mulmigen Gefühl ins KKL gereist sein. Denn die Tester des Guide hatten zuvor in Frankreich den Göttern im Koch-Olymp das Fürchten gelehrt. Gleich drei berühmte Küchenchefs verloren ihren dritten Stern, darunter die elsässische Kochlegende Marc Haeberlin, dessen «Auberge de l’Ill» in Illhäusern die höchste Auszeichnung mehr als 50 Jahre innehatte.
Ein ähnliches Drama hat sich in der Schweiz nicht abgespielt. Im Gegenteil: Es wurden so viele Sterne wie noch nie vergeben, insgesamt 128. Herabgestuft wurde aufgrund mangelnder Leistungen niemand; dies geschah nur – wie etwa beim «Weiss Kreuz» in Malans – aufgrund eines Pächterwechsels.
Graubünden hat seine führende Stellung als Genusskanton beibehalten. Und einsam an der Spitze steht weiterhin Andreas Caminada mit seinem Restaurant auf «Schloss Schauenstein» in Fürstenau. Seine drei Sterne wurden souverän bestätigt. «Ganz sicher sein kann man sich bei ‘Michelin’ ja nie», sagt der Bündner. Aber er habe ein gute Gefühl gehabt. «Wir wissen, dass wir jeden Tag an der Front einen guten Job machen und uns stetig weiterentwickeln.»
Wie schon im letzten Jahr kann sich Caminada sogar über insgesamt fünf Sterne freuen. Denn seine beiden «Igniv»-Ableger in St. Moritz und Bad Ragaz haben jeweils einen Stern erobert. Doch diese Lorbeeren will der Star gerne seinen Zöglingen Marcel Skibba und Silvio Germann überlassen. «Das sind ihre Restaurants und ihr Verdienst.» Er selbst freut sich, dass neben dem Schloss nun seine weiteren Projekte in Fürstenau gedeihen. Die Bäckerei sei nun wieder geöffnet; das Gasthaus folge im Mai.
Mittwoch, 06. Februar 2019 / Quelle: Südostschweiz.ch
«Das erste Freilicht-Kunsthaus weltweit»
Zonentypen gibt es viele in der Raumplanung. In Vals kommt vielleicht bald ein Novum dazu: Ein Team arbeitet mit der Gemeinde an einer alpinen Kunstzone.
Jano Felice Pajarola
Gesucht werden die besten Künstler – im Fussball wäre es die Champions League.
Es befindet sich einiges im Umbruch im Valser Tourismus. Eine Strukturreform in den Tourismusorganisationen ist angedacht, das neue Finanzierungsmodell der Sportbahnen wird umgesetzt – Themen, über die die Bevölkerung am Samstagabend öffentlich informiert wurde.
Erstmals im Detail vorgestellt wurde auch ein ganz besonderes Projekt: die Kunstzone Vals. Unter dem Titel «Valser Weg» sollen Kunstwerke «in einer weiten, offenen alpinen Landschaft» ermöglicht werden, wie es im Konzept zur Zone heisst. Diese ist gedacht als neues Element in der Raumplanung, sie soll bestehende Zonen überlagern, ohne die heute üblichen Bewirtschaftungen und Regelungen zu tangieren, und von bleibender Dauer sein. Entwickelt hat die Idee ein Team unter der Leitung von Pius Truffer in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde – dem Team gehören auch Gemeindepräsident Stefan Schmid und Tourismusvorsteher Ralf Brot an.
Acht Quadratkilometer gross
Entstehen solle, sagt Truffer, «das erste Freilicht-Kunsthaus weltweit», in einer Berggegend von rund acht Quadratkilometern Grösse. Konkret geht es um das Areal von der Leisalp im Norden bis zum Weiler Frunt und Zerfreila im Süden. Höhenmässig soll die Zone auf rund 1800 Metern über Meer entlang der Wanderroute von Gadastatt nach Frunt beginnen und bis hinauf zur Bergkette um Piz Aul, Schwarzhora und Dachberg reichen. Von der Zone ausgenommen wären definierte Gebiete von nationalem Schutzinteresse und Gefahrenzonen. Was im Konzept betont wird: Der «Valser Weg» ist nicht als Themenpfad gedacht, an dessen Rand «irgendwelche Kunstobjekte» zu stehen kommen. «Und wir sprechen auch nicht von einer Kunstausstellung wie zum Beispiel in Bad Ragaz», ergänzt Truffer. Man habe vielmehr den Anspruch, in einer eigens dafür geschaffenen Zone ein «Berg- und Kulturerlebnis» zu bieten.
Keine «Show-off-Spektakel»
Aufgegriffen werden sollen Themen des Tourismus oder der Lebensformen in den Bergen; in der künstlerischen Umsetzung innerhalb der Zone sollen diese Themen dann mit spezifischem Valser Bezug reflektiert werden. Von «Show-off-Spektakeln» und «Marketing-Attraktionen» grenze man sich dabei klar ab.
Einen Platz finden sollen in der Zone nicht nur bildende Kunst und Bildhauerei: Auch Musik, Literatur, Theater und Tanz, Film, Lichtinstallationen und digitale Medien sind laut Konzept als Formen denkbar.
Die Gemeinde plant eine gemeinnützige Organisation auf Basis eines Vereins für die Kunstzone aufzubauen – und sie wird auch bei der Finanzierung eine tragende Rolle spielen, wie dem Konzept zu entnehmen ist. Über Investitionsgrössen könne zum heutigen Zeitpunkt noch nichts gesagt werden. Unterstützung versprochen hat Remo Stoffel; als Projektpartner wird die 7132 AG erwähnt.
Therme tageweise günstiger
Neuigkeiten zu vermelden gibt es zur Therme. Ab heute ist sie montags und dienstags wieder geöffnet, wie Visit Vals am Freitag via Inserat einen Bericht im «Bündner Tagblatt» bestätigte. Im Zuge der Fünf-Tage-Woche im Hotel «7132» war das Bad an den beiden ersten Wochentagen geschlossen worden; nun ist es dank einer neuen Vereinbarung mit «7132»-Eigentümer Stoffel von 11 bis 18 Uhr zugänglich. Eintrittskarten für Montag und Dienstag sind bei Visit Vals erhältlich, die Tourismusorganisation ist dann auch für den Betrieb des Bades verantwortlich. Und: Die Eintritte kosten für Tagesgäste nicht die sonst üblichen 80, sondern nur 55 Franken.
Die Tourismusorganisation Visit Vals notabene soll es in der heutigen Form bald nicht mehr geben. Gemäss Gemeindepräsident Schmid sollen die bestehenden Organisationen – Visit Vals, die Sportbahnen-AG und die Valser Marketingkommission – in einer einzigen neuen AG zusammengefasst werden. Durch den Erwerb von Aktien sollen sich Leistungsträger aus dem Tal an der Gesellschaft beteiligen können. Und jene Gruppierungen, die mit dem neuen Finanzierungsmodell des Tourismus Beiträge ins System leisten – also Hotellerie, Gewerbe, Parahotellerie, Zweitwohnungsbesitzer und die Gemeinde – sollen im Verwaltungsrat vertreten sein. Die neue Struktur soll Mitte dieses Jahres eingeführt werden, wie Schmid erklärt.
Montag, 28. Januar 2019 / Quelle: Südostschweiz.ch
Valser Tourismus soll eine Reform erleben
Am Samstag hat eine Arbeitsgruppe in Vals über die Absichten und Ziele einer Reorganisation der Valser Tourismusstrukturen informiert. Es soll eine neue Gesellschaft «Visit Vals AG» entstehen.
In Vals sollen alle touristisch relevanten Aktivitäten in einer einzigen, schlanken Organisation zusammengefasst werden, sodass nur eine Gesellschaft für die Tourismusentwicklung in Vals zuständig ist, wie es in einer Medienmitteilung heisst.
Aus diesem Grund sollen die drei heute bestehenden Organisationen Sportbahnen Vals AG (Skigebiet), Visit Vals (Tourismusinformationsbüro, Skischule, touristisches Angebot) und Marketing Vals (Werbung, Marketing) in eine neue Gesellschaft «Visit Vals AG» zusammengeführt werden.
Die Gemeinde solle massgeblich an der neuen Gesellschaft beteiligt sein, wie dies bereits bei den Sportbahnen der Fall sei. Verschiedene Angebote (Gondelbahn, Wanderbus, Betrieb des Informationsbüros) erfülle die neue Organisation mittels Leistungsaufträgen, welche die Gemeinde im Herbst beschlossen habe.
Die neue Gesellschaft werde für die Gästeerlebnisse im Ort, die Gästeinformation, die Vermarktung des Ortes, für Infrastrukturen, insbesondere Betrieb des Skigebiets Vals 3000 und die Gastronomie im Skigebiet zuständig sein.
Es ist vorgesehen, die neue Struktur auf etwa Mitte Jahr einzuführen, wie es abschliessend heisst.
Sonntag, 27. Januar 2019 / Quelle Südostschweiz
Gnädige Aktionäre bei der Sportbahn Vals
Nachdem die Valser Gemeindeversammlung dem Finanzierungskonzept der Valser Sportbahnen zugestimmt hat, zieht nun auch die Sportbahnen Vals AG nach: Die Aktionäre stimmten einer Nennwertreduktion jeder Aktie um 90 Franken zu.
Eine Woche nach der Gemeindeversammlung in Vals haben nun auch die Aktionäre der Sportbahnen Vals AG einer Bilanzsanierung zugestimmt. Das Aktienkapital wurde von 4,12 Millionen auf 412'000 Franken massiv reduziert. Die Aktionäre waren gnädig und äusserten keine Einwände gegen die Bilanzsanierung.
Urnenabstimmung folgt
Der Jahresverlust der Sportbahnen Vals AG beträgt gut 600'000 Franken. Werden die Verluste aus den Vorjahren dazugerechnet resultiert unter dem Strich ein Bilanzverlust von über 2,7 Millionen Franken.
Mit diesen Zahlen standen die Sportbahnen vor dem Aus. Retter in Not war die Gemeindeversammlung, die kürzlich einem Finanzierungskonzept zustimmte, wonach die Gemeinde auf eine ausstehende Forderung in Höhe von 3,2 Millionen verzichtet. Zusätzlich garantiert die Gemeinde laut dem Versammlungsbeschluss einen jährlichen Betriebsbeitrag in Höhe von 900'000 Franken. Allerdings müssen die Valser diesen Entschied am 25. November an der Urne noch absegnen.
Mit diesem Konzept können künftig Einheimische, Feriengäste und Auswärtige gratis mit der Gondelbahn von Vals nach Gadastatt fahren. Weiter sollen günstige Skitageskartenpreise in der Höhe von 33 Franken beziehungsweise 333 Franken für das Saisonabo, Schneesportbegeisterte nach Vals locken. Finanziert werden die Sanierungspläne über eine Erhöhung der Liegenschaftssteuer, eine neue Beherbergungsabgabe und einem jährlichen Beitrag aus dem allgemeinen Haushalt.
Sonntag, 21. Oktober 2018 / Quelle: Südostschweiz
Der erste Valser Herbstlauf ist Geschichte
In Vals wurde am Wochenende eine Premiere gefeiert. Mehr als 100 Läuferinnen und Läufer konnten während des Herbstlaufes das schöne Wetter geniessen.
Am Sonntag feierte der erste Valser Herbstlauf seine Premiere. Laut einer Medienmitteilung verzeichnete die Strecke von Vals auf dem alten Zervreilaweg zur Staumauer und über Frunt weiter zum Ziel auf der Gadastatt über 100 Teilnehmende.
Der Sieger, Marcel Berni, brauchte dafür ziemlich genau eine Stunde (1:00:40). Mit dem amtierenden Team-Europameister im Halbmarathon, gewann ein Athlet mit Valser Wurzeln. Bei den Frauen setzte sich Ornella Poltéra mit einer Zeit von 1:20:58 durch.
Der zweite Valser Herbstlauf findet am Sonntag, 6. Oktober 2019 statt.
Mittwoch, 17. Oktober 2018 / Quelle: Südostschweiz
Valser wollen ihre Sportbahnen retten
Die Sportbahnen Vals standen vor dem Aus. Nach langwierigen Diskussionen und Varianten-Prüfungen und Umfragen haben die Stimmbürger an der Gemeindeversammlung am Freitag über das Modell «Gadastatt included» abgestimmt und diesem mit grossem Mehr den Segen gegeben.
Vor rund einem Jahr lagen die Sportbahnen Vals praktisch am Boden, die Zukunft war mehr als unsicher. Nun haben die Stimmbürger von Vals dem Plan zur Sanierung und Rettung der Bahnen an der Gemeindeversammlung am Freitagabend ihren Segen erteilt.
Dazwischen lagen Monate der Diskussionen, von Arbeitsgruppen, mehreren Rettungs-Varianten, über die gestritten wurde, einer Online-Umfrage und letztlich jenem Sanierungskonzept, das jetzt umgesetzt werden kann sofern die Stimmbevölkerung dem Konzept auch noch an der Urnenabstimmung vom 25. November ihren Segen gibt.
Modell «Gadastatt included»
Dieses Modell beinhaltet den Verzicht von einigen Gläubigern auf ihre Forderungen und eine Garantie für Amortisation, wie der Gemeinderat Anfang September vorgeschlagen hatte. Das Modell «Gadastatt included» sieht vor, dass die Gemeinde einen jährlichen Betriebsbeitrag über 900'000 Franken garantiert. Dafür ist die Nutzung der Gondelbahn Gadastatt gratis und die Ski-Tickets sehr günstig.
Finanziert werden diese 900'000 Franken durch eine minime Erhöhung der Liegenschaftssteuer von 1 auf 2 Promille, eine neue Beherbergungsabgabe und einem jährlichen Beitrag aus dem allgemeinen Haushalt.
Samstag, 13. Oktober 2018 / Quelle: Südostschweiz
Vals erfüllt sich einen 30-jährigen Traum
Am Montag erfolgte in Vals der Spatenstich zur neuen Mehrzweckhalle. Im neuen Gebäude sollen neben der Turnhalle eine Arztpraxis, Physiotherapie- und Fitnessräume sowie Sitzungsräume Platz finden.
Was lange währt wird endlich gut: 30 Jahre dauerten die Diskussionen rund um eine neue Mehrzweckhalle in Vals, am Montag schliesslich erfolgte der Startschuss in die Zukunft. Im Beisein der Lehrerschaft, des Gemeindevorstandes, des Investors Remo Stoffel und Dorfarztes Ingo Kaczmarek erfolgte der Spatenstich des lange ersehnten Baus.
Gemeindepräsident Stefan Schmid sei überzeugt, dass die neue multifunktionale Infrastruktur zur Attraktivität von Vals als Wohnort beitragen werde. Dabei sei die Planung des neuen Gebäudes anspruchsvoll gewesen: Einerseits erfordere der Standort am Hang südlich des Schulhauses Hangsicherungsmassnahmen, anderseits mussten verschiedene Bedürfnisse auf begrenztem Raum untergebracht werden. «Die Architekten und Ingenieure haben die Aufgabe sehr gut gelöst», fand Schmid. Der Bau füge sich ins Dorfbild ein und werde dennoch einen markanten Akzent beim bestehenden Schulhaus setzen.
Kosten im Plan
Das neue Gebäude, das eine Mehrzweckhalle mit einem Normspielfeld für den Sport, eine Arztpraxis, Physiotherapie- und Fitnessräume sowie Sitzungsräume umfasst, soll im Frühling 2020 fertiggestellt werden. Aufgrund der bisherigen Bauvergaben soll der Kostenrahmen von 14,5 Millionen Franken eingehalten werden können, heisst es in einer Mitteilung. 4,561 Millionen davon steuert Investor Remo Stoffel bei. Dieser Beitrag wurde im Zusammenhang mit dem Verkauf des Hotels Therme an Stoffel im Jahr 2012 zugesichert.
Dienstag, 21. August 2018 / Quelle: Südostschweiz
Tourismusfinanzierungs-Modelle
Modell 1 «all included» und Modell 2 «Gondelbahn bis Gadastatt included» bleiben im Rennen.
Umfrageergebnisse zu den Tourismus-Finanzierungsmodellen in Vals liegen vor
Im Sommer 2017 wurden erste Ideen zur Rettung der Sportbahnen Vals AG bei der Bevölkerung zur Diskussion gestellt. In einer ersten Online-Umfrage sprach sich eine grosse Mehrheit der Einheimischen und Zweitwohner für den Erhalt der Gondelbahn und des Skigebietes aus.
Basierend auf diesem Feedback und diversen Gesprächen mit Vertretern von Zweitwohnern und Beherbergern wurden vier konkrete Modelle zur zukünftigen Finanzierung der Sportbahnen Vals AG ausgearbeitet und der Öffentlichkeit am 25. Mai 2018 an einer sehr gut besuchten Informationsveranstaltung vorgestellt.
Im Anschluss an die Veranstaltung konnten sich wiederum alle interessierten Kreise an einer Online-Umfrage zu den präsentieren Modellen äussern. Bereits im Vorfeld der Umfrage hat die «Interessengemeinschaft der Zweitwohnungsbesitzer in Vals» ihre Unterstützung für Modell 2 «Gondelbahn bis Gadastatt included» bekundet.
Die Online-Umfrage wurde sehr rege genutzt. Insgesamt gingen 729 Antworten ein. Davon stammten 245 von Einwohnern, 457 von Zweitwohnern und 27 von Beherbergern. 92 % der Antwortenden gaben an, die Gondelbahn zu benutzen und 75 % der Antwortenden fahren im Winter auch Ski in Vals.
Die Präferenzen zu den verschiedenen Finanzierungsmodellen sind eindeutig:
• Bei allen drei Interessengruppen (Einwohner, Zweitwohner, Beherberger) findet das Modell 2 «Gondelbahn bis Gadastatt included» die höchste Akzeptanz. Bei allen Interessengruppen findet eine Mehrheit, es sei eine gute oder diskutierbare Lösung. Bei der Wahl zwischen den verschiedenen Modellen wird es bei allen Interessengruppen von mindestens 70 % der Antwortenden auf Platz 1 oder 2 gesetzt.
• Das Modell 1 «all included» polarisiert über alle Interessensgruppen hinweg stark. Bei den Einwohnern stösst es aber nach wie vor auf die grösste Zustimmung. Auch bei diesen ist aber die Zahl jener, die das Modell nicht unterstützen können fast ebenso hoch, wie die Zahl jener, die es eine gute Lösung finden. Bei den Beherbergern und Zweitwohnern finden jeweils zwei Drittel der Antwortenden, es sei eine schlechte Lösung, die sie nicht unterstützen können.
• Die Modelle 3 «Defizitgarantie» und 4 «1&2 Mixed» polarisieren zwar etwas weniger stark als Modell 1. Sie werden aber beide von der klaren Mehrheit der jeweiligen Interessengruppen als schlechte Lösungen abgelehnt.
Der Gemeinderat hat von den Umfrageergebnissen Kenntnis genommen und mit dem Verwaltungsrat der Sportbahnen Vals AG und dem Vorstand von Visit Vals Rücksprache genommen. Modell 2 «Gadastatt included» geniesst über alle Interessensgruppen betrachtet die breiteste Akzeptanz. Bei den Einwohnern stösst aber auch Modell 1 «all included» auf grosse Unterstützung. Weil bei beiden Modellen noch einzelne Fragen offen sind hat der Gemeinderat entschieden, vorerst beide Varianten weiter zu vertiefen.
In den nächsten Wochen werden die erforderlichen juristischen Abklärungen vorgenommen und Vorlagenentwürfe zu Handen der Gemeindeversammlung erarbeitet. Sobald entsprechende Vorschläge vorliegen, werden die Vertreter der Beherberger und der Zweitwohner informiert.
Die Umfrageergebnisse können hier eingesehen werden. Das Finanzierungskonzept, wie es anlässlich der Informationsveranstaltung vom 25. Mai 2018 vorgestellt worden ist, ist hier abrufbar.
Donnerstag, 5. Juli 2018 / Quelle: Gemeinde Vals
Widerstand der Zweitwohner
Die Gemeinde Vals will ihren Tourismus und die Sportbahnen neu finanzieren. Zur Diskussion stehen vier Finanzierungsmodelle. Gegen die favorisierte Option machen allerdings einige Zweitheimische mobil.
«In den nächsten Jahren geht es dem Ferienwohnungstourismus in Vals an den Kragen», schreibt Christian Ruef in einem Anfang Woche in dieser Zeitung erschienenen Leserbrief. Der Präsident der Interessengemeinschaft (IG) Zweitwohnungsbesitzer in Vals übt Kritik am geplanten «All included»-Finanzierungsmodell zur Rettung der angeschlagenen Sportbahnen Vals (SBV).
Die Bahnen und allenfalls weitere touristische Infrastrukturen sollen künftig von den Einheimischen und den Übernachtungsgästen kostenfrei genutzt werden können, im Gegenzug kommen Gemeinde, Zweitwohnungseigentümer und Hotellerie über Pauschalabgaben für die Finanzierung des Sportbahn-Angebots auf. Die Gemeindebehörden, die Tourismusorganisation Visit Vals und eine Mehrheit der Hoteliers favorisieren dieses Modell.
Für die Zweitheimischen bedeutet dies laut Ruef: eine Verdoppelung der Liegenschaftssteuer, eine Vervierfachung der Pauschalkurtaxe. Bezahlen Ferienwohnungsbesitzer in Vals heute jährlich 120 Franken pro Bett, sollen es bei Modell 1 künftig 500 Franken sein. «Das ist nicht verhältnismässig», moniert Ruef im Namen zahlreicher Valser Zweitwohnungseigentümer. Insgesamt sind der IG etwa 100 Mitglieder angeschlossen, bei geschätzten 400 Zweitwohnungen.
«Vertreibt Zweitheimische»
Beim «All included»-Modell handelt es sich um eines von insgesamt vier Finanzierungskonzepten, über welche die Gemeinde kürzlich an einer Informationsveranstaltung orientierte. Das zweite Modell sieht vor, dass nur die Gondelbahn inkludiert wäre und das Skifahren deutlich günstiger angeboten werden könnte als heute.
Bei der dritten Option wären lediglich die jährlichen Defizite der SBV über solidarische Beiträge gedeckt, bei der vierten gäbe es eine Mischform der Modelle 1 und 2.
Der IG-Vorstand spricht sich gemäss dem Präsidenten für Modell 2 aus. Die Zweitheimischen würden mit 250 Franken Pauschalkurtaxe pro Bett zur Kasse gebeten. Ein angemessener Betrag, findet Ruef. «Wir sind bereit, Hand zu bieten, damit die Bergbahn kurzfristig saniert werden kann.
Sie ist zentral für das Dorf.» Doch bei Modell 1 sei der Preis dafür zu hoch. Im Leserbrief schreibt der Andelfinger von einer «Anleitung zur Vertreibung der Zweitwohnungsbesitzer». Und das scheinen keine Worthülsen zu sein: Ruef weiss von einem Eigentümer, der seine Wohnung nicht zuletzt aufgrund der laufenden Diskussionen unlängst verkauft haben soll.
Andere meinen: Nulltarif für alle
Es gibt aber auch andere Stimmen von der Zweitwohnungsfront. In einem Leserbrief (Ausgabe vom 1. Juni) äussert sich Beat Schnider jr. positiv zur Option 1. Der Zweitheimische aus Zürich bezeichnet das «All included»-Modell als eine «echte Alternative für Vals».
Jeder einzelne Haushalt partizipiere damit direkt oder indirekt an der Rettung der Sportbahnen. «Bezüglich der Zweitwohnungsbesitzer sollte man ehrlich zugestehen, dass mittlerweile in den allermeisten Wintersportdestinationen ein Tourismusbeitrag eingefordert wird», schreibt Schnider jr. Er geht sogar noch weiter: Der Nulltarif fürs Skifahren sollte nicht nur für Übernachtungsgäste und Einheimische, sondern für alle gelten.
Noch bis morgen können die Einwohner, Zweitwohner und Hoteliers in Vals über eine Online-Umfrage ihre Meinung und Präferenzen zu den Modellen abgeben. Die IG hat seine Mitglieder via Newsletter mobilisiert. Trotzdem geht Ruef davon aus, dass das Modell 1 das Rennen machen wird.
Im Herbst könnte es dann zur Abstimmung kommen. «Ich hoffe, dass die Gemeindebevölkerung trotzdem zwei Vorschläge zur Auswahl erhält. Denn ein Nein kommt sowieso nicht infrage, sonst wird den Bergbahnen der Hahn zugedreht.»
Nur Symptombekämpfung?
Ruef regt schliesslich an, dass Vals ein touristisches Gesamtkonzept fehle. Die an der Orientierungsveranstaltung präsentierten Visionen – etwa eine «Kunstzone» am Berg – sind seiner Ansicht nach «weit weg vom Realisierbaren».
Er vermisst eine Analyse über die Entwicklung des Valser Tourismus, und basierend auf dieser die Ausgestaltung eines Gesamtkonzeptes für die Zukunft. «Das Dorf sollte besser vermarktet werden. Ich würde ein Tourismusgremium begrüssen. Wir bieten Hand für Kooperationen.»
Gemeindepräsident Stefan Schmid war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Samstag, 9. Juni 2018 / Quelle: Südostschweiz